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Jetzt ist die Zeit für Städtereisen: Bergamo und Brescia sind italienische Kulturhauptstädte 2023

Bergamo: Blick auf die obere Stadt; Bild: Horstson

Von Bergamo nach Brescia sind es über 50 Kilometer, dennoch sind sich beide italienischen Städte erstaunlich nah: Zu Kunst, Kultur, Landschaft und natürlich gutem Essen gesellt sich in diesem Jahr auch das Prädikat der „Italienische Kulturhauptstadt 2023“. Die Initiative gibt es zwar schon seit 2014, doch zum ersten Mal wurden gleich zwei Städte zur italienischen Kulturhauptstadt ernannt. Ein Trip nach Italien liegt sowieso immer auf der Hand, wieso also nicht mal in die Lombardei? Wer noch etwas Überzeugung braucht: Hier ein wenig Input, der für einen Besuch der beiden Städte spricht …

Das Logo der italienischen Kulturhauptstädte 2023 auf dem Piazza Vittoria in Brescia; Bild: Horstson

Wir beginnen unsere Rundreise in Brescia. Die knapp 200.000-Einwohner-große Stadt ist auch als Region der Seen bekannt: Garda-, Iseo- und Idrosee liegen fast vor der Tür. Das kommt an: Der Legende nach wollten sich schon Hollywood-Stars hier niederlassen, wurden jedoch wieder abgewiesen. Apropos Legende: Leonardo da Vinci soll die Berge als Hintergrund für seine „Mona Lisa“ verwendet haben. Ob es stimmt, wird vermutlich nie geklärt werden, während einer Bootsfahrt auf dem Lago d’Iseo (2016 gab es hier das Land-Art-Projekt „The Floating Piers“ von Jeanne-Claude und Christo zu sehen) kann jeder versuchen, Ähnlichkeiten zwischen Berge und Gemälde zu finden.

Die Insel Loreto (lombardisch Isola de Lorét) erhebt sich im Iseosee nördlich von Montisola in der Nähe von Brescia

Wer nicht mit dem Boot, sondern lieber zu Fuß unterwegs sein möchte, dem sei ein Spaziergang durch Brescia ans Herz gelegt. Einen perfekten Ausgangspunkt für den Rundgang ist mit dem Piazza Vittoria der wohl wichtigste Platz in Brescia: Im Herzen der Stadt gelegen, wird er von neoklassischen Bauten umrahmt. Brescia ist übrigens die einzige italienische Stadt mit gleich zwei Kathedralen auf einem Platz.
Es ist nicht schwer zu verstehen, warum es in einer an Landschaften so reichen Region wie Brescia so viele UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten gibt. Neben der Galerie mit mehr als 200.000 Zeichnungen der Felsenkunst des Valle Camonic ist die Provinz stolz auf einen Teil der Pfahlbausiedlungen des Alpenbogens und hat die Auszeichnung auch für das Museum Santa Giulia in Brescia erhalten, das zum landesweiten Projekt „Die Langobarden in Italien – die Orte der Macht (568 -774 n.Chr.)“ gehört: Dieser Ort, an dem die Geschichte und Kultur Brescias in vollem Umfang zu sehen sind, vervollständigt die Zeitreise durch die Römerzeit, das Mittelalter und die Renaissance unter der strengen Aufsicht der Burg, die die Stadt beherrschte.

Bergamo: Blick vom Cidneo-Hügel auf Brescia; Bild: Horstson

Einen Überblick über die Stadt kann man sich vom Cidneo-Hügel aus verschaffen: Dort, wo die Burg von Brescia steht, wird man mit einem Panoramablick entlohnt, wenn man zu Fuß nach oben spaziert ist. Gemütlicher ist es auf jeden Fall mit dem Auto, wenngleich man Gefahr läuft, einen der unendlich vielen Winkel der Stadt zu übersehen. Vielleicht nimmt man, oben angekommen, auch schon den Ort ins Visier, wo man zu Mittag oder Abend sitzt? Brescia kann nämlich von sich behaupten, die Auszeichnung als Europäische Gastroregion 2017 bekommen zu haben. Diese Meinung wird sicher auch von Feinschmeckern und Anhängern der Weingastronomie geteilt: In der ganzen Provinz trifft man auf Produkte, die als DOP und DOC zertifiziert wurden. Beispiele dafür sind das Olivenöl des Gardasees und des Iseo bis hin zu den Slow-Food-Förderkreisen, den Märkten der Erde, den Restaurants – egal, ob mit oder ohne Michelin-Sternen – den Trattorien und Osterien, die traditionelle Gerichte und berühmte Weine anbieten: Franciacorta ist der Inbegriff dafür, wie Weinbau und Weinherstellung in der Region konzipiert sind.

Cantina Ronco Calino; Weinanbaugebiet Franciacorta; Bild: Horstson

Weiter gehts nach Bergamo, wir bleiben aber beim Essen: Die mit 121.000 Einwohnern etwas kleinere Stadt rühmt sich einer angesehenen kulinarischen Tradition und wird als „Hauptstadt des Käses“ bezeichnet, da es hier nicht weniger als 9 DOP-Käse gibt. Doch das berühmteste Gericht Bergamos ist wahrscheinlich die Polenta, die entweder pur oder als Beilage zu fehlen darf. Ich persönlich bevorzuge allerdings eher die süßen Varianten: mit Marzipan, überzogen von dunkler Schokolade – delizioso!

Käseverkostung im ostlombardischen Restaurant Ol Giopì e la Margì; Bild: Horstson

Der historische Kern von Bergamo entwickelte sich innerhalb der venezianischen Mauern, die 2017 als Teil der Befestigungen der Republik Venedig in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurden. Die mächtige Stadtmauer misst über 5 km und beherbergt seit 1588 die Häuser und Denkmäler des oberen Bergamo, viele von ihnen mit mittelalterlichem Ursprung. Mitten in der Stadt auf dem Hügel, dem Dreh- und Angelpunkt der Altstadt, liegt die Piazza Vecchia, von der der Architekt Le Corbusier sagte: „Man darf keinen Stein mehr berühren, es wäre ein Verbrechen“. Die Piazza beherbergt den Contarini-Brunnen und eine Reihe historischer Gebäude: Der Palazzo della Ragione mit dem Stadtturm, dem so genannten Campanone, von dem aus man eine gute Aussicht genießen kann.

Drei Hoden: Das Familienwappen des italienischen Adelsgeschlechts Colleoni; Bild: Horstson

Wo sich in Brescia noch die Frage gestellt hat, wie man von unten nach oben kommt, gibt es in Bergamo im Grunde genommen nur eine „richtige“ Antwort: Per Standseilbahn. Eine Seilbahn, die vom Zentrum der Unterstadt Bergamos durch die Mauern zur Piazza del Mercato del Fieno führt. Sie wurde 1887 gebaut und erreicht eine maximale Steigung von 52 %.
Eine zweite Standseilbahn verbindet dann die Porta Sant’Alessandro – eines der vier Eingangstore zu den Stadtmauern – mit San Vigilio, dem höchsten Hügel der Stadt. Von hier kommt man zur Burg San Vigilio, einer imposanten Festung, von der aus alle Zufahrtsstraßen zur Stadt kontrolliert wurden. Wer es sportlicher mag: Die Oberstadt kann auch über die historischen Treppen erreicht werden. Sie bestehen aus Steinen oder Kieselsteinen und sind nur für Fußgänger zugänglich. Sie eignen sich allerdings perfekt für die Erkundung versteckter Teile der Stadt.
Gar nicht versteckt werden in Bergamo übrigens drei Hoden: Sie zieren das Wappen italienischen Adelsgeschlechts Colleoni. Das Berühren der Hoden, angebracht an der Cappella Colleoni, soll Glück bringen. Das habe ich selbstverständlich gleich gemacht – ich werde berichten, ob was Wahres dran ist.

Offenlegung: Die Pressereise fand auf Einladung statt. Es wurde seitens des Gastgebers keinerlei Einfluss auf Art, Inhalt und Umfang eines Beitrages genommen.