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World Press Photo Award 2013: Ausstellung bei G+J und Lesetipp

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© Micah Albert/Redux Images; Screenshot Stern

Das Foyer des Verlagshaus G+J Haus am Baumwall in Hamburg ist sicher schon akkurat gefegt und gewischt …. Ab heute können dort die von der World Press Photo Foundation als weltbeste Pressefotos 2012 ausgezeichneten Arbeiten von Fotojournalisten bis zum 9. Juni betrachtet werden. Es ist Tradition, dass der Verlag G+J, in dem auch der Stern erscheint, sich um dieses Ereignis kümmert.
Zu sehen sind die Siegerfotos aller Kategorien. Ausgewählt wurden die Arbeiten wie immer von einer international besetzten Jury. Vorsitzender der Jury ist Santiago Lyon, Vice President und Director Of Photography bei Associated Press, USA.
Neben dem, was Fotojournalisten unter Einsatz von Leib und Leben an Kriegsschauplätzen und anderen Krisenherden der Erde auf ihren Bildern dokumentieren, werden auch Fotografien aus Sport, Umwelt, Wissenschaft und Kultur prämiert.
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© Paul Hansen/Dagens Nyheter

Anlässlich der Prämierung des Fotos von Paul Hansen (für Dagens Nyheter, Schweden), auf dem ein Begräbniszug zu sehen ist, der sich in Gaza durch eine enge Gasse bewegt, ist eine interessante Debatte um die Nachbearbeitung der Arbeiten (Bilddokumente) von Fotojournalisten entstanden. Auf dem Bild sind die Gesichter der trauernden Männer in ein übernatürlich wirkendes Licht getaucht, das an Lichtstimmungen Alter Meister oder auch Filmstills erinnert.

Man mag kaum glauben, dass so ein Bild als Ergebnis reinem fotografischen Könnens entsteht. Dazu sind Farben, Licht und auch die Dreidimensionalität der Opfer-Kindergesichter, zu gut getroffen.

Stefan Niggemeier und Matthias Krug erklären in ihrem Artikel „Zaubertricks im Photoshop“, welche Hintergründe zum Gewinnerbild recherchiert werden konnten und wo die Branche der Fotojournalisten und deren Kunden, Nachrichtenagenturen, Zeitungen und seriöse Magazine heute die Grenzen des Zulässigen festgelegt haben. Ergänzt um Informationen dazu, wer hinter dem Vorhang als „Hersteller der digitalen Realität“ wirkt: Die Meister des „Post Processing“. Könner wie Claudio Palmisano, der mit seinem Partner, dem Fotograf Francesco Zizola, 10b Photography in Rom gegründet hat.
Der sagt: „Was Fotojournalismus von Fotografie unterscheidet, ist Ethik. Wir sind gut darin, die Möglichkeiten auszuprobieren, ohne die Grenzen zu überschreiten.“ Sein von der World Press Photo Foundation 2008 ausgezeichnetes Foto (People in the news, 2nd Prize) mit dem nachbearbeiteten Regenbogen, wollte ich euch auch zeigen.
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© Francesco Zizola, World Press Photo 2008, People in the News, 2nd Prize

Dennoch: Photoshop-Disaster, wie sie in normaler Werbung und Hochglanzmagazinen fast schon an der Tagesordnung sind, kann man beim Fotojournalismus mit Sicherheit ausschließen. Manipulationen an Inhalten dieser Bilder sind nicht erlaubt. Dennoch, ganz unumstritten sind Nachbearbeitungen wie die am diesjährigen Gewinnerbild vermutete und an anderen Bildern dokumentierte (Header) nicht. Associated Press erlaubt zum Beispiel nur Nachbearbeitungen, nach Art der Verbesserungen, wie sie auch früher in der Dunkelkammer üblich waren …

Den Artikel im aktuellen Spiegel (19/2013, ab Seite 136) kann ich Fans des Fotojournalismus nur sehr empfehlen. Die Video-Interviews mit dem Jury-Vorsitzenden Santiago Lyon und anderen Mitgliedern der Jury findet ihr hier. Und ein tolles Buch zum Thema hatte Susan Sontag geschrieben Regarding The Pain Of Others …

Donnerstag, 9.Mai bis 9. Juni, Verlag G+J, Baumwall 11, 20459 Hamburg

  • Siegmar
    10. Mai 2013 at 11:09

    Solche Bilder mit Fotoshop zu bearbeiten ist für mich persönlich nicht akzeptabel.

  • Horst
    10. Mai 2013 at 12:25

    Den Einsatz von Photoshop verstehe ich in diesem Bereich nicht, gehts doch um die Nachricht und nicht um eine schöne Ästhetik, oder?
    Da Gruner + Jahr bei um die Ecke ist, werden wir da mal hin. Danke für den Tipp!

  • Daisydora
    10. Mai 2013 at 16:04

    @Siegmar

    Das kann man natürlich so entscheiden, weil ja die Realität dokumentiert werden soll. Aber der Anspruch an die Ergebnisse des Fotojournalismus steht leider auch unter dem Einfluss dessen, dass wir nirgends mehr Bilder (auch bewegte) sehen, die nicht digital nachbearbeitet wurden … und sei es nur, um die Tiefenschärfe, den Kontrast, etc. nachzubessern …. Bei den Bildern, die ich im Original und nachbearbeitet gesehen habe, hat mich die Veränderung aber nicht geschockt oder gestört.

    @Horst

    Wie schon bei Siegmar geschrieben: Das Original sieht manchmal künstlicher aus (bei Blut, z.B.), als die sachte nachbearbeitete Version. Aber ich verstehe euch, obwohl ich den Fotografen, die dokumentieren, auch das Recht zugestehe, aus dem Ergebnis bei der „Ausarbeitung“, das beste herauszuholen. Das hat man bei der klassischen Entwicklung im Labor auch schon immer so gemacht.