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Wenn der Schnee leise rieselt und hölzerne Engel durch die Lüfte fliegen … dann ist Weihnacht in Sachsen …

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Zusammenarbeit mit dem Land Sachsen

Was ein Striezel ist, das wisst ihr doch hoffentlich alle? Meiner Erfahrung nach hat da zwischen Bayern und der Nordseeküste aber jeder Bundesbürger ein anderes Bild vor Augen, und auch in Dresden ist der Dresdener Christstollen (seit 1474), der auch dem 579. Striezelmarkt (seit 1434 auf dem Altmarkt in Dresden) den Namen, gibt, kein von Hand geflochtener Hefezopf (wie in Bayern und auch in Wien) … Aber egal, als der älteste und sicher einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Republik zum ersten Mal veranstaltet wurde, bestand Deutschland noch aus geistlichen, weltlichen und Kurfürstentümern, Leonardo da Vinvi war noch nicht geboren und Michelangelo Buonarotti, der im März 1475 zur Welt kam und das für damals (und heute) biblische Alter von 88 Jahren erreichte, hätte theoretisch schon vom Dresdener Stollen essen können, der ursprünglich ja so etwas wie Brot war …

Aber ich komme schon wieder vom Hundertsten ins Tausendste: Ich kann Weihnachtsmärkte (völlig grundlos) tendenziell nicht leiden, aber der Striezelmarkt ist bezaubernd und läuft noch bis zum 24. Dezember täglich von 10:00 Uhr bis 21:00 Uhr… mit zahlreichen Verkaufsständen der Kunsthandwerker aus dem Erzgebirge und Schauvorführungen in der Holzkunstwerkstatt … ihr seht schon, es geht um Weihnachten, um schöne Weihnachtsmärkte und darum, wie man relativ oder besser ganz frei von Plastik und hässlichen Lichterketten … den Advent genießen und zum Fest weihnachtlich romantisch und kitschig dekorieren kann …

Dresdner Striezelmarkt 2013 – 27. November bis 24. Dezember

Dass wir alle etwas Kitsch für unsere Seele brauchen, stammt nicht von mir. Aber ich glaube dran. Schon jetzt, mehr als zwei Wochen vor Weihnachten warte ich ganz ungeduldig darauf, auch auf dem Tisch, dessen Dekoration und Porzellan seit einigen Jahren immer in Weiß und Grün gehalten sind, mindestens 27 der Grünhainichener Engel von Wendt & Kühn aufzustellen. Was hätte ich als Kind drum gegeben, wäre mir da schon klar gewesen, dass es auch andere Engel als diese Weißgelockten und die Putten von den Kirchenfresken gibt, solche quietschvergnügten Frohnaturen mit grünen Flügeln, auf denen weiße Punkte sind. Mir reicht es auch nicht, den Adventskranz mit diesen Engeln zu dekorieren, ich stelle die fröhlichen Himmelsboten auch zwischen Bücher, auf meinen Schreibtisch (da steht der Engel auf Schiern, der sich für Olympia nicht qualifiziert hat) und selbst im Bad wacht einer darüber, dass auch wirklich alles schön weihnachtlich abläuft. Und auch wenn Horst darauf achtet, dass ich hier nicht zu sehr auf den Pudding haue, mein Weihnachtsbaum mit den Grünhainichener Kitschengeln, mit grünen und weißen Kugeln, die ich von Hand bemalt und beschriftet habe, mit grünen und weißen Seidenrips-Schleifen und natürlich mit echten weißen Kerzen in grünen Kerzenhaltern, die ich zum Glück mal in Paris gefunden habe, gewinnt locker einen kleinen Schönheitspreis 🙂

Aber rein zahlenmäßig muss sich meine Engelsschar ganz klar geschlagen geben … auf dem größten Weihnachtsbaum mit Erzgebirgsschmuck gibt es mehr als 1.000 Holzfiguren … sie schmücken den fünf Meter hohen Weihnachtsbaum im Foyer der Sächsischen Staatskanzlei – Engelchen und Nussknacker, Schneemänner und Reiterlein … so wie die Gärtner von San Remo jedes Jahr wieder für den Blumenschmuck des Neujahrskonzerts im Wiener Musikverein sorgen, organisiert der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller in diesem Jahr bereits zum sechzehnten Mal den Schmuck des Weihnachtsbaums aller Weihnachtsbäume in Sachen. Eine schöne Tradition, an der sich Mitarbeiter und Gäste der Sächsischen Staatsregierung noch in den kommenden Wochen erfreuen können. Die Bezugsquellen der von Hand gedrechselten und geschnitzten Figürchen findet ihr am Ende des Berichts. Wäre doch gelacht, wenn ich eure Wohnungen und Häuser nicht auch etwas kitschiger bekomme …

Wer ohnehin gerade in Dresden zu tun hat, dem empfehle ich einen kurzen Abstecher ins Foyer der Sächsischen Aufbaubank (SAB), da zeigt der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. in der Vorweihnachtszeit eine Ausstellung mit weihnachtlichen Erzeugnissen, die seit 1995 mit dem Designpreis „Tradition & Form“ ausgezeichnet worden sind. Die preisgekrönten Schwibbögen und Krippen, Räuchermänner, Nussknacker, Lichterhäuser und Engel finden großen Anklang und sind dort noch bis Anfang Januar zu sehen.

Ich hatte euch ja in meinen „Kaßberger Geschichten“ schon einmal empfohlen, beim ersten Schneefall unbedingt einen Ausflug ins verschneite Erzgebirge zu machen und wiederhole das hier gerne noch mal. Nicht von ungefähr heißt diese Region auch Weihnachtsland. Außer in Bayern (dort gibt es solchen handwerklichen Romantikkitsch vermutlich auch), findet man so viel Kunsthandwerk nirgendwo in Deutschland.

Und bis Weihnachten gibt es da noch volles Programm. In vielen der Dörfer, aber natürlich auch in Sachsens Vorzeige-Städten, Dresden, Leipzig und Chemnitz. Der Reihe nach „Glanzlichter – Der besondere Weihnachtsmarkt“ im Klein-Erzgebirge, Oederan, alle vier Adventswochenenden, freitags 16:00 bis 20:00 Uhr. Samstags und sonntags 14:00 bis 20:00 Uhr. Die schönsten Bauwerke des Erzgebirges im Lichterglanz, Familienzeit & Weihnachtszauber, am 14.12.2013, von 9:00 bis 18:00 Uhr. Wichteltage in der Drechslerei Kuhnert in Rothenkirchen mit Produktionsbesichtigung, Schauvorführungen, Weihnachtsmarkt und Bastelstraße, nur noch bis zum 15. Dezember, Mittwoch bis Freitag, 13:00 bis 18:00 Uhr, Samstag und Sonntag, 11:00 bis 18:00 Uhr. Pyramidenfest bei Blank in Grünhainichen, Manufakturbesichtigung, Bastelstraße für Kinder und Weihnachtsmarkt im Hof, am 14. Dezember, 13:00 bis 17:00 Uhr. Pyramidenfest auf dem Dresdner Striezelmarkt, Vorstellung der größten Erzgebirgischen Stufenpyramide und
Gesangswettbewerb … und hier kommen noch einige Weihnachtsmärkte im Erzgebirge: der Freiberger Christmarkt geht bis zum 22. Dezember, der Annaberger Weihnachtsmarkt bis zum 23. Dezember, den Chemnitzer Weihnachtsmarkt kann man noch bis zum 23.12. besuchen … den Schneeberger Weihnachtsmarkt bis zum 22.12., den Marienberger Weihnachtsmarkt bis zum 22.12., den Schwarzenberger Weihnachtsmarkt nur noch bis zum 15.12. und den sehr schönen Seiffener Weihnachtsmarkt bis zum 22. Dezember …

À propos schöne Weihnachtsmärkte: Die leuchtenden Herrnhuter-Sterne aus Herrnhut in der Oberlausitz können unsere Leser aus der Hauptstadt auf den überaus chicen „Osmanischen Zeltdächern“ des Weihnachtszauber-Weihnachtsmarktes auf dem Gendarmenmarkt zur Genüge bewundern …

Die Weihnachtszeit ist in Sachsen übrigens auch Paradeuniformzeit … Meine erste und einzige Bergparade weltweit habe ich mal in Chemnitz gesehen … da guckt man als Großstädter und Flachlandtiroler und macht große Augen … wer vor Ort ist kann dieses Brauchtum am 14. Dezember, um 15:30 Uhr in Seiffen, oder am gleichen Tag um 17:00 Uhr in Schwarzenberg, oder am Tag danach um 14:00 Uhr in Marienberg und am 22. Dezember in Annaberg-Buchholz bewundern. Modisch gesehen gibt das viel her, weil die Uniformen reich dekoriert sind und schon seit vielen Generationen von den Bergmännern zu festlichen Anlässen getragen werden.

Wenn ich meine Freunde in Sachsen (auch noch im Dezember) besuche, schaue ich vorher sicher nach Kirchenkonzerten … vielleicht habe ich ja Glück und kann den Kreuzchor in Dresden oder die Thomaner in Leipzig mal wieder live erleben. Und wenn dann noch Zeit ist, gucke ich naturgemäß nach Ballett … mal sehen, was ich diesmal sehen werde. Für mich ist das immer wieder schön, im weiten Land der Jahresendfiguren und des schönsten Porzellans der Welt zu weilen … und vielleicht auch jemand von euch über den Weg zu laufen … während der Schnee leise rieselt … aber, liebe LeserInnen, für das passende Advents- und Weihnachtswetter, und das deutschlandweit, ist auf Horstson immer Horst zuständig.

Folgende Verbandsmitglieder haben – neben dem Verband selbst – Erzeugnisse für den deutschlandweit größten Weihnachtsbaum, ausschließlich geschmückt mit Holzfiguren aus dem Erzgebirge, bereitgestellt: Dregeno Seiffen eG, Wendt & Kühn KG, Grünhainichen, Erzgebirgische Holzkunst Gahlenz GmbH RuT, Firma Anton Uhlmann, Inh. Dieter Uhlmann, Olbernhau, Werkstätten Flade, Olbernhau, Raum- und Tafelschmuck Gabriele Günther e. Kfr., Neuhirschstein, Spielwarenmacher Günther e. K., Seiffen, Erzgebirgische Holzwerkstatt Friedmar Gernegroß, Dorfchemnitz, Kunsthandwerk C. Blank, Inh. Uwe Blank, Grünhainichen.

Mehr Infos gibts übrigens auf der Weihnachtsseite von Sachsen und in den App-Stores von Google-Play und Apple

  • peter
    11. Dezember 2013 at 10:16

    Wie wunderbar und traditionell!Seit meinem sechsten Lebensjahr ist immer am Nikolaus ein Wendt & Kühn Engel mit den elf Punkten auf den Flügeln in meinem Nikolaus Schuh:-))))

  • Ines
    11. Dezember 2013 at 10:40

    Ich bin absoluter Fan vom Weihnachtsland Sachsen und kann gar nicht genug kriegen von den Erzgebirgsfiguren. Ganz klar, dass auch bei mir zwei, drei Wendt & Kühn-Engel umherschweben und der Herrnhuter Adventsstern leuchtet. Die App „Weihnachtsland Sachsen“ kann ich übrigens wärmstens empfehlen.

  • Siegmar
    11. Dezember 2013 at 13:17

    @ Daisydora

    wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich da denken, das du für die Weihnachts-PR in Sachsen verantwortlich bist.:-) Der Strietzelmarkt ist wirklich schön und die Kreuzkirche im Kerzenlicht gefällt mir besser als die Frauenkirche. Das Elbsandsteingebirge mit dem im Winter wunderschönen Bad Schandau ist sehr zu empfehlen.

  • Daisydora
    11. Dezember 2013 at 14:47

    @peter

    Das ist ja eine niedliche Nikolaus-Tradition … da dürften ja schon so einige Engel zusammengekommen sein …. 🙂

    @Ines

    Danke für den Tipp mit der App. … da merkt man halt, dass ich so ein App-Muffel bin … freut mich, dass Du ein fan des weihnachtslands bist… und die Engel schön weiter sammeln … wer weiß, vielleicht veranstalte ich mal einen horstsonweiten Flashmob aller Wendt & Kühne Engel 🙂

    @Siegmar

    :-)) … ich gönne mir solche Kitschorgien als Gegenmittel dafür, dass ich geradezu bizarr modern eingestellt bin und als Steinbock schon immer so wohne, als ob ich gerade erst eingezogen wäre …. ich kenen auch beide Kirchen und mag die Kreuzkirche lieber …. und danke für den Tipp mit dem Elbsandsteingebirge (das ist doch sicher wieder nur so ein Berglein, das in Österreich nicht mal in der Karte eingezeichnet wäre 😉 und dem winterlichen Bad Schandau … wenn sich Horst endlich um Schneefall kümmert, dann bin ich praktisch schon dort 🙂

    Welchen Weihnachtsmarkt empfiehlst Du und unsere Wahlberliner denn in Berlin?

  • Christian
    11. Dezember 2013 at 16:49

    Klasse, die Engel kenn ich noch von Mutti und luchs ihr jedes Jahr einen ab 🙂

  • Siegmar
    11. Dezember 2013 at 17:55

    @ Daisydora

    das Elbsandsteingebirge ist schon sehr imposant, Ansehen lohnt sich. Mit gutem Gewissen kann ich nur einen empfehlen und das ist der Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt, der Rest ist, wie mittlerweile überall üblich, nur ein Rummel mit zu lauter Weihnachtsmusik.

    Weihnachtsengel hießen zu DDR-Zeiten “ geflügelte Jahresendzeitfiguren “ wie ich das hörte, hat es mich fast vor lachen umgehauen.

  • Daisydora
    11. Dezember 2013 at 18:01

    @Siegmar

    Oh ja, danke, ich hatte schon nachgeguckt, etwas über 700 Meter .. aber entscheidend ist ja, dass es dort schön ist … slod werde ich mich sicher mal auf die Socken machen …

    Also doch der am Gendarmenmarkt – der sieht auch wirklich schön aus (auf Bildern) und ich mag das Ensemble des Platzes ohnehin sehr gerne …

    Die wunderbaren geflügelten Jahreszeitendfiguren, da ging es Dir ähnlich wie mir … ich liebe diese sprachlichen Kapriolen und muss heute noch über manches lachen 🙂

  • Daisydora
    11. Dezember 2013 at 18:03

    @Christian

    Möge der Vorrat von Mutti noch lange reichen … 🙂

  • monsieur_didier
    12. Dezember 2013 at 10:01

    …der Gendarmenmarkt ist in der Tat der schönste Weihnachtsmarkt…
    tolle Umgebung wegen der beiden Dome, genug Platz, er wird gepflegt und ist nicht verdreckt wie so einige. Was mich am Anfang etwas befremdete war, das sie dort einen Euro Eintritt nehmen, aber irgendwie hat das der Qualität einen ordentlichen Schub nach vorne gegeben…
    auf jeden Fall ein empfehlenswerter Markt (in Berlin)
    Dresden hab ich leider noch nie geschafft, steht aber auf meiner Liste der Orte, die ich gerne in absehbarer Zeit bereisen möchte ziemlich weit oben…

  • Daisydora
    12. Dezember 2013 at 12:44

    @Monsieur_Didier

    Das mit Dresden musst und wirst Du sicher nachholen … man kann das ja zu jeder Zeit genießen … und ich sollte wohl bald mal wieder nach Berlin, seit ich nicht mehr in Potsdam wohne, war ich nur alle heiligen Zeiten mal dort, obwohl ich ständig gucke, was es im BE und sonstwo Kulturelles für mich gibt … 🙂