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Swedens New Top Model? – Scouts auf der Suche nach magersüchtigen Talenten …

Das ist leider keine Ente!
Die Chefärztin von Schwedens größter Klinik für Menschen mit Essstörungen in Stockholm, Anna-Maria af Sandeberg, hat sich neuerdings auch noch mit dem Problem herumzuschlagen, dass professionelle Model-Scouts vor ihrer Klinik nach „Talenten“ suchen. Für ganz schlechten Stil hält der Vorsitzende der schweidischen Gesellschaft für Aneroxie und Bulimie, der Psychologe Andreas Birgegård, diese neue Praxis des Model-Scoutings unter kranken Mädchen.
Das muss man sich mal verbildlichen: Mädchen mit schwerwiegenden Körperwahrnehmungsstörungen und fortgeschrittener Magersucht oder Bulimie werden allen Ernstes von Modelagenten angesprochen, die diese Mädchen an große Schwedische Agenturen vermitteln wollen. Wie soll man Mädchen, die normales Essen verweigern und damit sogar einen frühen Tod riskieren, durch die ohnehin sehr schwierige Behandlung und Zeit bringen, an deren Ende im günstigsten Fall nur der bessere Umgang mit der lebenslangen Krankheit gelernt werden konnte … wenn vor den Türen der Klinik Model-Scouts Beifall zu ausgemergelten Körpern und eingefallenen Gesichtern spenden und die Mädchen dazu überreden, Termine für Castings in Agenturen zu vereinbaren?

Falscher könnten die Signale gar nicht sein.

Dass „der Branche“ nicht mehr so viel heilig ist, haben wir hier schon öfter thematisiert und leider schließt das exponierte Branchenvertreter und -vertreterinnen wie die Handvoll Editors In Chief, deren Namen jeder kennt, mit ein … jene Ladies, die ihre eigenen Kinder unbedingt vor solchen Auswüchsen schützen würden und das ganz offenbar auch erfolgreich tun. Die Töchter und Söhne sind in jeder Hinsicht wohl geraten und strotzen auch körperlich nur so von jugendlicher Frische und Gesundheit.
Was kann dieser neuen Fehlentwicklung entgegen gehalten werden? Werbung treibende Kunden, die von den Medien besser aufgeklärt werden und in der Folge vernünftiger buchen? Verantwortungsbewusste Kreateure bei den großen Designer-Labels, die Casting Directors endlich zum Teufel jagen, die mit solchen Mädchen antanzen … oder ist es eher umgekehrt: Sollten die Creative Directors der Luxuslabels und High-Fashion-Vertreter endlich nur noch normale Mädchen bei den Casting Directors und Modelagenturen abfordern? Beides stimmt. Verrückt sind in diesem System viele. Manchmal habe ich den Eindruck, viele der Leurte glauben tatsächlich das oder etwas ähnliches, was Karl Lagerfeld mal vor einigen Jahren über die neuen, mageren Mädchen gesagt hatte: Die hätten eine ganz andere Morphologie und einen anderen Metabolismus … Im Klartext: 1,80 und 48 bis 52 Kilo kommen angeblich durch den neuen Model-Metabolismus ohne Hungern zustande!

Während Fachleute und Laien wie wir ganz sicher darin sind, dass wir es rund um den Erdball immer noch durchgehend mit der Spezie menschlicher Wesen zu tun haben, die nur dann, wenn sie sich zu wenig Energie zufüht, immer magerer wird, denken sich Lagerfeld und Kollegen die eigene Welt heil und schön.

Auch die Codes Of Conduct und Guter-Willensbekundungen verschiedener Ausrichter von Prêt-à-porter Schauen und ganzer Länder, die Regeln für das „gesunde“ Modeln erließen, haben nicht zu einem merklichen Rückgang der Präsenz anorektischer oder bulimiekranker Models auf den Laufstegen geführt.

Dass der „Flurschaden“ dieser kranken Vorbilder bis in die Normalbevölkerung reicht, merken Ärzte, Psychologen, Lehrer und Eltern. Viele junge Leute halten Mädchen mit Größe 38 für fett – Tatsache!

Was kann man dazu noch sagen: Ich wünsche mir, die Verantwortlichen an dieser Misere mögen auf die Kinder fremder Leute genau so achten, wie sie es bei den eigenen tun. Am Ende hungern junge Mädchen auch, weil sie Model werden wollen, um in die VOGUE zu kommen oder eine tolle Schau in Paris laufen zu können … und die Leute, die dort an den Hebeln sitzen, können das was heute völlig aus dem Ruder gelaufen ist, ändern.

Filippa hatte ein Problem
Vor etwas mehr als drei Jahren, als Ralph Lauren das langjährige Spokes-Model Filippa Hamlton Palmstierna feuerete, nachdem sie sich mit Recht über ein mehr als fragwürdiges Photoshop-Disater an ihrem Körper beschwert hatte, dachte man, die Branche werde sich künftig nicht mehr getrauen, schamlos am Rechner aus ohnehin überschlanken Frauenkörpern artifizielle Kreaturen zu basteln …

… im Moment sieht es eher nach dem Gegenteil aus und Grund ist die Tatsache, dass heute weltweit jedes schlanke Mädchen denkt, sie müsste ganz dringend Model werden … und am schnellsten geht das mit der Karriere, wenn man wie die armen Mädchen in der Klinik in Stockholm, am liebsten nichts isst …

Maria Chloé Mimesevic

Das kommt dabei heraus, wenn Topmodels, die eigentlich nie welche waren, ihre Brötchen damit verdienen, nun als Showstars junge Mädchen total verrückt damit zu machen, auch unbedingt Topmodels werden zu wollen …. Wahnsinn, dein Nickname ist HK und so weiter!

Was sagt ihr dazu, lieber LeserInnen?

  • Siegmar
    22. April 2013 at 15:41

    mir wurde schlecht wie ich den Artikel gerade gelesen habe. Diese Chloe kenne ich nicht, ihr Facebook-Eintrag kann ich nicht so ganz nachvollziehen.

  • Daisydora
    25. April 2013 at 12:32

    Tut mir leid, dass ich mich erst heute wieder hier einklinke, ich hatte „Sonderschicht“

    Das ist die ganz normale Reaktion und Chloé ist ja keines dieser Mädchen aus der Klinik, nur ein treffendes Beispiel dafür, wie sehr wir uns schon an diese übertrieben mageren Gesichter gewöhnt haben,obwohl sie stellenweise wie Zitate auf das Grauen wirken, das im Dritten Reich Menschen angetan wurde. Hunger sieht man Gesichtern an.