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Rote Sohlen Parvenu’s?

An die genaue Adresse des ersten kleinen Schuhladens von Christian Louboutin unweit der avenue de l‘Opéra kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich eines sonnigen Tages mit einem Freund gerade über die tollen farbigen Hosen von Marithé + Francois Girbaud redete und wir plötzlich staunend vor dem orientalisch anmutenden Schaufenster des Minilädchens standen, schnell entschlossen reingingen … und ich innerhalb von fünf Minuten meine ersten Louboutins erstand. Alles vor knapp zwanzig Jahren, zu einer Zeit, als Sex And The City noch nicht erfunden war, daher niemand in Deutschland was von Manolo Blahnik, Christian Louboutin, Jimmy Choo und den anderen Vertretern des Luxus-Schuhmacherzirkels wusste.
Christian Louboutin war gerade mal sechsundzwanzig Jahre jung, als er den Sprung in die Selbständigkeit – und damit in den Haifischteich des harten Wettbewerbs der Modewelthauptstadt Paris – wagte …

Frauen, die tolle beziehungsweise teure Schuhe kauften, hatten keinerlei Stress mit den Marken der It-Girls, denn Victoria Beckham war damals knapp Siebzehn, hieß noch Adams und trug das an den Füßen, was andere Middleclass-Girls in England auch trugen: Einfach irgendwelche Schuhe.
Man konnte sich also bei Chanel, Yves Saint Laurent, Stéphane Kélian, Jil Sander, GUCCI, Salvatore Ferragamo, nach dessen überraschender Entdeckung auch bei Christian Louboutin und so weiter bedienen, aber völlig ohne Markendruck.
Heute, zwei Jahrzehnte danach, streitet der Erfinder der durchgehend Roten Sohle gerade darum, dass fortan nicht alle Welt ihre Schuhe mit Roten Sohlen auf den Markt bringt und damit vorspiegelt, es handelte sich bei diesen Schuhen um ebenso edle und handwerklich perfekte Treter wie die aus den Werkstätten Christian Louboutins.

Und nun will es die Marke Yves Saint Laurent gerade genau wissen, wie das so ist mit Luxusschuhen und Roten Sohlen. Modejournalistin, eine der BloggerInnen vom besten Modeblog Deutschlands, dem Modepilot, hatte das heikle Thema schon am 2.August in ihrem Bericht Oh, Sole Mio! zur Sprache gebracht und informierte darüber, dass Louboutins Anwälte im April diesen Jahres am Bundesgericht von Manhattan eine Klage gegen Yves Saint Laurent eingereicht hatten. Mit ihr sollte ein Verkaufsstopp der roten-Sohlen-Schuhe von YSL und eine Million Dollar Schadensersatz erwirkt werden. Die Anwälte von Yves Saint Laurent hingegen argumentieren, dass rote Sohlen seit Jahren auch von anderen Marken verwendet werden. Außerdem seien sie ein altes Stilmerkmal, das man bereits von Dorothy in ‘Der Zauberer von Oz’ und von König Louis XIV kenne.
Soweit der Stand der Dinge vor der Entscheidung. Louboutins Anwälte hatten dieses Markenzeichen erst im Jahr 2007 in den USA schützen lassen und eigentlich sollte sowas dann wasserdicht sein und wirken. In den Kommentaren wurde heiß darüber diskutiert und zu meinem Erstaunen ist das Publikum auf Modeblogs relativ schmerzfrei oder indifferent unterwegs, solange es nicht um den Schutz der eigenen Ideen und somit der eigenen Werte geht. Was sind schon ein Paar Rote Sohlen, würde ich den Tenor der Meinungen kurz zusammenfassen.
Am 11. August gab es dann im Bericht Entscheidung: Rote Sohlen für alle! das für Yves Saint Laurent und alle anderen Louboutin-Imitatoren erfreuliche Ergebnis zu lesen. Es mag für Louboutin zu verschmerzen sein, dass so gut gemachte Schuhe wie die von Yves Saint Laurent nun auch mit Roten Sohlen hergestellt werden können, wann immer die Schuhdesigner das wollen. Aber wirklich gut und gerecht ist diese Entscheidung garantiert nicht, da sie mittelbar jedweden Gebrauchsmusterschutz von Designideen infrage stellt.
Man darf also gespannt sein, wer aller in Kürze seine Füße ganz besonders dekorativ beim Herumschlapfen anheben wird, damit man die Rote Sohle am Billigschuh von Zalando auch wirklich gut sieht.

Vorerst begnügen wir uns damit, euch Männerschuhe von Balenciaga mit Roten Sohlen aus der neuen Kollektion zu zeigen. Das dürften dann aber wohl erst mal nur die Vorboten der Schwemme an Schuhen von allen möglichen Herstellern rund um den Erdball sein, die nun auch wegen der Premium-Anmutung der Roten Sohlen allerlei Begehrlichkeiten wecken können …

Wie denkt ihr darüber, solche Ideen schützen zu lassen, liebe Leser und Leserinnen?
Ist das nur viel Lärm um Nichts, den Christian Louboutin da veranstaltet, oder stimmt ihr mir vielleicht ein wenig darin zu, dass es besser wäre, der Schutz von Ideen anderer Leute sollte uns genauso wichtig sein, als wäre das unsere Idee und unser Gebrauchsmusterschutz gewesen.
Für Daisy steht fest: An Roten Yves Saint Laurent Schuhen finde ich die Roten Sohlen nachvollziehbar, aber in den Ideen andere Leute wie in einem Selbstbedienungsladen wildern ist an sich unfair. Von Luxusschuhherstellern verlange ich schon eigene Ideen.
Bilder: via www.matchesfashion.com, www.00o00.blogspot.com,www.mytheresa.com.Screenshot www.christianlouboutin.com

  • peter kempe
    15. August 2011 at 11:24

    eins steht fest daisy und du schreibst es schon ind ene rsten sätzen du hast vor zwanzig jahren in der rue de grenelle deine louboutins gekauft und genau da waren sie toll ohne sex and the city etc.weder die herrenschuhe von balenciaga noch die ysl frauenschuhe gehen.welch armuts zeugnisse für solche marken so etwas prägnantes zu kopieren.wenn das h&m macht oder zara dann sits schon peinlich aber balenciaga und ysl sollten eigene ideen haben.mich ödet der louboutin und blahnik boom eh an es gibt viel hübschere und individuellere schuhmarken bruno frisoni beispielsweise oder kirkwood!!
    super tolelr artikel daisy zum niederknien gut!!!

  • David
    15. August 2011 at 11:52

    Es ist nicht ok, dass „Billigmarken“ von Premiumherstellern klauen? Was ist denn dann bitte mit Punk-inspirierten Kollektionen? Oder dem Winehouse-Styling von Lagerfeld? Klar, das ist ja „nur“ Inspiration, aber das wird gefeiert. Ehrlich gesagt erinnert mich diese Argumentationsweise an das hier: http://www.youtube.com/watch?v=rm9biArobGg

    Mal im Ernst, klar, es ist das Louboutin Markenzeichen. Aber ich bezweifle, dass er farbige Sohlen erfunden hat – und das schützen zu lassen ist für mich ungefähr so wie Paris Hiltons „That’s hot“.
    Und ich hoffe mal fr alle Käuferinnen von Louboutin, dass seine Schuhe noch weitere Qualitäten außer rote Sohlen haben. Ansonsten könnte man dann tatsächlich auch bei Zara kaufen.

  • Daisydora
    15. August 2011 at 12:37

    @peter kempe

    Vielen Dank lieber Peter … ich bin in den letzten Jahren etwas von den Louboutins abgekommen, weil ich die enormen Plateuaus und vierzehn Zentimeter Heels ohnehin total vulgär finde… aber natürlich ist das eine ganz tolle Marke, am liebsten ohne den Hype, der allen drei erwähnten Marken hinsichtlich Schuhdesign nicht besonders gut getan hat.

    Kirkwood kenne ich und mag ich sehr aber bei Frisoni muss ich gleich mal nachsehen.

    Plagiate von Ideen sind peinlich und eine Bankrotterklärung für die Kreativen so toller Marken.

  • siegmarberlin
    15. August 2011 at 12:40

    die Balenciaga-Schuhe gefallen mir sehr ob mit od. ohne roter Sohle, vielleicht hätte es gereicht den roten Streifen an Absatz zu lassen, ich gebe peter recht, das hat das Haus nicht nötig und ist einfach kopiert. Wir werden sicherlich bald eine Schwemme von roten Sohlen sehen, bei Zara usw.

  • Mangoblüte
    15. August 2011 at 12:49

    ich wollte auch schon einen Bericht darüber schreiben, aber leider fehlt mir das können für tolle texte wie diesen hier.

    ich finde das so schade! CL sollte den genauen rotton sich schützen lassen…
    aber ich sehe schon bei zara & co. die roten sohlen rumstehen. cesare paciotti hat ja auch rote sohlen, aber die sind dunkler und haben noch einen Siegel drauf, also aus der nähe klar erkennbar, dass es keine CLs sind.

  • Daisydora
    15. August 2011 at 13:05

    @siegmarberlin

    So ähnlich dachte ich auch, nur ein Roter Absatz hätte es auch getan, obwohl der Streif am Absatz ohnehin auch an Prada und die Brogues erinnert…

    @Mangoblüte

    Ich danke dir, aber sowas solltest du nicht sagen und nicht von Dir denken.

    Vergiss nicht, wie lange wir hier schon in unseren Berufen unterwegs sind, ist ja auch ein wenig Erfahrungssache. Ob man das so löst wie Paciotti, was ich an sich gut finde, oder ganz anders, hauptsache, man macht was eigenes …. und viele Grüße nach Wien …

  • Das Ende von Christian Louboutin « Mangoblüte | Lifestyle Blog
    15. August 2011 at 13:33

    […] jetzt jeder Designer die Sohlen bei seinen Schuhen rot anmalen. Bestens ist das Ganze nachzulesen hier und […]

  • Horstson » Blog Archiv » Cheap Monday – Spring/Summer 2012
    15. August 2011 at 14:34

    […] Sale-Ecke – zu Recht: da bringen auch weite Schnitte und bunte Schuhsohlen, die wir schon bei Balenciaga, Jil Sander und G-Star gesichtet haben, nichts. Weitere Bilder gibt es nach dem Klick – lohnt […]

  • E.T.
    15. August 2011 at 15:06

    Die typische Sohle gehört zum Lou wie Butter auf´s Brötchen, bei Zalando hab ich auch schon 50€-Treter mit dunkelroter Unterseite gesehen. Grausam aber leider Realität, ein Stück Exklusivität geht verloren.
    lG, Eva

  • Horstson » Blog Archiv » Die Alternative zur roten Sohle: Die transparente Sohle!
    17. August 2011 at 17:10

    […] Überschrift zu diesem Artikel ergibt nur Sinn, wenn man auch den Rote Sohlen Parvenu’s? -Artikel von Daisydora gelesen hat (und selbst dann nicht wirklich), in dem es um das Urteil um die roten […]