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Penetranz zur Potenz – mein Postamt mit Zalando-Promotion „Wir bringen Weihnachten nach Hause“

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Foto: DAPD

Das ist hier so eine Art offener Brief an den sehr geschätzten Vorstandsvorsitzenden der Deutsche(n) Post: Dr. Frank Appel
Dauert auch nicht lange, weil ich bloß los werden will, dass ich mir erwarte, dass Räume der Post, wozu auch Hauptpostämter gehören, belästigungsfrei gehalten werden. Als ich heute Morgen (samstags) Post weg zu bringen hatte, sah ich schon vor den gläsernen Schwungtüren, dass der Weg zu den Schaltern halb verbaut wurde mit einer enormen Werbeplatzierung für Zalando, im Hinblick auf Weihnachten … das Versprechen: „Wir bringen Weihnachten nach Hause“ und direkt, nachdem ich noch arglos durch die Tür rechts gegangen war, sprang mich eine Promodame mit Prospekten oder Teilnahmekarten oder was auch immer an und wollte mich für die Idee von Zalando gewinnen.
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Foto: Zalando; Screenshot W&V

Nachdem mir meine Eltern schon recht früh beigebracht hatten, dass man allen Menschen höflich oder besser freundlich begegnet, blieb der Studentin (das machen doch meistens Studenten, nichts dagegen einzuwenden) erspart, was ich ihr hätte alles vorhalten können, das gegen Zalando und auch gegen Zalando zu Weihnachten spricht. Und sie musste sich auch nicht anhören, wie oft und was ich in dieser Sache hier auf Horstson schon geschrieben habe. Es reichte, zu sagen, „vielen Dank, aber ich mag den Laden einfach nicht und komme auch ohne diese Kooperation zwischen Deutsche Post und Zalando gut zurecht. Schönes Wochenende!“

Die W&V oder bessere gesagt Autorin Frauke Schobelt wusste zur Aktion zu berichten: „Zalando macht es sich bei der Postbank gemütlich: Der Online-Händler richtet in 18 Filialen ein weihnachtliches „Wohnzimmer“ ein und präsentiert dort Produkte aus seinem Sortiment (die Deko ist so was von hässlich, da sollte eigentlich Schmerzensgeld fällig werden, zumindest für Horstsonians!). Mit der Aktionsfläche – inklusive Couch, Weihnachtsbaum und Zalando-Paketen – will der Versandhändler seinen Weihnachtsslogan „Wir bringen Weihnachten nach Hause“ zum Leben erwecken. Bei einem Gewinnspiel können Postbankkunden fünf Zalando-Gutscheine im Wert von jeweils 1.000 Euro gewinnen.“ Das reicht den Kooperationspartnern aber noch längst nicht … „Im Postbank Aktionsprospekt finden Kunden außerdem einen Zalando-Flyer, in den Zalando-Paketen gibt es Beileger der Postbank.“ Es ist geplant, den Weihnachtsspot in vielen Filialen der Deutsche Post auszustrahlen. Hier mache ich Schluss, was zu viel der Werbung für diese Werbung ist, ist zu viel …

DHL ist bundesweit exklusiver Vertriebspartner von Zalando. Was der Fähigkeit, Geld zu drucken, schon ziemlich nahe kommt. Der relative Erfolg von Zalando basiert wie der anderer Onlinehändler im gleichen Segment darauf, dass man versandkostenfrei wahllos Ware bestellen kann und dann alles, was einem nicht passt, nicht gefällt oder was man nach einem Mal tragen (man kann das Zeugs glaube ich immer noch bis zu sechs Monate behalten und dann los werden) nicht noch mal anziehen will zurückschicken … selbstredend wieder versandkostenfrei.

Daran wird sich zwar demnächst in diesem Theater etwas ändern müssen, da irgendwann jeder Investor zu zappeln beginnt, der sein gutes Geld in die Idee gesteckt hat … das heißt: solide Schwarze Zahlen müssen her und das dauerhaft. Und das bedeutet, man muss den Kostenfresser und zugleich Turbo der ganzen eigentlich gar nicht so großartigen Geschäftsidee mit einem Knopfdruck wieder abstellen. Und wenn dann jeder Kunde jedes Zalando-Paket hin und zurück bezahlen muss, gewinnt der Begriff Wachstum wieder zurück, was er zuvor durch diesen Postpaketewahnsinn vermissen musste und da schreit dann auch sicher niemand mehr vor Glück: Willkommen, Jungs, in der Realität!

Wen das wirklich interessiert, wie Zalando seine Kampagne auf dem eigenen Blog abfeiert, bittesehr!

Ich wünsche mir von Dr. Frank Appel, Christkind und Weihnachtsmann, dass ich bei meinen Besuchen der Post auch vor Weihnachten freie Bahn zum Schalter habe, da sollten eigentlich nur andere Kunden stehen … und, dass ich mein Hirn beim Schlangestehen mal fünf Minuten in Ruhe durchlüften kann, ohne weitere Promotions und Werbeaktivitäten. Und das allerletzte, was ich für Weihnachten brauche, ist Hilfe von Zalando’s Marketingabteilung! Helft euch lieber selbst, bald müsst ihr echtes Geld verdienen und so wird das aber nichts.

Bilder: Zalando, Screenshot W&V

  • CACANITO
    20. November 2013 at 09:52

    Horstson ist der Grinch!
    Wieso redest du denn Zalando so schlecht?
    Die schaffen doch Arbeitsplätze (mit Millionenförderungen von den Ländern), stellen viele Arbeitskräfte ein (bevorzugt Zeitarbeiter und aus dem Ausland die dann nach ein paar Monaten von anderen Spaniern, Griechen usw. ersetzt werden).

    Für uns Kunden ist es doch Traumhaft zu Weihnachten Schuhe schnell, günstig & versandkostenfrei zu bekommen?
    (Ohne uns hätten die armen Menschen in Bangladesh keinen Job+keine Perspektive, die ganzen Arbeitslosen keine Beschäftigung, und die Post hätte weniger zu tun).

    Im Grunde ist das doch für alle Beteiligten eine Win Win Situation !?! wäre da nicht das schlechte Gewissen…

  • Jana H.
    20. November 2013 at 10:13

    Ja, Zalando kann ganz bequem sein, aber auch nur für uns wenn die Pakete zuhause ankommen. Für alle die dort arbeiten und wenig verdienen, ist es nicht Weihnachten!

  • Sven
    20. November 2013 at 10:32

    …. und wenn man dort etwas bestellt haben sollte und es ja tagsüber geliefert wird, und man nicht zu hause ist (was in der Regel der Fall ist) darf man sich Samstag dann in die Schlange stellen und (kein Scherz ich habe die Zeit gestoppt als ich ein anderes Paket abgeholt habe) 45 Minuten warten bis man dran ist …..

  • Siegmar
    20. November 2013 at 11:58

    Eine enge Freundin von mir ist Pressesprecherin bei der Deutschen Post/DHl, ich versuche sie mal zu bewegen, den Artikel zu kommentieren. Ich hatte gestern eine ähnliche Situation wie Sven, für die Abgabe eines 15 Kg Paketes habe cirka 30 Min. gewartet, in einer großen Postfiliale bzw. Postbank, das sind die, die wie jede Bank erst um 10.00 öffnen und 18.00 schließen.
    Guter Beitrag von Cacanito 😉

  • Daisydora
    20. November 2013 at 12:14

    @cacanito

    Danke, der Grinch (einer der unermüdlichen Grinche von Horstson) bin ich gerne (und ich liebe Jim Carrey) 😉 …

    Dein Beitrag, da pflichte ich Siegmar mal wieder bei, ist sehr gut … so in der Art sehe ich das auch. Wer es noch genauer wissen will, Leute wie die Samwers nerven mich einfach ungemein, egal ob mit Jamba oder womit auch immer. Diese zusammengeklauten Ideen … mit dem Geld von Venture Capitalists in den Markt gestampft, das hat nichts mit alledem zu tun, wie man Innovationen solide betreibt. Momentan sind die führend in meinem persönlichen Antipathieranking … Und die Leute, die dort wie bekloppt bestellen und dann die Hälfte oder mehr zurücksenden, sind für mich so eine Art Marsmännchen … Ich freue mich jetzt schon darauf, das dumme Gesicht aller Beteiligten zu sehen, wenn der Zwang zu ordentlich Schwarzen Zahlen diese Blase zum Platzen bringt … Merci für Dein Feedback!

    @Jana H.

    So wahr, dankeschön! 🙂 Das ist ja auf der einen Seite (die Bürjobs betreffend) so eien Art eingeschworene „Sekte“, die Leute sind mir irgendwie unheimlich … und auf der anderen Seite schrubben da Billiglöhner oder zumindest schwer unterbezahlte Zeitarbeiter dei Arbeit weg ….

    @Sven

    Auch eine super Geschichte … man steht dann in der endlosen Postschlange, manchmal auch zweimal (die Rücksendung nicht vergessen) und fühlt sich hoffentlich so richtig beknackt … 😉

    @Siegmar

    Ich mag die Deutsche Post eigentlich, seit Dr. Appel Dr. Zumwinkel abgelöst hat … aber das Ding ist mir dann doch etwas zu aggressiv .. ich denke mir immer, so viele innovative Jungunternehmer in Deutschland bekommen weder die Unterstützung von Pro7, noch die von der Deutschen Post und das ist ja wohl klar, dass zalando für diese Platzeirungen zu 99 Prozent nichts bezahlt … Ja, der Beitrag von Cacanito ist in der Tat gut! 😉

  • peter
    20. November 2013 at 12:25

    Mir fällt dazu ehrlich gesagt nur eines ein…..
    deswegen gefällt mir cacanitos kommentar so gut…..schön das wir bei uns gar keine arbeitsplätze mehr schaffen von dem ein mensch mit gutem lohn leben kann….vielleicht haben wir uns ja schon selbst aufgegeben hier???Die deutsche Post bringt die schrottwelle von Zalando an den Mann….irgendwie alles nicht meine welt auch wenn ich vielleicht altmodisch bin.Es ist wunderbar in ruhe und mit viel Gefühl Weihnachtsgeschenke aus zu wählen…und das ausserhalb des Computers und Schreibtisches…. probierts doch einfach mal aus!!Dazwischen ein Bummel über den Weihnachtsmarkt.Alles besser als nur vor dem Computer zu hocken und die Dinge zusammen zu bestellen…..

  • Daisydora
    20. November 2013 at 12:34

    @peter

    Danke! Wir sind ja alle nicht nur für unser Wohlergehen veranwortlich …. und Stil sowie Lebensqualität entstehen glaube ich primär nicht vor dem Rechner, an dem man fünf Stunden durch Menüs pusselt … 😉 (der Tenor ist herrlich, ich musste auch hier sehr lachen)

  • Martin
    20. November 2013 at 17:34

    Ich mag Zalando ehrlich gesagt auch nicht. Allerdings haben die ein paar meiner Lieblingslabels (V Ave S.R., Soulland etc.) ins Sortiment aufgenommen. Obendrein, werden viele Klamotten, alle paar Tage um paar % günstiger…wie soll man denn da wiederstehen!? (ich würde ja gerne!)

  • CACANITO
    20. November 2013 at 23:48

    @Sven ich empfehle dir einer DHL Goldkarte. Den Stress mit der Post geb´ ich mir schon lange nicht mehr! Es lebe die Packstation <3 (hoffentlich rationalisiert die Post mehr stellen und ersetzt die alten, dicken & gesprächigen Mitarbeiter am Schalter).

    @Peter 🙂 ich wünsche mir auch eine bessere Welt aber die Realität sieht anders aus. Onlineshopping kann was schönes sein und muss nicht immer schlecht sein.
    Es geht schnell, es ist kundenfreundlich und oft ist es günstiger.
    Klar würde ich alles lieber Fairtrade kaufen wollen aber mal ehrlich wer kann sich dann was leisten?
    Wer eine gerechtere Welt möchte muss an seinem "Lebensstandart" große Abstriche machen so einfach ist das 🙂

    @Daisydora danke für die lieben Worte 🙂 die Blase wird nie platzen liebe Daisydora weil es genug Marsmännchen gibt (ich gehöre auch zu ihnen und ja ich oute mich jetzt als Zalandokunde *kreisch* (ich hab auch zig Schuhe jedes Paar sitzt wie ne 1, sie waren alle deutlich günstiger als im Handel und ich musste mir nicht den Stress mit inkompetenten "Outfitberatern" im Real-Life geben)).

    Nicht nur Zalando ist ein super kulanter Händler die Liste ist lang. In Germany kann man wirklich alles umtauschen ob getragen, zerrissen oder sonst was… deutsche Händler nehmen alles zurück! Man will ja nicht den Kunden vergraulen…
    Deutschland ist ein harter Markt und heiß umkämpft das wissen wir alle die großen der Branche machen Online Millionen gar Milliarden und jeder will ein Stück von dem Kuchen haben. Als Konsument kann man deutliche Signale setzten aber in Deutschland ist es schwer alle reden doch wenn´s um die Wurst geht schaut jeder nur zu…

  • PeterKempe
    21. November 2013 at 00:49

    Ne ich Schau nicht zu ! Ich hab nicht ein einziges Teil im Schrank was nicht fairtrade ist und fast alles ist in Europa gemacht.Man darf halt keine Massen kaufen und halt seine Sachen lange tragen.Das geht auch ohne ein riesen Budget.Dann hat man halt nicht 60 T – Shirts im Schrank sondern nur 15.

  • Daisydora
    21. November 2013 at 11:59

    @martin

    Ganz ehrlich, wenn Du da irgendwelches Zeugs günstig findest, von dem Du weisst, dass es da ist …. kannst Du ja dort bestellen … wir haben ja nichts dagegen, dass Leute was über Katalog oder Webangebote bestellen. der Wahnsin geht ja erst dort los, wo querbeet bestellt wird und die pakete nur so hin und her fliegen, weil es nichts kostet … 🙂

    @Cacinato

    Mit Vergnügen … da wäre ich mir nicht so sicher, das hat der Entrepreneur der Entrepreneuire der New Economy in Deutschland, Paulus Neef, auch gesagt, bevor Pixelpark zum Jordan ging.

    Fakt ist, Schwarze Zahlen kannst Du nur schreiben, wenn jeder bezahlt, was er an Leistungen abruft … da bedingt, dass die Transportkosten vom Kunden übernommen werden und wenn dei Leute jedes paket bezahlen müssen, kannst Du dabei zusehen, wie schnell der Umsatz runter geht …

    Und das mit dem kulanten Händler sehe ich auch anders, obwohl ich da an amerikanische Verhältnisse gewohnt bin. Es ist asozial und sowas von kaputt, Dinge zu bestellen, zu tragen und dann wieder zurück zu schicken … und früher oder später wir jegliche Kulanz zurückgefahren, wenn es sich um Märkte handelt, in denen ein zu hoher Prozentsatz an Nassauern unterwegs ist. Gegen Marketing- und Vertriebsrealität, wie sie weltweit funktioniert, können auch die „Jungs“ bei Zalando nicht angehen. Von mir aus kann dort kaufen, wer will, ich bin ganz sicher, dass es in Deutschland zu einer Vollbremsung kommen wird, wenn die Investoren Druck machen. In anderen Märkten mit enormen Wachstumspotenzialen kann das anders sein, zumindest für eine gewisse Zeit.

    Gegen Online-Handel an sich habe ich nichts … aber die Folgekosten von mangelnder Innovationskraft und schlechtem Marketing sollten weder den anderen Kunden noch der Allgemeinheit aufgebrummt werden. Und bei Firmen, die ihre Leute schlecht berhandeln oder bezahlen, kaufe ich sowieso nicht. Keine Ahnung warum, ich finde Zalando in Gänze total uncool, inklusive dieser primitiven Werbung …
    🙂

    @PeterKempe

    Sehr gut beschrieben …man bekommt das hin … vielleicht nicht alle, aber mehr Leute, als heute in Deutschland darauf achten … 🙂

  • 47 KW
    25. November 2013 at 10:44

    […] Zum Glück sind wir davon verschon geblieben, alleine bei der Werbung wird mir anders: “Mein Postamt mit Zalando-Promotion” […]