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Nachhaltigkeit light? – H&M sammelt von Kunden ausrangierte Klamotten in den Shops wieder ein

Gleich vorweg – was mir an der Idee gefällt: H&M Kunden und die Verantwortlichen beschäftigen sich gemeinsam mit dem Thema der Folgen des Konsumierens von Klamotten. Vorerst auf einer sehr abstrakten Ebene.
Zur Aktion: Ab Februar 2013 können Kunden ihre gebrauchte Kleidung in H&M Shops rund um den Erdball (das sind immerhin 48 Länder, in denen man vertreten ist) zurückgeben.
Dazu sagen die Presseleute von H&M: „Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil von H&M, und H&M strebt danach, die Auswirkungen auf die Umwelt durch Kleidung, über den gesamten Lebenszyklus zu minimieren.“ So viel erst mal dazu. Wir denken immer gerne etwas weiter und daher steckt für uns und unsere Leser hinter dem Begriff Nachhaltigkeit weit mehr, als das brave Einsammeln dessen, was man zuvor unter nicht immer astreinen Bedingungen produzieren hat lassen. Muss man sich nicht viel eher mit dem Zuviel beschäftigen, das der typische H&M Kunde für normal hält? Klar ist das vielleicht ein Anfang der Bewusstseinsbildung bei Kunden, wenn der Chief Executive Office von H&M verkündet: “Unser Engagement für Nachhaltigkeit ist in unserer Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt verwurzelt. Wir wollen der Umwelt Gutes tun, deshalb möchten wir unseren Kunden eine attraktive Lösung bieten: ihre ausgetragene, oder kaputte Kleidung bei H&M zu lassen“ Karl-Johan Persson. Aber, die alt bekannten Schönheitsfehler bei der Produktion und Vermarktung der Klamotten werden dadurch bekanntermaßen nicht ausgemerzt. Daran müsste mal dringend intensiv gearbeitet werden. Wenn man liest, dass es sich auf die Lohnstückkosten eines T-Shirts bloß mit weiteren 13 Cent auswirken würde, wenn man den ArbeiterInnen in den Textilfabriken einen Lohn von 45 EUR an Stelle der 30 EUR bezahlen würde (Quelle: Die Zeit), dann bekommt man auf H&M und die Textiler-Kollegen einfach immer noch eine Stinkwut.
In der Umsetzung ist die Sammelaktion natürlich auch ein Instrument der Marketingverantwortlichen. Eine Verkaufsförderungsmaßnahme. Kunden bekommen für jede Tüte Textilien (H&M akzeptiert Kleidungsstücke aller Marken und auch in jedem Zustand) einen Gutschein für 15 Prozent auf einen neuen H&M Artikel …. den man nach Gebrauch auch wieder bei H&M … und so weiter …. Im Klartext: Man kann dort sogar seine KIK Klamotten zu einem 15 Prozent Rabatt bei H&M wandeln.

Der Sammel, Entsorgungs- beziehungsweise Recycling-Partner der Aktion ist I:Collect. Das Unternehmen verfügt über die nötige Infrastruktur für eine Weiterverarbeitung. Was man da so vom Die Welt retten liest, auf der sehr professionell gemachten Website der Sammler, geht natürlich runter wie Öl. Die Zeit und weitere Erkenntnisse werden es weisen, ob das hochprofessionelle Recycling dessen, was von H&M Kunden zu viel und nicht mit dem nötigen Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Verantwortung für die Welt eingekauft wurde, wirklich etwas für uns alle besser machen kann.

In diesem Sinne lesen wir uns sicher wieder zu dem Dauerbrenner-Thema.

Bilde: Screenshot Pressemitteilung

  • Volker
    7. Dezember 2012 at 09:48

    Simple und durchschaubare PR Aktion. Sollte man boykottieren

  • Horst
    7. Dezember 2012 at 10:55

    Ich frage mich ja warum H&M die Klamotten, die sie beim Sale nicht verkaufen, spenden – Gerüchten zur Folge werden diese ja eher geschreddert…

  • Jen
    7. Dezember 2012 at 11:44

    Na klasse. Vielleicht bekommen die armen Kinder die die Teile nähen mussten auch was ab..

  • Siegmar
    7. Dezember 2012 at 12:06

    die Idee ist erstmal gut, wäre da nicht der Beigeschmack der Produktionsbedingungen und zu offensichtlich die PR.

    Grundsätzlich weniger einkaufen, vorher überlegen “ brauche ich das wirklich “ oder “ will ich es nur haben „. Qualitativ hochwertig einkaufen und an die Nachhaltigkeit denken ( obwohl das Wort mittlerweile überstrapaziert wird ).

  • Monsieur_Didier
    7. Dezember 2012 at 17:37

    …ach na ja, die Idee an sich ist nicht schlecht,
    im Fall von H&M aber billigst und sehr sehr leicht zu durchschauen…

    und es hat irgendwie einen sehr komischen Beigeschmack, dass Kinder, die die Klamotten unter den schlechtesten Bedingungen produzieren mußte,
    die dann getragen oder sogar abgetragen als Spende zurück erhalten…

    liebe Verantwortliche bei H&M, schafft erstmal akzeptable Arbeitsbedingungen bei Euren Zulieferern, dann könnt ihr noch mal wiederkommen…
    (auch, wenn ich dann immer noch sehr kritisch bis ablehnend Eurem Unternehmen gegenübersteh…

    und ja werter Siegmar, Du hast recht, das Wort „Nachhaltigkeit“ ist wahrlich überstrapaziert…
    aber sobald die Bedingungen annehmbar sind könnte man damit auch nicht mehr klappern und werben…
    sicherlich wird dann das nächste Ziel gesucht, mit dem man seinen Kunden Sand in die Augen streuen kann, aber Wir arbeiten alle die Liste ja auch zielführend und sukzessive ab 😉

  • PeterKempe
    7. Dezember 2012 at 20:58

    Ehrlich gesagt kann man doch an jeder Ecke seine Sachen recyceln, da brauch ich kein h&m. vielleicht sollte man weniger, hochwertiger und gezielter kaufen, dann hat man auch nicht so viel Müll. Ich schmeiß im Jahr vielleicht drei Teile in den Altkleider Container, trage meine Sachen zwanzig Jahre und wenn ich es leid bin oder mich verkauft hab, geb ich’s in den Second Hand, das ist auch recyceln. Wenn man sich natürlich 100 T-Shirts für 2,95 Euro kauft, schiebt man natürlich auch ne riesige Müll Welle vor sich her….
    Nachhaltigkeit jetzt anzuschieben ist ja wohl etwas sehr spät auf den fahrenden Zug auf springen… viel Spass beim Enthüllen und dann anschließend wieder einmuellen, denn das ist ja wohl der Zweck….

  • Julia
    8. Dezember 2012 at 12:08

    Guten Morgen,
    das ist jetzt vermutlich die totale Trümmerfrauen-/Ökomentalität, aber meine drei Jahre alte H&M-Hose hab‘ ich einfach geflickt, als das Material irgendwann ermüdet ist, so ganz altmodisch mit der Nähmaschine. Macht man sowas heute nicht mehr?
    In diesem Sinne die besten Adventsgrüße,
    Julia

  • Siegmar
    9. Dezember 2012 at 10:23

    @ Julia

    ist doch klasse wenn das noch jemand macht, bei einigen Sachen sicherlich eine gute Alternative