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Kurz mit den Rechten kokettieren? x mit Turnschuhen für 24,95 bei Tchibo

tchibo 18 sneaker
Screenshot „der Freitag

Sehr wahrscheinlich ging es dabei nicht um süße Achtzehn, das Alter, denn das waren ja schon immer „süße Siebzehn“. Also liegt der Schluss nahe, den der Autor Felix Werdermann bei „der Freitag“ in seinem Artikel Tchibo und die „18“ daraus gezogen hat: Die 18 wurde ganz bewusst dort hin gesetzt, wo auch sonst auf Turnschuhen, die auch für Neonazis und ähnliches Gesocks attraktiv sein sollen, die zweckdienliche Deko angebracht wird.
Der Autor schreibt: „Die Sportschuhe von Tchibo dürften Nazis erfreuen: Die Aufschrift „18“ steht bei ihnen für Adolf Hitler. Dabei können Codes nützlich sein – für eine freie Gesellschaft.Das Hamburger Unternehmen verkauft inzwischen schließlich allerlei Dinge, jetzt auch für den alltäglichen Neonazi-Bedarf. Im Angebot gibt es Sportschuhe für 24,95€, mit der Aufschrift: „18“. Die Designer werden sich dabei wenig gedacht haben, die Näherinnen in Südostasien noch weniger. Aber Neonazis wissen: Der erste Buchstabe im Alphabet ist das A, der achte das H – die Initialien von Adolf Hitler.“

Ich glaube nicht daran, dass die Designer sich wenig dabei gedacht haben, solche Zufälle sind mir eine Spur zu zufällig. Und irgendwer macht bei so einer anständigen Deutschen Firma ja auch das Management, die Geschäftsführung, das Marketing. Alles Leute, die Zeitungen, den Spiegel und gute Bücher lesen. Da bin ich ganz sicher.
Auch in dem Artikel weist der Autor darauf hin, dass es schon einmal, vor einigen Jahren so ein Problem hatte, aus dem er hätte lernen können, sage ich. Damals bewarb der Konzern seine Kaffeesorten mit dem Slogan „Jedem den Seinen“, über dem KZ Buchenwald prangte einst der Spruch „Jedem das Seine“. Diese Werbung hat Tchibo gestoppt.
Natürlich ist es trotzdem möglich, dass irgendein leicht doofer Product Manager oder eine Agentur für all solches verantwortlich zeichnen, aber das glaube ich nur, wenn Tchibo diesen Fehler auch eingesteht und die Schuhe nicht nur, wie offenbar gestern geschehen, wortlos aus dem Online-Sortiment nimmt.
New_Balance_Kollektion_Spring_2014

Davon, wie groß der Schaden werden kann, wenn man mit seiner Marke in den Fokus der Nazis gerät und die Rechten womöglich eine Präferenz für Artikel mit dem eigenen Logo entwickeln, könnten Lonsdale, Fred Perry und auch die Turnschuhmarke New Balance ein Lied singen. Dort beschäftigen sich heute schon Spezialisten mit der Schadensbehebung an den Marken … die ihrerseits nie ein Zeichen setzten, das die Nazis dazu eingeladen hätte, sich ausgerechnet deren Markenklamotten und Schuhe zu kaufen … Da hätte es Tchibo mit seiner „18“ vergleichsweise schwer, sich wieder rein zu waschen.

  • Monsieur_Didier
    9. August 2013 at 19:40

    …ich bekomm nen absoluten Brechreiz bei so viel vermeintlicher „unbedarfter Dummheit“,
    vor allem, wenn sie wiederholt vorkommt…
    …heute Mittag habe ich an der S-Bahn einen Vollidioten mit der „white Power Faust“ als Tattoo im Nacken gesehen…
    was geht nur in so gehirnamputierten Vollpfosten vor?

    …das gilt erst recht für so dämliche Marketingamöben, die das freigeben…
    Bitte öffenlichkeitswirksam auf dem Marktplatz auspeitschen…!

  • Jana H.
    9. August 2013 at 20:50

    It’s not something new to do is it?

    Terrible.

  • Horst
    10. August 2013 at 11:15

    Tja, gute Frage, ob sie einfach „Sweet 18“ meinen. Kann mir aber nicht vorstellen, dass so ein Schuh, bevor er in die Produktion geht, von vielen Designverantwortlichen bei Tchibo abgenommen werden muss – einer wird doch um die Bedeutung der Zahl wissen (die sollte dann doch ziemlich bekannt sein…)

  • Horst
    10. August 2013 at 11:15

    …aber egal wie der Schuh zustande gekommen ist: schön ist er nicht!

  • Daisydora
    10. August 2013 at 11:31

    @Monsieur_Didier

    Ja, White Power ist auch so ein Statement, das kein Schwein 😉 braucht … und wir erwarten wohl alle, dass beim gehobenen Bildungsbürgertum Deutschlands, zu dem die Eigner zählen, keine Indifferenz gegenüber derlei Entgleisungen besteht … oder, das ist wohl realistischer, besser überlegt wird, wer dazu imstande ist, dort Produkte zu entwickeln oder zu designen … wobei das ja vermutlich eine „Lohnproduktion“ oder ein „Zukauf“ ist …

    @Jana H.

    Nun ja, das kommt zwar immer mal vor, aber zum Glück selten bei nicht einschlägig belasteten Marken, zu denen Tchibo zählt. Bin gespannt, ob es dazu ein offizielles Statement geben wird.

    @Horst

    Ja, das ist ein mögliches Szenario, oder, man hat das unbedacht bei diesen Unternehmen zugekauft, die für derlei Anbieter „Produktideen“ auf Halde produzieren.

    Und dann könnte das Modell auch aus Unbedachtsamkeit durchgerutscht sein, denn, eine bewusste Provokation kann man bei Tchibo ja schon eher ausschließen. Ja, schön ist er auch nicht und schade, wenn dazu offiziell nichts gesagt wird …

  • Dani
    15. August 2013 at 17:32

    Sorry, aber: So ein Schmarrn! Wenn man möchte, kann man in alles eine politische Inkorrektheit reininterpretieren.

  • Daisydora
    16. August 2013 at 13:35

    @Dani

    Erst mal OK!

    Aber hast Du eine plausible Erklärung dafür, weshalb Tchibo, wenn das ohnehin substanzlos ist, was man dem Unternehmen vorwirft, die Schuhe aus dem Sortiment genommen und nichts dazu gesagt hat. Da wäre doch nichts dabei, eine kleine Pressemeldung mit einem Dementi oder einer Erklärung raus zu geben … Und, vielleicht weisst Du das ja auch, wieso, wenn das Kinderschuhe sind, musste da unbedingt eine 18 drauf? 🙂

  • Siegmar
    16. August 2013 at 14:02

    Dani

    genau, der einzige “ Schmarn “ ist dein Kommentar, da ist nichts hineininterpretiert worden, die „18“ ist ein fester und viel genutzter Bestandteil der braunen Szene und hat nichts auf Schuhen zu suchen.

  • monsieur_didier
    20. August 2013 at 23:28

    …ach Siegmar, das Unwissen von vielen Leuten ist echt bemerkenswert…
    vielleicht sollte man sich mal mit der entsprechenden Stelle der Polizei oder des Landeskriminalamtes in Verbindung setzen, die können einem da weiterhelfen…
    die 18 und ebenso die 88 sind allgemein bekannt und schon lange kein „Code“ eines kleinen, aber eingeschworenen Klübchens…

    ich muss allerdings ergänzend einflechten, dass die Schwägerin meinerbesten Freundin noch nie gehört hatte, dass „Thor Steinar-Klamotten“ sehr gerne von Menschen mit solcher Gesinnung getragen werden…
    und das, wo die Läden dieser Marke bzw. die diese Marke führen regelmäßig von Linken und ihren Unterstützern gestürmt werden und die jeweiligen Hausbesitzer gerne nachträglich die Mietverträge lösen, wenn sie feststellen, dass sie über die Mieter getäuscht wurden…

    …man muss es halt nur schaffen, die Augen fest genug zu schliessen und sich für diese Thematik nicht interessieren wollen…

  • Siegmar
    21. August 2013 at 10:24

    Monsieur_didier

    danke für deinen Beitrag dazu, gerade jetzt ein Tag nach Hellersdorf wird mir wieder extrem bewusst, wie wichtig es ist sich gegen die braune Brut zu wehren. Die mit solchen Sprüchen kommen “ wir sind ja keine Nazi, aber …“ und dann mit dem Hitlergruss sich fotografieren lassen.