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Kein Trend ist der Männermodetrend im Frühling 2012

Nur zirka die Hälfte aller Kollektionen die in Mailand und Paris gezeigt wurden, hatten wir hier schon besprochen. Weil wir den großen Rest nicht einfach unter den Tisch fallen lassen wollen, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, euch anhand einzelner Outfits doch noch einen Überblick über das Angebot an Designermode für das Frühjahr 2012 zu geben. Dabei ist mir aufgefallen, dass die einzige Gemeinsamkeit der Kollektionen in deren Verschiedenheit liegen dürfte.
Den Trend schlechthin, über den man als Richtung berichten könnte, gibt es nicht. Es gibt Überweites und sehr Enges, einreihig und doppelreihig Geschlossenes, ultrakurze Shorts, Hochwasserhosen und überlange Röcke. Eine Renaissance der Klassik trifft auf Ethnoelemente, starke Farben konterkarieren die Pudrigen und auch für Fans von Naturfarbtönen gibt es viel Neues. Romantik und Coolness, Avantgarde in Perfektion, Reduktion und eine Lust, sich auffallend zu verkleiden, alle Präferenzen und Launen des Tages können auch modisch zum Ausdruck gebracht werden.

Designer lieben den elegischen Männertyp des blassen Großstadt-Teenagers, von dem wieder wahre Heerscharen über die Runways schlurften, es waren zwischendrin aber schon wieder mehr Männer mit sportlichen Körpern und/oder elegantem Look zu sehen. Als Signal für den Mann, der Mode kauft, kann man weder das Eine noch das Andere Männerbild werten. Würden Männer nach den Looks der Models gehen und Hilfe dabei brauchen, sich darüber einem Kollektionsstil zuordnen zu können, dann lägen die meisten Designer heute ganz schön daneben…

Nun wenden wir uns aber besser den Kollektionen beziehungsweise euren Möglichkeiten für das Frühjahr 2012 zu. Ich habe immer jeweils das Outfit rausgesucht, das mir am besten gefällt: Los geht es mit Acne (oben links), dem für mich in dieser Saison unverständlichsten Konzept der Reduktion, die ich als langweilig und mal wieder von den Schnitten her nicht wirklich gut sitzend finde. Da würde ich als Mann lieber was Solides von Strenesse, René Lezard oder Marc O’Polo tragen und mir das teure Vergnügen des skandinavischen Trendlabels schenken. Mein Kompromiss ist eine Art zweifarbig Blaue Erik-Zabel-Gedächtnis-Radlerhose und ein schöner Schwarzer Pulli dazu. Bei Adam Kimmel (oben rechts) fiel meine Wahl auf ein Sakko und eine knapp knielange Hose in Schwarz-Grünem-Camouflage-Print, eine Kombination die erst auf den zweiten strengen Blick und mit anderem Darunter den Daisy-Test bestehen konnte.

Wahrscheinlich haben die Wenigsten von euch schon mal ein Teil von Alexis Mabille(oben links) getragen, oder? Mal sehen, ob sich das 2012 ändert. Mir kommt es so vor, dass der Designer seine sehr schmalen Silhouetten an die Körper der Tänzer der Pariser Oper angepasst hat. Streetwear mit Weltstadt-Allure würde ich den Stil kurz zusammenfassen. Bei Alexander Mc Queen (oben Mitte) sollte es der neue Pop-Dandy mit einem gelungenen Muster- und Farbmix für euch sein. Ann Demeulemeester (oben rechts) traut sich ja in jeder Saison etwas, sie schwimmt nie mit dem Strom. Daher blüht dem Demeulemeester-Fan ein Frühling in romantisch-eleganten Outfits mit transparenten Tops, überwiegend Schwarzen Gehröcken und Sakkos, zu denen geschnürte Kniebundhosen und anderes innovatives Beinkleid getragen werden.

Italenischen Casual-Chic hat Thomas Maier von Bottega Veneta (oben; 1.Reihe; links) für euch im Programm. Der in Blautönen gehaltene, karierte Anzug mit Blousonjacke wirkt durch den schönen Stoff und die schmale Silhouette. Wer selbst im dichtesten Gewusel nicht übersehen werden will, findet das Richtige bei Costume National (oben; 1.Reihe; rechts). Dort setzt man für den Sommer 2012 konsequent auf kräftige Farben wie Hummerrot und jugendlich schmale Silhouetten. Sehr passend für schicke Großstadtjungs. Das Gegenmodell dazu sind die strengen, zum Teil hochgeschlossenen Anzüge von Dior (oben; 2.Reihe; links) . Sie bestechen durch elegante Geradlinigkeit und angenehme Farben wie das helle Blaugrau; ein Anzug, in dem man zwar insgesamt streng aber fabelhaft aussieht. Gewohnt lockerer sieht man Mode bei Etro (oben; 2.Reihe; rechts). Aus der kunterbunten Mischung von Outfits für das kommende Frühjahr habe ich mich für den gepunkteten Anzug und einen Zopfpulli für darunter entschieden, den man so ähnlich vom Tennis von früher oder auch vom Segeln kennt…

Nicht meckern kann man über die Kombination von Giorgio Armani (oben links). Zwei schöne Blautöne, spannende Materialien mit einer neuen Textur und eine leger-elegante Silhouette. Bei Altmeister Armani und seinen Designern sitzt eben jeder Handgriff; ein Lob, das an dem Fakt einer durchwegs tragbaren, ausgereiften und dennoch innovativen Kollektion festgemacht werden kann. Bei der Kollegin von Gucci (oben Mitte) wimmelte es naturgemäß auch nur so von Tragbarem. Ich habe den karierten Kurzmantel aus diesem glänzenden High-Tech-Material für euch rausgesucht, auch wenn der ein wenig nach Burberry von Gucci wirkt. Iceberg (oben rechts) konnte mich mit durchwegs schönen und neu kombinierten Farben und gekonnt eingesetzten Kontrasten wie denen an den Ärmeln des für euch ausgesuchten Modells überzeugen. Sicher was für Männer, die es nicht zu modisch lieben aber Sinn für schöne Farbkombinationen haben und insgesamt gut angezogen sein wollen.

Über Röcke, Kleider und Schürzen für Männer konnten wir uns anlässlich der Kollektionen von Owens, Yamamoto und Kollegen auch schon ganz gut unterhalten. Mein Kompromissvorschlag ist eine Art asymmetrischer Rock über einer schmalen, nur wadenlangen Hose zu einer Lederjacke, alles in Tintenblautönen und von einem meiner Lieblings-Japaner, Mihara Yashuhiro (oben links). Die Doppelbundfaltenhosen mit überweitem Bein von Roland Mouret habe ich euch schon anlässlich meines kleinen Berichtes zu seiner Zweitlinie Mr. By Roland Mouret (oben rechts) vorgestellt. Aus der Hauptlinie sollte es dann für mich das kreidig Blaugraue Hemd mit aufgesetzten Pattentaschen zur gleichfarbigen Bundfaltenhose sein.

Nicht gerade leicht fiel es mir, etwas aus der Kollektion von Yves Saint Laurent herauszusuchen, das ich auch selbst tragen würde, wenn ich ein Mann wäre. Aber es musste ja sein: Geworden ist es die Kombination aus schlichtem Schiefergrauem Blouson und einer kniekurzen Hose, deren abnehmbarer Gürtelteil hier so schick über dem Blouson die Taille betont. Es wird Zeit, dass wir wieder in die Klassik wechseln. Eine schmale Hose mit Umschlägen und ein einfacher Pulli, in schön aufeinander abgestimmten Gewürzfarben, haben mich in der Kollektion ZZegna am meisten angelacht.
So, liebe Leser, ich bin schon gespannt, ob was dabei ist, das den Weg in euren Kleiderschrank finden könnte ….

Bilder: www.style.com; Sonny Vandevelde

  • siegmarberlin
    18. Juli 2011 at 11:25

    du beweißt sehr guten Geschmack, 90 Prozent gefällt mir gut und würd eich auch anziehen.Zegna mit den blauen Schuhen sofort.

  • Daisydora
    18. Juli 2011 at 16:32

    Oh, dankeschön, sehr aufmerksam von dir… 🙂