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Kaßberger Geschichten

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Wenn du mitten aus Wien kommst, hattest du in aller Regel mal gar keine Ahnung davon, wie die Neuen Bundesländer wirklich sind. Das hat mich für einige Zeit nach Chemnitz gebracht. Als bekennender Fan von Eisschnelllauf und Eiskunstlauf, eigentlich eine Muss-Station. Auf das seltsame Gerede von Rückständigkeit und Schmucklosigkeit zwischen Marx-Kopp und Straße der Nationen, das bis zu mir nicht vorgedrungen war, hätte ich aber ohnehin nichts gegeben. Ich schaue mir lieber alles selbst an.
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Käsetheke bei Pfunds in Dresden

Gewohnt habe ich in einer Luxus-WG* in der Weststraße auf dem Kaßberg, wo es von Baudenkmälern nur so wimmelte. Ich war also angenehm überrascht. Auch davon, wie unglaublich freundlich man mir überall begegnete – unter meine Scheibenwischer wurden nette Kärtchen mit Grüßen gesteckt, obwohl ich das Auto manchmal mit zwei Rädern auf dem Trottoir, vor dem Gemüseladen ziemlich wild parkte. Dazu reichte das Wiener Kennzeichen. Coole junge Leute, auch außerhalb der WG mit einem Chemnitzer und einem Frankfurter, kennen zu lernen, war eine Sache von wenigen Tagen. Kurzum, mir hat es sehr gut gefallen, obwohl ich an meinem ersten Sonntag auf den knapp 80 Kilometern nach Dresden plötzlich mehr als drei Stunden auf der A4 auf der Stelle stand, als wäre die Autobahn vor mir weggebrochen …. Und warum man dort aus den sorgsam sortierten und nummerierten Trümmern die Frauenkirche, in diesem mir vollkommen unverständlichen Ensemble aus einem Hilton Hotel älterer Generation, das förmlich dran klebte und einem Kaufhof, der auch nicht viel weit entfernt war, wieder aufbauen wollte, war mir damals absolut schleierhaft.
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Marx Monument in Chemnitz

Aber immer, wenn mir jemand wo anders in Deutschland erzählte, wie schrecklich es hier, da und dort in den Neuen Bundesländern angeblich sei, ganz besonders in Chemnitz, musste ich schmunzeln, wusste ich doch, dass nur jemand so reden konnte, der noch nie dort war. Und ich liebe es bis heute, solche Vorurteile damit zu konterkarieren, den Betroffenen zu sagen, dass an irgendeiner Stelle der Stadt, es fast überall Ecken gibt, da kann man Paris in den Outskirts nicht von den Plattenbaugebieten in Chemnitz und dem Rennbahnweg in Wien unterscheiden, so man nicht von dort ist.
Nur eines, das möchte ich hier nicht unerwähnt lassen, konnte ich nicht verwinden: dass der Fichtelberg im Erzgebirge, zu dem ein Kollege beim ersten Schneefall mich Flachlandtirolerin aus Wien bringen wollte, dann gar kein Berg war. Mal ehrlich – 1215 Meter, da fängst es grade so an, dass man die Steigung mit freiem Auge erkennen kann.
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Der Fichtelberg

Aber nichts desto trotz, empfehle ich euch, das Erzgebirge im Winter zu bereisen; am besten vor Weihnachten, da kann man in Seiffen und anderen malerischen Orten in den Werkstätten der Holzspielzeugmacher und Kunsthandwerker, die so bezaubernde Kleinode wie die Blumenkinder oder die hölzernen Christbaumengel mit den Grünen Flügeln, auf denen weiße Punkte sind, herstellen, die man dann nebst Nussknackern (bisweilen monströser Größe, gesehen auch vor dem Paine Webber Building in der Avenue Of The Americas in NY), Räuchermännle und diesen Schwippbögen selbst in New York kaufen könnte – hätte man bei jener persönlichen Erstbefahrung des Fichtelbergs nicht ohnehin schon gefühlte Waggonladungen eingekauft.
Kurzum: es war eine schöne Zeit und meine Freunde ziehen mich noch heute damit auf, dass ich zum Einkaufen von echtem Tafelspitz, etcetera, etcetera bis zu Galeria Kaufhof nach Dresden gefahren bin.
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Leipzig

Weil ich mich ob all der Reminiszenzen so sehr verplaudert habe, sollte ich schnell zu dem Teil kommen, euch ein paar Ziele und Attraktionen vorzustellen, derentwegen man Leipzig, Dresden, Chemnitz – kurzum das schöne Sachsen, in dem die hübschen Mädchen – angeblich – auf den Bäumen wachsen (habe ich nie beobachtet) mal besuchen könnte und sollte.
Die da wären: Geschichte und Geschichten im Sächsischen Burgen- und Heideland Das malerische Muldental und Burgenromantik pur: Nirgendwo sonst in Sachsen gibt es so viele Burgen, Schlösser und Parkanlagen wie zwischen Leipzig und Chemnitz. Als eines der größten Waldgebiete Mitteldeutschlands finden Wanderer, Radfahrer und Reiter hier ein ideales Terrain. Leipziger Allerlei von höchster Güte Stadt der Musik, der Kunst und des Buches, der Messe, des Sports und der Völkerschlacht – Leipzig glänzt mit unterschiedlichsten Facetten. Eines ist sie dabei immer: jung, modern, pulsierend, kreativ. Und einen Besuch wert. Stein gewordene Pracht: Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens An die 1000 Schlösser, Burgen, Gärten und Herrenhäuser künden von der glanzvollen Geschichte Sachsens – unter ihnen Highlights wie Pillnitz, Moritzburg und Augustusburg, aber auch unentdeckte Juwelen. Dresden tanzt „Open Air“ Reich an Kunst und Kultur von Weltruf zeigt sich Sachsens Landeshauptstadt vor barocker Kulisse. Im Spätsommer und Herbst wird an der Elbe getanzt, musiziert und gefeiert – in diesem Jahr zu Ehren Richard Wagners und des Lebens an sich. Ganz bestimmt freut sich der Ming Drache der Porzellanmanufaktur Meissen, das nur einen Katzensprung von Dresden entfernt liegt, auf euren Besuch. Und, den muss man einfach einmal im Leben gesehen haben – Pfunds Dresden, den mit weitem Abstand schönsten Milchladen der Welt, den ich mir gerne überall hin mitnehmen würde. Sächsische Schweiz – Willkommen im Elbsandsteingebirge Spektakulär ist das passende Wort für die bizarre Felsenwelt des Nationalparks Sächsische Schweiz. Sie ist das ideale Reiseziel für Wanderer, Kletterer, Kulturreisende und Radfahrer auf dem Elberadweg. Erholung für Feingeister im Sächsischen Elbland Wein, Porzellan, Schlösser und Parks – das Sächsische Elbland vereint feinsinnige Genüsse gepaart mit großer Geschichte und mediterranem Flair. Zum Beispiel am Tag des offenen Weingutes am 24. und 25. August. Bewegt und bewegend – Oberlausitz-Niederschlesien
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Meissener Porzellan

Der Osten Sachsens ist Rad-, Wander- und zunehmend auch Wassersport- und Badeparadies – dank des neu entstehenden Lausitzer Seenlands. Die Region überrascht mit ihrem Reichtum an Kulturschätzen, sei es in Görlitz, Zittau, Bautzen oder Bad Muskau. Vogtland: Musikgenuss im grünen Herz Europas Ausgezeichnete Wanderwege, Musikinstrumentenbau, Kunsthandwerk und eine lange Kurtradition kennzeichnen das Vogtland im Südwesten Sachsens. Ob am Freizeitparadies Talsperre Pöhl, in der Vogtland Arena oder in der „Spitzenstadt“ Plauen – Vogtländer sind immer herzliche Gastgeber. Chemnitz: Moderne, Jugendstil und Industriekultur Das Museum Gunzenhauser mit der bedeutendsten Expressionisten-Sammlung in Deutschland, die Villa Esche als eine Station der Europäischen van-de-Velde-Route oder das Industriemuseum – Chemnitz überrascht als Stadt der Moderne und der Kultur. Und wenn man schon mal da ist, kann man auch das Stereotyp von Chemnitz, den Marx-Kopf in der Brückenstraße besichtigen, der nach der Lenin-Büste in Ulan Ude die zweitgrößte Portrait-Büste der Welt ist. „Glück auf“ für Urlauber im Erzgebirge Eine der schönsten deutschen Mittelgebirgslandschaften (meine Einschätzung vom Erzgebirge kennt ihr ja) lockt als Wanderregion mit grandiosen Ausblicken, etwa vom Kammweg aus. Dampfeisenbahnen, Bergparaden und Holzkunst machen das Erzgebirge zu einem einzigartigen Reiseziel. (den Text habe ich mir von den Fremdenverkehrs-Werbern gestiebitzt).
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Blumenkinder aus Seiffen

Daisy-Fazit: Irgendwie liebe ich Sachsen, weil es unter anderem ein unglaubliches Potenzial an jungen Leuten, die was drauf haben, hat, mich so freundlich Willkommen geheißen und behandelt hat … und wenn man diese Sprache und deren kafkaeske Eigenheiten (Engel waren zu Honeckers Zeiten Jahresendfiguren!) schon mal versteht, kann man dann ruhig ab und zu einen Abstecher dort hin machen.

Noch mehr von Sachsen gibt es hier.

*Luxus-WG deshalb, weil wir dreimal die Woche eine tolle Perle in Hotpants hatten, die zwei Ingenieurstitel hatte und von der ich ziemlich viel über die DDR gelernt habe

Bilder: CWE, Chemnitz, Qualityhotelplazadresden, Erzgebirge, Manufaktur Meissen, Germany Travel

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Zusammenarbeit mit dem Land Sachsen

  • FrolleinSuzy
    23. Juli 2013 at 09:55

    Ich versuch ja den Ole schon ewig zu überreden, mal in Leipzig vorbei zu kommen. Vielleicht klappts ja nach diesem Artikel. 😉

  • Siegmar
    23. Juli 2013 at 11:08

    schönes Statement für die “ neuen Bundesländer „. Da gibt es sicherlich noch für viel zu entdecken. Ich habe Ende der 90ziger 1 1/2 Jahre in Dresden in der Neustadt am Martin-Luther-Platz gewohnt, Heute ein Hotspot mit ganz vielen jungen Leuten und extrem hohen Mieten. Die Frauenkirche und das Schloss waren noch nicht aufgebaut, trotzdem wunderschön, ob es der “ weiße Hirsch “ ( Nobelwohnort damals wie heute . oder eine Elbfahrt bis zu dem wunderschönen Bad Schandau war. Görlitz ist einfach nur bezaubernd schön. Bin heute noch gerne dort. Die Bauhausstadt Dessau mit den Meisterhäuser nicht zu vergessen, ist zwar nicht mehr Sachsen aber absolut eine Reise wert. Ich als Hesse und Frankfurter habe schon viele überzeugt sich mal dort umzusehen und alle waren begeistert.

  • Siegmar
    23. Juli 2013 at 11:10

    Pfunds ist wirklich traumhaft, nur leider war das Restaurant im 1. Stock eine Katastrophe, ich hoffe da hat sich was getan !

  • Daisydora
    23. Juli 2013 at 13:35

    @FrolleinSuzy

    Das sollte doch hoffentlich bald mal nachgeholt werden und irgendwann gibt es das doch bei uns auch als Betriebsausflug, gell Horst? 🙂

    @Siegmar

    Dankeschön … da müssten wir ja mehrmals aneineinader vorbei gelaufen sein, das war auch meine Zeit (nur kürzer) … und Du scheinst die Gegend ja noch besser zu kennen. Die Neustadt fand ich auch toll und selbstverständlich hätte ich die Bauhaus-Stadt Dessau trotzdem noch erwähnen sollen …

    Finde es nett, dass auch Du das bestätigst und ergänzt … also, da kann man ruhig hin fahren … In dem Restaurant war ich nie … 🙂

  • peter
    24. Juli 2013 at 09:29

    Super Artikel!!Und meine Meissen Kumme darf auch mit spielen :-)))

  • Horst
    24. Juli 2013 at 20:22

    eine schöne (kleine) Liebeserklärung!
    Das Meissener Porzellan ist natürlich toll, ein paar Engel besitzen wir auch und eine Reise ist Sachsen sicher wert! 😀

  • Wenn der Schnee leise rieselt und hölzerne Engel durch die Lüfte fliegen … dann ist Weihnacht in Sachsen … | Horstson
    11. Dezember 2013 at 09:39

    […] hatte euch ja in meinen „Kaßberger Geschichten“ schon einmal empfohlen, beim ersten Schneefall unbedingt einen Ausflug ins verschneite […]