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Hiermit gebe ich die Änderung der Welt bekannt! Gedenken an unsägliche Taten – 75 Jahre Reichskristallnacht

Berlin, NS-Boykott gegen jüdische Geschäfte
An den Fenstern jüdischer Geschäfte werden von Nationalsozialisten Plakate mit der Aufforderung „Deutsche, wehrt euch, kauft nicht bei Juden“ angebracht; Bild: Bundesarchiv Bild 102-14468

So lange wir in Deutschland und seinen Nachbarländern Indifferenz gegenüber Rassismus, Antisemitismus und Hass gegen Minderheiten in der Gesellschaft feststellen können und die Auswirkungen dieser deutschen und österreichischen „Erbkrankheit“ erleben … sich die Konservativen und auch Grüne immer noch winden, wenn es um das Verbotsverfahren der NPD geht, müssen wir hier agieren. Schande über euch und eure falschen Umkehrschlüsse, Politiker und Verantwortliche!
Und heute gedenken wir der Reichsprogromnacht oder -kristallnacht, in der vor 75 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, das Nationalsozialistische Regime unter Adolf Hitler seine Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich setzen ließ.
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Boykott des Warenhauses Tietz; Bild: Stadtarchiv Butzbach

In Folge der Progrome wurden in der Nacht und den Tagen danach mehr als 400 Menschen ermordet oder nahmen sich aus Hoffnungslosigkeit und Angst das Leben. Gestapo und SS begannen mit der systematischen Zerstörung von Synagogen, Versammlungsräumen und Bethäusern, mit der Enteignung von Wohnungen, ganzen Häusern und Villen, von Geschäften und Unternehmen. Zerstört wurden auch jüdische Friedhöfe … nichts aus dieser Kultur war mehr vor den Nazis sicher.

Wir hatten ja alle Geschichtsunterricht, manche von uns haben viel darüber gelesen und vielleicht sogar mit Zeitzeugen gesprochen. Umso irritierender ist es, dass junge und weniger junge Leute dem Augenschein nach immer noch nicht kapiert haben, dass das, was man mit Juden, „Zigeunern“, Geisteskranken, mit Alten und Schwachen und mit Minderheiten wie Homosexuellen gemacht hat, unsäglich und bis heute unvergleichlich grausam und vollkommen falsch war. Und, dass wir alle mehr oder weniger einer Minderheit angehören (da fallen mir gleich die Armen im Geiste ein, sehr zahlreich unter Rassisten und Fremdkultur-Phobikern vertreten), deren Verfolgung sich einst auch gegen uns richten könnte. „Was Du nicht willst, das man Dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu!“

Damit ist eigentlich alles gesagt. Ich werde heute im Gedenken an Bücherverbrennung und Reichsprogrome den ganzen Tag lesend mit einigen meiner Lieblingsbücher von politischen österreichischen Autoren wie Handke, Bernhard und Turrini verbringen. Das passt am besten zu meiner nachdenklichen Stimmung und deren Bücher wären gewiss auch verbrannt worden.

In diesem Sinne: Hiermit gebe ich die Änderung der Welt bekannt!*

*Peter Handke, aus „Die Unvernünftigen sterben aus“

  • vk
    9. November 2013 at 17:37

    aber die uniformen waren super.

  • monsieur_didier
    10. November 2013 at 00:38

    …die Uniformen wurden kurz danach von einer anderen Diktatur adaptiert…
    die Dummen sterben eben nicht aus…!

    DANKE Daisy, für den Artikel…!

  • Daisydora
    10. November 2013 at 12:40

    @alle hier

    Ganz herzlichen Dank an euch! … die Welt in der uns Mode begeistert, hängt eben mit allem anderen zusammen 🙂

  • Siegmar
    11. November 2013 at 13:13

    @ Danke Daisy für diesen Artikel. Der Rassismus ist immer noch nicht ausgestorben und wird auch immer noch, bewusst od. unbewusst, geschürt. Berlin-Hellersdorf vor kurzem wo wieder Nazis auf die Strasse gingen und ihren “ vollgepinkelten “ Jogginghosen den “ Deutschen Gruss “ zeigten, wo Rabbiner am helllichten Tage angegriffen und zusammengeschlagen werden, wo Jugendliche meinen “ das ist doch schon so lange her, da haben wir doch nichts mit zu tun und warum sollen wir immer noch bezahlen.“ Ich wehre mich gegen den täglichen Rassismus egal wo und versuche auch jungen Menschen klarzumachen, das unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, leider eine NPD immer noch schlimmste Beschimpfungen und Behauptungen rausschreien kann, eine Partei wenn sie jemals an die Macht gelänge sofort die Meinungsfreiheit abschaffen würden.

  • Daisydora
    11. November 2013 at 13:23

    @Siegmar

    Du weisst, das ist für uns ganz normal. Modeblogleser und Schreiber sind ja nicht zwingend indifferent in diesen Fragen … und das, was Du da aus dem Alltag in Berlin beschreibst, gibt es überall und wir haben schlichtweg die Pflicht, auf alle diese unerträglichen Vorkommnisse zu achten und auch darauf hinzuweisen, was falsch ist … Ich danke Dir und allen hier!