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Handgerührte Kosmetikmeldungen

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Bild: la prairie

Bevor wir gleich dazu kommen, Vorfreude auf das zu wecken, womit Tom Ford ab dem Herbst diesen Jahres männlicher Schönheit zu dauerhaftem Verbleib verhelfen will, werden auf Horstson erst mal die Hausaufgaben gemacht.
Nun gut. Geht ja ruckzuck. Seit dem 11.07.2013 ist die neue EU-Kosmetikverordnung in kraft, deren Artikel 20 uns davor schützen soll, an das zu glauben, was die Kosmetikwerbung – angeblich – zu viel verspricht. Das heißt, Kosmetikwerbung und das, was auf Verpackungen und Beipackzetteln und in Broschüren steht, darf nicht irreführend sein; alles, aber auch wirklich alles bis zum mikroskopisch kleinsten Fältchen, in welcher Gesichts- oder Körperregion auch immer, steht nun endgültig unter dem strengen (Natur)Schutz emsiger EU-Beamter.
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Original und Fälschung: Julia Roberts; Bild: Lancôme

Für „Heilanpreisungen“, so genannte Health Claims, gibt es starke Einschränkungen. In der Praxis ist das so, dass kein Kosmetikum, bei allen Probanden gleich wirkt. Mal ist das Ergebnis besser, mal der Effekt etwas geringer. Und der Beauty-Industrie wurde nun ähnliches auferlegt, wie es in der Pharmazie Vorschrift beziehungsweise üblich ist. Kann man mittels wissenschaftlicher Studien nachweisen, dass eine Creme vorhandene Falten verschwinden lässt, dann darf man das auch ausloben, könnte aber alsbald als Therapeutikum in der Apotheke landen. Wenn nicht, was in der Regel der Fall ist, da auch die beste Caviar Creme von la prairie „nur“ eine fabelhaft verblüffende, aber lediglich Fältchen vermindernde Wirkung hat, muss man jedwede Wirkung vorsichtig umschreiben. Was auch Käse ist, da man mit freiem Auge erkennen kann, wer sich gut pflegt und wer nicht. Unter diesen „Maulkorberlass“ für Wirkungsversprechen fallen auch Bildnisse, deren Faltenlosigkeit Ergebnis eifriger Retusche ist. Man darf gespannt sein, wie die Marketingweltmeister der globalen Schönheitsbranche diesen Einschränkungen begegnen werden. Vielleicht mit noch mehr sechzehnjährigen Beauty-Faces, deren Pfirsichhaut kein Photoshop braucht.

Man hätte sich diese Art des Konsumentenschutzes aus meiner Sicht schenken können, da niemand an die werbegemachte Illusion Schönheit glaubt, außer vielleicht jene Blauäugigen, die es auch irreführend finden, dass in Leberkäse weder Leber noch Käse drin ist und quietschend-giftgrüner Glibber-Pudding Pistazie für 39 Cent – welch weltumspannender Skandal – gar keine echten Pistazien enthält.

Zeit für erfreuliches!
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Bilder: Tom Ford

Männerkosmetik zählt zu den am schnellsten wachsenden Beauty-Segmenten. 2011 betrug der Umsatz aller Anbieter weltweit 33 Millarden Dollar (Euromonitor). Es wird also auch bei uns mehr gecremt und Männer sitzen womöglich schon mit Gesichtsmaske und antioxidantem Gurken-Avocado-Smoothie in ihren Wohnzimmern, gucken Bundesliga, die Sportschau und Champions League. Dabei hält die Hälfte der Männer Haut- und Gesichtspflege für akzeptabel. Weiter führende Treatments wie wie Fake Tanning (benutzen Männer eigentlich auch schon die Bräunungsduschen?), Enthaarung bei der Kosmetikerin oder etwa Maniküre sprechen hingegen die eher jüngeren Männer bis etwa 34 Jahre an.
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Bilder: Tom Ford

Gewisse Berührungsängste bestehen in unseren Breiten aber ganz klar bei Dekorativer Kosmetik. Daran konnten auch David Beckham und die paar Jährchen Metrosexualität und der Vorreiter aller männlichen Maquillageure, Harald Glööckler, nichts ändern. Kurz: Da sind die Männer nach wie vor stoffelig unterwegs, wenn es um Foundation, Nagellack, Eyeliner und Lippenstift geht.

Ob einer der schönsten (und begabtesten) unter den bekannten Männern, Tom Ford, das zu ändern vermag? Kann sein, mal sehen!

Erst mal geht es auch bei seiner im Herbst in den Handel kommenden Beauty-Linie für echte Männer um Pflege.

Daher kommen ein Face Cleanser, der gewiss unverzichtbare Moisturizer, ein Eye Treatment, eine Purifying Mud Mask (da kann man währenddessen Fersehen gucken!), ein Concealer und ein Bronzing Gel für Männerhaut. Auch geplant sind, wenn wir schon dabei sind, zwei neue Parfums aus der großartigen Private Blend Collection. Ich bin ja total wissenschaftsgläubig und kosmetikverseucht, mich darf man zu solchen Launches nicht fragen, aber ich dränge euch hiermit auf, dass alles, was bisher an Kosmetika, Make-Up und Düften unter dem Namen von Tom Ford auf den Markt kam, ganz fantastisch gelungen ist.

Ich bin super gespannt, wie und mit wem er dafür wirbt. Der Mann ist ja ehrenamtlich so was wie ein Role Model für Schönheit, der könnte das glatt selbst übernehmen. Oder? Was sagt ihr dazu, liebe LeserInnen? Und wie findet ihr das emsige Treiben unserer „Männer und Frauen von der Tankstelle“, in der EU und deren Gremien? Uns geht es doch wirklich zu gut, selbst unsere Fältchen werden von gut ausgebildeten und bezahlten Beamten beschützt.

Header: White Caviar Creme, la prairie (gehört seit geraumer Zeit zu Beiersdorf), Bilder Lancome und Tom Ford

  • Siegmar
    19. Juli 2013 at 10:59

    ich finde es schon sehr wichtig gepflegt zu sein und auszusehen. Es gab auch eine wo ich sehr viel Geld für überteuerte Kosmetikprodukte ausgegeben habe. Die Wirkung war eben nicht die versprochene. Seit diversen Test von „Stiftung Warentest“ und anderen Unternehmen, ist bei einfach diese Gutgläubigkeit nicht mehr da “ das was teuer ist, auch gut ist “ Wenn ich denn noch lese und von einem befreundeten Arzt bestätigt wird, das Produkte von den Drogerien-Discountern besser od. gleichwertig wie teuerste Produkte von grossen Firmen sind, ärgere ich mich doch sehr, auf Versprechungen reingefallen zu sein. Heute weiß ich, vernünftige Ernährung, Sport und gute Gene sind wichtig, dann kann man auch die Tiegelchen von Tom Ford / ( den grossartig finde )schön im Regal stehen lassen. Schlimm finde ich diese ganzen Gestalten auf den Home-shopping-Kanälen die einfach Mist für viel Geld anpreisen. Da wurde viele Kosmetikprodukte mit mangelhaft bewertet, weil trotz der Aussage “ alles natürliche Ingredenzien “ nachweislich reine Chemie darin war.

  • Siegmar
    19. Juli 2013 at 11:01

    sorry, für die Schreibfehler meine Tastatur macht Probleme 🙂

  • Daisydora
    19. Juli 2013 at 12:22

    Als Mann bist Du mit einer Haut gesegnet, die weniger Aufmerksamkeit erfordert und es gab auch schon gepflegte Männer mit schöner Haut, als von Skin Treatments für Männer weit und breit keine Spur war …. aber an das, was die Stiftung Warentest da gebetsmühlenartig predigt, glaube ich nicht. Ich wollte mal Hautarzt werden und habe lange Zeit in der Kosmetik (Marketing und Verkauf in der Parfumerie während des Studiums) zugebracht und kenne den Unterschied zwischen Allerweltsmittelchen und dem, was heute bei Doctor Brands und dem, was die marktführenden Kosmetikhersteller anbieten, an Wirkung oder Effekten gegeben ist. Aber zum Glück wird ja für jeden Anspruch und jede Brieftasche heute ein weites Feld an Möglichkeiten geboten, sich gut zu pflegen. 🙂

    Von dem, was bei den Shoppingkanälen verkauft wird, halte ich auch nichts.

  • Horst
    19. Juli 2013 at 12:26

    Am lustigsten find ich bei den Shoppingkanälen Ricarda M.

    Auf die Serie von Tom Ford bin ich gespannt und die neue Kosmetikverordnung find ich gut!

  • Daisydora
    19. Juli 2013 at 12:28

    Nachtrag:

    Hat Horst gefunden, die ersten Bilder zur Kampagne…..
    ohne Tom Ford 🙂

    http://fuckingyoung.es/tom-ford-for-men-campaign/

  • Siegmar
    19. Juli 2013 at 15:05

    daisydora

    letztendlich ist doch so, das alle Creme´s, trotz aller Versprechen, eben nur die obere Hautschicht bedienen und wirklich Falten und Fältchen nicht beseitigen können. Die Haut sieht auch nicht wesentlich praller aus und was sollen Wirkstoffe wie Nerzöl, Kaviar und Gold bitte bewirken aus das Produkt um einiges zu verteuern und Kosmetikprodukte zu Preisen von über 300-400 € sind lachhaft, weil die Wirkung eben den Preis nicht rechtfertigt. Ich finde man sieht wenn sich jemand pflegt ob mit Nivea od. La Prärie ( gehört ja mittlerweile eh alles einer Firma). Das bearbeitete Bild von Julia Roberts ist grauenhaft, sieht aus als hätte sie eine akute Hepatitis. Schönes Wochenende wünsche ich Euch 🙂

  • Daisydora
    19. Juli 2013 at 15:18

    @Siegmar

    Erst mal auch Dir ein schönes Wochenende 🙂

    Sicher wirken Cremes und Produkte, die in der Parfumerie verkauft werden dürfen, nur oberhalb der Lederhaut – so weit D’accord!

    Aber der Unterschied ist mitunter gewaltig … umsonst wird da nicht so viel geforscht und ein Unternehmen wie L’Oreal beschäftigt Heerscharen von Dermatologen und Wissenschaftlern … von Marken wie la prairie ganz zu schweigen. Also nichts gegen Nivea und andere Vernunftmarken, ich hatte ja schon gesagt, dass es auch anspruchslosere Haut und Verbraucher gibt, die den Ball da lieber etwas flacher halten … aber einige Kosmetikhersteller erzielen heute mit ihren Produkten Effekte, die es eigentlich so (frei verkäuflich) gar nicht geben dürfte.

    Nun gut, ich komme eben noch immer irgendwie aus der Kosmetik 😉

  • monsieur_didier
    20. Juli 2013 at 16:20

    …das war klar, ein absolut typischer Daisydora-Artikel… ich liebe Deinen Wortwitz…

    und ich liebe Knitterfältchen in Gesichtern…
    egal ob weiblich oder männlich…!

    …ein wunderschönes Wochenende, zu viel direkte Sonneneinstrahlung ist trotz meiner Vorliebe für Knitter- und Lachfältchen Gift, schlicht und einfach Gift…
    in diesem Sinne, genießt die Sonne auch mal vom Schatten aus… 😉

  • Die Woche auf Horstson | Horstson
    21. Juli 2013 at 10:24

    […] getreten und Tom Ford launcht eine Kosmetiklinie für Männer: Alle Infos gibt es in den handgerührten Kosmetikmeldungen 2) Eine Runde gute Musik präsenierte Jan Who am Mittwoch, denn: Jan Who sagt, was sich […]

  • Daisydora
    22. Juli 2013 at 11:59

    @Monsieur_Diedier

    Merci, sehr charmant, wie immer 🙂

    Du weißt ja, zu viel der EU-Fürsorge hat was provokantes an sich und ich mag Knitterfältchen auch, an anderen Leuten noch mehr als an mir … siehe la prairie ….

    Und Sonne, da hast Du recht, ist für schöne Haut das Schlimmste, leider … (aber mit Larocheposay, Faktor 50 gehe ich auch mal kurz raus …)

  • CHANEL – Wo Schönheit beginnt … | Horstson
    9. August 2013 at 08:24

    […] wie Robin Wright (Penn), nur fehlt ihr leider der passende Gesichtsausdruck. Wie auch immer, die Nachbearbeitung ist vermutlich nicht nur mir zu stark und weist wie ein Lichtzeiger drauf hin, dass Diane immer nur […]