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Friede den Hütten – Krieg den Palästen: Görtz 17 eröffnet auf der Schanze

Ob das Zufall ist, dass mich euer Lieblingsblogger Horst fünf Tage nach der Wahl in der HorstsonHansestadtHamburg heute Morgen mit den Infos und dem Material zu diesem politisch brisanten Bericht in einen kleinen Schockzustand versetzte? Egal – denn eigentlich liebt Daisy politische Themen. Und darum geht es hier: Da ist einmal die Schanze, ein entspannt abgerocktes aber zunehmend mit schickem Publikum und dessen Läden durchsetztes, innerstädtisches Szeneviertel rund um Sternschanze und Schulterblatt in Hamburg. Das liegt, wenn man gut zu Fuß ist, keine fünfzehn Minuten entfernt von der Innenalster, über deren Grad an Noblesse man auf Horstson kein Wort mehr verlieren muss. Und nun zum Skandal: Man munkelt schon lange, dass die Schanze Begehrlichkeiten bei den Expansionsspezialisten von Mode- und Accessoire-Handelsketten wie Goertz und H&M geweckt hätte. Soweit nichts Ungewöhnliches, denkt Daisy, die Läden dieser Kette sitzen ja weltweit dort, wo in A-Lagen oder auf der grünen Wiese die beste Frequenz gemessen werden konnte. Wen regt das also auf und warum?

Man merkt schon hier, dass Daisy nur zugereiste Wahl-Hamburgerin ist und keinen blassen Dunst von den ungeschriebenen Gebietsgesetzen hat. Zwar dämmerte mir schnell, nachdem ich die Rote Flora zum ersten Mal live und mit Menschen belebt vor mir sah, dass der Anteil Autonomer im Epizentrum der Schanze zeitweise gegen 100 Prozent tendiert, aber an den meisten Tagen brennen hier ja keine Autos und fliegen keine Pflastersteine. Schicke Singles, die in Hamburg eine Majorität darstellen, erfolgreiche Jungfamilien und Menschen, die so weit unauffällig sind aber hier um die Ecke schon als Ureinwohner zur Welt kamen teilen sich die Schanze mit Autonomen, Besetzern und Chaoten und man kommt so weit ganz gut klar mit dieser Teilung, dachte ich. Was wäre so falsch daran, dass Goertz nun nur einen Steinwurf entfernt läge (liegt)? Ich könnte die Aufregung gut nachvollziehen, wenn Hermès oder Louis Vuitton ihre Zweitstandorte in Hamburg auf die Schanze setzen würden … aber alle Menschen, auch Autonome und Szenefuzzis jedweder Couleur kaufen doch genau bei den Händlern, die nun Stein des Anstoßes sind, regelmäßig ein: Bei Görtz, H&M und Co. Je knapper das Budget, desto öfter wird bei den Discountern mit hübscher Ware eingekauft. Die Kehrseite der Medaille, das legitime Anliegen der jungen Revoluzzer, die Schanze mit zunehmender Zahl finanzstarker Mieter im Gewerbe- und Privatbereich nicht zu einer Art TriBeCa oder Meatpacking District von Hamburg zu machen, verstehe ich schon.
Und wenn die Schanze rund um die Eröffnung der teuer errichteten Läden großer Handelsketten immer aufgeräumter, sauberer und sicherer wird, dann zieht das sicher nach und nach höhere Mieten nach sich, da der Wert des Quartiers an solchen Fakten gemessen wird. Für Daisy ist es sehr schwer, zu ermessen, was hier das Richtigere wäre. Einerseits finde ich es schädlich, wenn verwaiste Ladenlokale neben Billigläden von kurzer Dauer das Bild der Einkaufsstraße(n) mit ihren alt eingesessenen Geschäften, Szenelokalen und alternativen Läden stören, andererseits sollte der bunte Charakter eines Viertels, das die wilde Mischung der Hamburger Bevölkerung auch ganz gut spiegelt, nicht zu sehr verfremdet werden. Nachdem die Vermieter der Ladenlokale und Wohnungen aber alleine darüber entscheiden, wer was zu welchem Preis mieten oder kaufen darf, wäre das ein hoffnungsloses Unterfangen, diese Entwicklung mit Protesten und Demos aufhalten zu wollen. Am Ende gewinnen die Eigentümer der Straße(n), die ja auch Bürger der Stadt sind.

Daisy würde es am besten gefallen, wenn die Rote Flora, das Zentrum der Schanze, die ja mal ein stattliches Haus war, endlich generalsaniert und von der Stadt übernommen werden würde, um dort ein kulturelles Zentrum der Begegnung und Förderung junger Leute und Kinder, natürlich auch solcher mit Migrationshintergrund, zu errichten und zu führen. Mit einem freien Theater (inkl. Musik und Tanz) in Selbstverwaltung durch junge Leute und so weiter … Wer jetzt sagt – dort hat ja schon das alternative Kulturzentrum der Autonomen seinen Sitz, dem entgegne ich: Das Gebäude ist in einem erbärmlichen Zustand und verfällt binnen weniger Jahre zur Ruine, wenn nicht schnell Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe getätigt werden. Die Rote Flora sollte das Schmuckstück von Hamburg sein, wenn es um Integration von Menschen geht und um die Kommunikation zwischen allen Hamburgern. Das würde der Schanze und Hamburg sehr gut zu Gesicht stehen, den historischen Ort einer würdigen Verwendung zuzuführen….. zu einem Ort der Pflege der Bürgerdemokratie zu machen, die niemand ausschließt, nicht mal seltsame Großstädter mit höherem Einkommen. Und dann stört es auch nicht mehr, wenn nebenan Görtz seine Schuhe verkauft und um die Ecke linksautonome Girlies, die leider auch nicht flüssig erklären können, wogegen sie sind, ihre T-Shirts bei H&M kaufen…
Aber was sagt ihr dazu, liebe Hamburger Horstsonians?

Bilder: via panoramio.com; wipo.mieo.de

  • jürgen
    25. Februar 2011 at 18:12

    die eppendorferisierung der schanze dauert schon viel zu lange an, als dass sie noch verändert werden könnte. deine idee zur roten flora in allen ehren aber du wirst heute niemanden in der hamburger politik finden, der sich an so einer nummer die finger verbrennt. außerdem sind in der politik und den verwaltungen kulturzentren total out, wirtschaftsförderung ist in!
    und unter uns, ich fürchte ich dürfte nicht mal betroffen tun … ich mache es wie viele von uns mit meinem konsum- und lebensverhalten ja auch mit …

  • Daisydora
    25. Februar 2011 at 18:34

    @Jürgen

    Meine Idee zur Roten Flora ist ja nicht meine Idee, ich weiss nur, dass so etwas gut funktionieren kann und, dass in Hamburg dafür Bedarf besteht … hier leben so viele vermögende Menschen, dass es eigentlich auch kein Problem sein sollte, so was zu finanzieren … Ich bin auch nicht betroffen, denn es stört ja nicht, wenn eine gut funktionierende Infrastruktur von Nahversorgern das Viertel wirtschaftlich belebt. Und alternativen Läden und Projekten, die bisher den Weg auf die Schanze nicht gefunden haben,ausgerechnet jetzt nachzuheulen, finde ich seltsam. Ich brauche weder H&M noch Görtz, aber auf mich kommt es eben weniger an, als auf das Gros der Leute… die dort gerne einkaufen.

    @Sus

    Das mit dem Touriviertel finde ich für einen interessanten Aspekt … wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, kann man vom ruhigen Dorf kommend dort auch mal erleben, wie Stiene werfen und Autos abfackeln geht …

    @Christian

    OK, was sollte denn geschehen mit der Schanze?
    Das ist keine rhetorische Frage, bin von auswärts 🙂

  • Daisydora
    25. Februar 2011 at 19:57

    @Sus

    Sehr aufschlussreich für mich, kann gut sein… es gab ja auch Leute, die eigens zum Hochwasser-Gucken nach Köln gereist sind …..

    Meinem Eindruck nach hat sich die Schanze längst als Viertel für alle etabliert… so schick wie einige Lokale, Bäckereien, Designershops, etc. dort sind …..

    …oh ja, ein Souvenierladen mit Miniatur-pflastersteinen und brenneden Matchbox-Autos und der Roten Flora als Bastelbogen …. lass dir die Idee gleich schützen … 🙂

  • Heiko
    25. Februar 2011 at 21:57

    Da gehst du aber sehr diplomatisch an die ganze Sache, Daisy!
    Ich finde die Schanze hat echt ein Hollywood-Makeover verdient! In Mumbai gibt es Viertel, die genauso aussehen – nur möchte da keiner wohnen und „in“ sind sie auch nicht!

    Sollte sich Görtz dort behaupten, haben sie ihre Daseinsberechtigung! Alles tutti!!

  • Peaches
    26. Februar 2011 at 09:18

    Ich, ebenfalls (neu) Wahlhamburgerin, finde die Idee von einem kulturellem Zentrum für Begegnung und Förderung (bei uns nennt man sowas zum Beispiel „Mehrgenerationenhaus“) auch sehr gut. Ich finde, dass ergibt sogar mehr als Sinn. Wo zum Beipiel im Haus 3und70 auch Veranstaltungen wie Poetry Slams und Co stattfinden und die Schanze generell als das Kultur-Szene-Viertel verkauft wird. Wenn man es dann also geschafft hat, die Rote Flora zu sanieren, kann man langsam anfangen sich weitere Gedanken zu einer möglichen Görtz oder H&M Fiale zu machen. Wobei ich das dann so sehe wie Heiko sehe.

    Und der Souveniershop wäre sicher der Renner! 😉

  • Daisydora
    26. Februar 2011 at 09:46

    @Heiko

    Wenn ich mir bei etwas nicht ganz sicher bin, muss ich mich in die Diplomatie retten …. aber mir ist die Schanze auch etwas zu heruntergekommen und auf der anderen Seite so künstlich angeschickelt 🙂

    @Peaches

    So weit wie du hatte ich noch gar nicht gedacht, aber ich denke auch, man sollte dort so ein echtes Kultur-Szene-Zentrum errichten. Für mich ist das immer sehr schockierend, wenn das Geld in so einer reichen Stadt angeblich fehlt für große Lösungen. In New York oder anderswo greift ein erfolgreicher Rapper in die eigene Tasche, holt das Geld raus und Schwus, gibt es wieder so ein Jugendzentrum … Selbst J-Lo, die bei uns nur als Powunder verspottet wird, hat solche Läden in New York finanziert ….

    Ja, wir sollten Sus wirklich darin bestärken, die Idee mit dem Souveniershop zu verfolgen. Stell dir das mal vor, man kommt aus dem beschaulichen Oberammergau auf die Schanze und kann dann ein Stück Großstadt-Randale (man kann die Pflastersteine ja wie Mauerstücke in kleinste Teile zerlegen) mit nach hause nehmen … 🙂

  • Peaches
    26. Februar 2011 at 12:05

    … Haha, schön! Und dann landen sie neben anderen schicken (oder auch weniger schicken) Dingen in der Glasvitrine! auweia. 🙂

  • Daisydora
    26. Februar 2011 at 13:25

    @Peaches

    Und wie … jedem Oberammergauer sein Original-Schanzen-Pflastersteinchen neben der Gondel aus Venedig 🙂

  • was ein schwachsinn...
    26. Februar 2011 at 14:52

    deine idee zur roten flora zeugt von paternalistischem denken. warum soll die flora nicht so bleiben wie sie ist?
    auf diese frage antwortest du mit einem laienhaften „sie ist zu herunter gekommen“ – ja verdammt, genau das soll sie auch sein!
    sie ist der schandfleck in dem viertel, die letzte bastion gegen eben diese touri-meile, die von den schanzenbewohnern verhasst ist. gentrifizierung ist euch kein begriff? mach dir einen.
    du willst wissen, was aus der roten flora gemacht werden könnte? na, einiges. dafür braucht es keine millionen. die rote flora existiert seit 1989, so wie du schreibst warst du warscheinlich damals zu klein um überhaupt zu begreifen was passiert.
    sorry für meine wortwahl, aber dein text stinkt nach „arschloch“. haus 73 ist kommerzkacke und ne frechheit – da haben sich n paar jungunternehmer auf kosten der studierendenschaft der uni hamburg bereichert und ziehen einen laden auf, in dem ausländisch aussehende personen nicht immer zutritt haben.
    das sollte wieder geschlossen werden und mal wieder fix den fixstern aufmachen!
    die schanze braucht kein haus 73, kein görtz, kein h&m, kein weiteres modekaufhaus oder sonstigen scheiß – die schanze braucht wieder mehr soziale sachen! druckstuben, noch mehr soziale zentren – und vor allem billigen wohnraum. dazu müssen die spekulanten halt erstmal rausgeworfen werden und wenn die stimmung so weiter angeheizt wird, wirst du diesen tag vielleicht auch noch erleben. gibt ja schon leute, die ihren porsche zum besuch in die schanze mitnehmen und sich dann wundern, wenn er am nächsten tag verkohlt da steht…

  • Daisydora
    26. Februar 2011 at 15:33

    @was ein schwachsinn

    (hättest du mir auch in deinem Kommentar ausrichten können)

    Lieber Leser,

    darauf zu bestehen, die Rote Flora müsse weiterhin so genutzt werden können, wie dies seit 1989 geschieht, diesen Apell solltest du besser an den Eigentümer richten; mir gehört der Laden nicht. Und ich sehe erstens keinen großen Unterschied zwischen der aktuellen Nutzung und meinem, damit verglichen leicht erweiterten Ansatz dazu und zweitens noch weniger Sinn darin, dass der Schuppen endgültig verrottet.

    Kann es sein, dass du gerne in Schubladendimensionen denkst, wenn du dein Gegenüber nicht kennst? Selbstverständlich rede ich mit meinem Bericht der ungehinderten Gentrifizierung des Viertels nicht das Wort. Aber ich bin auch nicht zuständig dafür, dir alternative Läden, Druckstuben, Biogemüsehändler, etc. auf der Schanze anzusiedeln. Und mich dann anschließend darum zu kümmern, die Mieten zu senken. Du kannst doch Private nicht dazu zwingen, mitten in der Großstadt, in bester Lage, billigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Dafür könnte nur die Stadt sorgen, in dem sie Objekte auf der Schanze zu genau diesem Zweck ankauft. Aber wie gerecht wäre das jenen gegenüber, die auch wenig Geld haben, billig mieten müssen und irgendwo an der Peripherie wohnen müssen. Wie gerecht ist es, dass eben nicht jeder in der Flora hausen kann … und so weiter. Du stehst dir wohl auch selbst am nächsten, oder?

    Und nun noch was persönliches: Weiter links, als ich, sozialkritischer als ich, aktiver gegen die Auswüchse der Sozialen Marktwirtschaft tätiger, als ich, kannst du gar nicht sein…. allerhöchstens genauso!!!

    Also trifft deine Kritik die Falsche!

    Das Abfackeln von Porsches bringt gar nichts … oder doch, einen besseren Umsatz beim Luxus-Autohäündler … ich hoffe, du bekommst zumindest eine Erfolgprämie von Porsche, Daimler & Co.

  • was ein schwachsinn...
    26. Februar 2011 at 16:34

    die behauptung, die flora würde bald zusammenbrechen wegen ihrer bausubstanz ist woher geholt? klappt doch seit über 20 jahren ganz gut und diese behauptung wird jedes jahr aufgestellt, fristet aber ein unbewiesenes dasein.
    warum muss die stadt das haus zurück kaufen?
    der flora ists egal, wer „der besitzer“ ist. die flora ist seit 1989 besetzt und daran wird sich auch so schnell nichts ändern – ansonsten wird nicht nur ein porsche brennen. deswegen traut sich niemand an die flora und das ist gut so.

    soziale gerechtigkeit und porsche passen also zusammen? erklär das erstmal, warum es überhaupt so etwas wie einen porsche geben muss, warum es ein recht geben soll, den hier ab zu stellen und warum es sozial ungerecht sei, den abzufackeln.

    und deisy irrt auch, wenn sie meint, dies hätte keine direkten auswirkungen: autos abfackeln ist bewiesener maßen ein wirkungsvolles instrument im kampf gegen gentrifizierung (allerdings eines was höchst illegal ist und inzwischen wie terrorismus verfolgt wird. also bitte aufpassen mit unterstellungen ich würde dies tun. es passiert auch ohne mein zu tun), genauso wie eine abgewrackte flora und druckstuben. dass die druckstube geschlossen wurde (gegen den willen der anwohner) ist ein politischer skandal der bis heute nicht verarbeitet ist.

    ich verlange von deisy auch nicht, dass sie die probleme der schanze alleine löst. auch nicht, dass irgendwelche privaten dies tun und gönnerhaft ein wenig ihres besitzes abgeben um sozialen frieden zu stiften. sondern all die, die immer noch auf eine bezahlbare wohnung warten, sollten sie sich einfach nehmen! es gibt genügend freien wohnraum in der schanze. und miete zahlen oder so etwas wie ein besitztum an häusern ist kein naturgesetz sondern ein von menschen gemachtes. und kann auch außer kraft gesetzt werden. die rote flora ist ein gutes beispiel dafür, dass es geht.

    warum ich mich über deisy so aufrege? weil paternalistisch über die köpfe der betroffenen hinweg entschieden werden soll und in dem text dafür plädiert wird. und da stelle ich mich ganz klar auf eine bestimmte seite und sage: so nicht.
    die flora bleibt wo und wie sie ist – ob euch das passt oder nicht. wenn ihr das nicht akzeptieren könnt, sondern das „autonom“ aus der flora rauskaschieren wollt werdet ihr euch genau wie alle vorherigen ganz schön die finger verbrennen. das haben wohlstandslinke schon öfters versucht. wer ein soziales zentrum ohne „autonom“ davor haben will möge ins centro sociale gehen oder ein eigenes aufmachen. die unterstützung und solidarität für solch ein projekt seitens der roten flora wäre euch gewiss.
    tanz-kurse etc. gibt es in der flora übrigens schon lange, auch in selbstverwaltung von jungen leuten. dafür brauchts keine millionen und schon gar keine stadt mit ihren bescheuerten regeln. und wohnen tut in der flora niemand und soll das auch in zukunft nicht. es ist nämlich seit 20 jahren bereits genau das, was du angeblich haben willst. nur eben nicht mit der schicken jacke, die du gerne hättest. zusammen fallen wird sie in den nächsten jahren nicht – es sei denn die wasserwerfer schießen sie zu brei.

    die stadt hat genug platz für viele selbstbestimmte projekte – anstelle euch ein von anderen aufgebauten freiraum vorzunehmen und zu überlegen, wie der „verbessert“ werden könnte macht lieber was eigenes. schaut mal auf den leerstandsmelder, da könnt ihr euch ein objekt eurer wahl aussuchen und nach herzenslust sanieren.
    die flora aber wird dreckig bleiben. denn sie will dreckig sein. sie will fremdkörper sein und stören. und das ist gut so.

  • Daisydora
    26. Februar 2011 at 19:44

    @was ein schwachsinn

    Mich würde interessieren, wo du dein Wasser, dein Bier und deine Lebensmittel einkaufst?

    Und wie frei man sich ganz allgemein an deinem Eigentum bedienen darf. Da das keine rhetorische Frage ist, hätte ich gerne eine Antwort drauf.

    Ich gestehe dir zu, für die Flora auf deinen Prinzipien weiter zu reiten, irgendwann ist aber sicher schluss damit … oder glaubst du, es wird bürgerkriegsähnliche Unruhen in Hamburg geben, rund um die Räumung der Flora?

    Wieso sollen du und deine Kumpels darüber entscheiden, was auf der Schanze zu geschehen hat, wer dort was für welchen Preis mieten darf. Soll das etwa demokratisch sein, wenn eine Minderheit sich einfach nimmt was sie will, ohne dafür zu bezahlen, wenn diese Leute über den Besitz anderer entscheiden wollen.. . sich über den Willen anderer Anwohner hinwegsetzen will?

    Dich möchte ich erleben, wenn du ein Haus im Grünen hättest, das dir gehörte und das von wem auch immer besetzt werden würde ….

    Ansonsten werde ich mich hier nicht wiederholen, wir können gerne via Mail weiter diskutieren …. Horst kann dir meine Mailadresse gerne zukommen lassen ….

  • Daisydora
    26. Februar 2011 at 19:49

    @Marvin

    Autos abfackeln ist wirklich der dümmste Protest, den es gibt, da gebe ich dir recht. So viele Autos, wie in Hamburg schon gebrannt haben, so wenig besser wurden die Lebensbedingungen für jene, denen das angeblich nützen soll… aber zumindest werden dank solcher, absolut asozialer und krimineller Aktionen die Versicherungen auch für nicht vermögende Hamburger nach und nach teurer …

  • was ein schwachsinn...
    27. Februar 2011 at 00:24

    >Mich würde interessieren, wo du dein Wasser, dein Bier und deine Lebensmittel einkaufst?

    was hat das damit zu tun? es gibt kein richtiges leben im falschen und das habe ich auch nie behauptet. auch nicht, dass du so leben sollst wie ich oder ähnlich. trage, was du tragen willst, kaufe ein was du willst, ja sogar nen porsche darfst du meinetwegen haben – bin ich nicht neidisch drauf.

    >Und wie frei man sich ganz allgemein an deinem Eigentum bedienen darf. Da das keine rhetorische Frage ist, hätte ich gerne eine Antwort drauf.

    da du eine antwort haben willst sollst du auch eine bekommen, aber dazu weiter unten

    > Ich gestehe dir zu, für die Flora auf deinen Prinzipien weiter zu reiten, irgendwann ist aber sicher schluss damit … oder glaubst du, es wird bürgerkriegsähnliche Unruhen in Hamburg geben, rund um die Räumung der Flora?

    wer bestimmt, wann schluss ist? und ja, ich glaube, dass es „bürgerkriegsähnliche unruhen“ gibt, allerdings nur ähnlich. einen bewaffneten aufstand wird es eher nicht geben, aber ich sage mal die bambule-proteste waren garnichts dagegen. (falls die dir was sagen als hinzugezogener) zumal es ja auch nicht nur im linksradikalen spektrum brodelt, sondern schon länger in einer ganz anderen breite. die flora als symbolträger wird hier ganz klar von euch unterschätzt. was meint ihr denn, warum es die immer noch gibt? nicht einmal schill hat sich da drann getraut und der hätte die nun wirklich gerne geräumt gesehen.

    > Wieso sollen du und deine Kumpels darüber entscheiden, was auf der Schanze zu geschehen hat, wer dort was für welchen Preis mieten darf.

    wo habe ich gesagt, dass ich das will? ich glaube aber, dass wir darauf einfluss nehmen können – ich, meine kumpels und die ganzen anderen bewohner dieser stadt. denn das ist unsere stadt (impliziert auch dich als neuhinzugezogenen) und wir sollten entscheiden können, was hier passiert. das ist in meinen augen schon demokratisch und viel demokratischer als der status quo.

    > Soll das etwa demokratisch sein, wenn eine Minderheit sich einfach nimmt was sie will, ohne dafür zu bezahlen, wenn diese Leute über den Besitz anderer entscheiden wollen.. .

    hier kommt jetzt meine antwort auch zu deiner obigen frage, weil es so schön zusammen passt:
    über den besitz soll nur der besitzende entscheiden. genau deswegen rege ich mich ja auch über den tenor oben auf: die besitzenden sind die leute, die die flora seit 20 jahren besetzt und am leben halten. nicht ihr, sondern die sollen entscheiden, ob saniert wird, was mit dem haus passiert etc.

    der eigentümer hingegen ist mir egal, denn eigentum ist nicht mein ideal. im gegenteil ist die schanze und auch die flora selbst ein tolles beispiel für die unsinnigkeit von eigentum.
    wieso darf ein kretschmer ein haus sein eigen nennen, mit dem er nichts zu tun hat? er hat keinerlei beitrag geleistet zum haus. er hat lediglich einen vertrag über die köpfe hinweg der besitzenden mit der vorherigen eigentümerin – der stadt – gemacht. jetzt will er aus diesem vertrag profit schlagen. mit welchem recht? was hat er geleistet, dass er diesen verdient hat?
    und welches recht nehmt ihr euch, hier als hinzugezogene den kids von der flora erzählen zu wollen, dass das ja alles zu dreckig und baufällig sei und jetzt aber mal aufgeräumt und saniert werden müsste. wisst ihr, was ihr hier für ein bild abgebt?

    > sich über den Willen anderer Anwohner hinwegsetzen will?

    im gegenteil: die meisten anwohner oder zumindest ein großer teil teilen die vorstellungen von recht auf stadt, dass stadt nicht ein aufgedrücktes verwaltetes etwas ist dem wir uns zu fügen haben sondern unser aller gemeinsamer sozialer raum, den wir deshalb auch mitgestalten wollen. die anwohner waren nicht gegen den fixstern, sondern ein senat, der das viertel verändern wollte. gentrifizierung ist kein selbstläufer. kein naturgesetz. nicht einmal ein gesetz der marktwirtschaft sondern wird staatlicherseits gefördert und ist gewollt. anwohner leiden darunter und wehren sich dagegen. vieleicht zu spät aber sie tun es.

    > Dich möchte ich erleben, wenn du ein Haus im Grünen hättest, das dir gehörte und das von wem auch immer besetzt werden würde ….

    also ehrlich gesagt passiert das, was du beschreibst tagtäglich – und du selbst befürwortest es ja anscheinend auch noch wenn es nur gegen die richtigen (in diesem falle die flora-leute) geht. zumindest kommt das in deinen texten rüber. oder muss ich erst „eigentümer“ sein um einen anspruch auf meine wohnung zu haben? scheinbar wurde dir noch nie gekündigt, weil die umstände es einfach nicht zu ließen, dass die miete pünktlich da war…
    da ist es mir lieber, dass das haus denen gehört die drinn wohnen. (juchu, noch ne phrase reingebracht)

    ihr müsst nicht meiner meinung sein. aber mal reflektieren wie eure texte hier auf betroffene wirken ist ja wohl nicht zu viel verlangt oder? und herunter kommen von dem hohen ross, dass anderen sagen will, wie sie zu leben haben.
    wenn ihr für jugendzentren seid: die stadt könnte bestimmt noch mehr gebrauchen, ja auch die schanze. denn die rote flora ist beileibe kein ort an dem sich alle jugendlichen wohlfühlen. einen solchen ort wird es aber auch nie geben und genau deshalb braucht es mehr zentren, nicht nur für jugendliche. die flora aber sollte bleiben wie sie ist und sich erst ändern, wenn die floristen das wollen und nicht früher.

  • was ein schwachsinn...
    27. Februar 2011 at 01:24

    zum autos abfackeln:
    da ihr bestimmt erwartet, dass ich mich dazu nochmal äußere hier kurz ein paar worte.

    ich bin kein befürworter von autos abfackeln. das mag so rüber kommen, ist aber nicht so. ich persönlich hätte zum beispiel viel zu viel angst jemand „falschen“ zu treffen. und nicht jemanden, der das finanziell verkraften kann und bei dem es eher symbolisch ist. neben den ganzen anderen risiken weswegen ich es nicht machen würde.

    fakt ist aber, dass es die soziale realität ist. es werden autos abgefackelt und es ist wirkungsvoll. wundern tue ich mich daher nicht wenn das passiert. auch weil ich glaube, dass die allermeisten dieser autos nicht aus direkt politischen gründen oder auch nur gegen gentrifizierung angezündet werden sondern aus frust. mag man nicht gut finden aber kann man nur ändern wenn die sozialen bedingungen sich insofern ändern als dass dieser frust nicht mehr so hoch kommt. denn es scheint ja sozialer frust zu sein, sonst wären es ja nicht überwiegend teure autos die brennen.

    hoffe es ist alles gesagt, schön weiterbloggen und viel spaß in der schanze.

    ps: hausbesetzungen nehmen leuten keine wohnungen weg sondern passieren in oft jahrzehntelangem leerstand. macht es nicht legaler aber legitimer.

  • buch reader
    27. Februar 2011 at 03:01

    Die Wahlen von Hamburg sind vorbei und es gibt einen eindeutigen Verlierer das sind die Grünen. Aus parteitaktischen Gründen haben sie die Regierung verlassen und hofften gestärkt in eine SPD Regierung einzutreten. Verloren haben sie, recht so, alles. Wollen wir hoffen, dass die Hamburger gewonnen haben.

  • Daisydora
    27. Februar 2011 at 10:12

    @was ein schwachsinn

    (kannst du bitte in Betracht ziehen, dir einen Nick zuzulegen, der nicht von genereller Geringschätzung zeugt; immerhin kennst du mich nicht, weißt nicht, wen du vor dir hast, hast mich und meinen kleinen Bericht aber ironischer weise auf einem Männermodeblog gefunden; woraus ich schließe, dass Linksautonome und politisch Aufmüpfige schon mal gerne in Blogs reingucken, auf denen ziemlich viel von Chanel, Hermès & Co. berichtet wird; alleine für diese Erkenntnis dankt dir die Motivforscherin in Daisy)

    Zu deiner Antwort: Das war mir schon vorher klar, dass du dein Gutmenschentum wie die meisten Menschen beliebig auslegst. Aldi ist gut, solange man dort spottbillig zu seinem Zeug kommt, oder? Dass deine Ersparnis auf dem Rücken gedrückter Lieferanten und geknechteter Mitarbeiter ausgetragen wird, ist dann wahrscheinlich deren Pech. Die gehören eben nicht zu den auserlesenen, die seit zwanzig Jahre die Flora besitzen, obwohl der Schuppen jemand anderem gehört. Und ich widerspreche dir schon hier: Man kann immer etwas tun, um diese Zustände zu bessern. Ich unterstütze ungerechte und unmenschliche Systeme, von deren Fehlern ich Kenntnis erlangt habe, prinzipiell nicht. In der Welt außerhalb der Flora zählt, wie du dich jeden Tag verhältst. Auf flotte Lippenbekenntnisse pfeife ich. Eine Frage, die du dir vielleicht auch mal stellen solltest. Ich würde in einen Porsche nicht mal einsteigen, fahre aus Überzeugung ein gebrauchtes Spießerauto aus Schwedischer Produktion, bin aber sehr viel zu Fuß unterwegs, dies für deine persönliche Marktforschung.

    Du musst nicht Eigentümer sein, um irgendwo wohnen zu können, aber Miete für Wohnung und Gewerberäume bezahlen, wie fast alle Menschen das tun. Und wenn das aus widrigen Umständen dann plötzlich nicht mehr möglich ist, dann sollte den Leuten geholfen werden; und zum Teil, wenn ich das richtig sehe, wird ihnen auch geholfen. Aber in einer so reichen Stadt wie Hamburg müsste mehr Geld für solche Notfälle verfügbar sein, das hättest du aus einem meiner Kommentare herauslesen können. Du beißt dich hier an mir fest, versiehst mich mit einem Stempel, der überhaupt nichts mit mir, meiner Weltanschauung, meiner politischen Gesinnung und, der Vollständigkeit halber, auch nichts mit meinem Humanismus zu tun hat. Und das nur aus dem Grund, weil ich ausgesprochen habe, dass es gut wäre, das Haus nicht verfallen zu lassen und allen Menschen zugänglich zu machen. Nirgends war die Rede davon, dass die Stadt hier ein langweiliges Projekt an Stelle freier Gruppen implementieren sollte. Woher nehmen du und deine Kumpels das Recht, euch selbst über alle zu stellen, die dort vielleicht auch gerne mal was unternehmen würden, das ihnen nicht von den Inhabern alter Rechte an der Flora übergestülpt oder vorgesetzt wird. Du windest dich hier aus einer Antwort heraus, geschickt, wie ich zugebe, aber so aggressiv und militant wie du hier gegen eine andere Meinung schwadronierst, möchte ich für deinen Pazifismus nicht meine Hände ins Feuer legen müssen. Komm bitte mal runter und werde sachlich. Danke im Voraus!
    Es gibt weltweit zahllose Beispiele dafür, dass es nicht per Se schadet, wenn solide Läden in so eine zerfledderte Straße einziehen. Ich war noch nie bei Görtz und gehe seit mehr als drei Jahren nicht zu H&M, aber viele andere tun das, die deshalb nicht schlechtere Menschen sind, als ich einer bin. Und wenn du und deine Kumpels, die ja nicht die Mehrheit der Bürger der Stadt vertreten, auf der Schanze Druckstuben und andere Läden wollen, ist das doch auch gut – aber dann eröffnet doch all die Läden, die dort wirklich hingehören. Oder ist das etwa auch die Aufgabe anderer, oder meine? Wie hoch die Mieten für Gewerberäume sind, legen aber nun mal die Eigentümer fest. Und wenn du so ein Ladenlokal besitzen würdest, das du zur Vermietung auf den Markt werfen könntest, wäre dir wahrscheinlich keine Miete hoch genug, oder?

    Das Thema Autos abfackeln, können wir schnell abhandeln. Ich glaube nicht, dass du das tust, ich kenne dich ja gar nicht … und für derartige Ermittlungen und Mutmaßungen bin ich auch nicht zuständig. Zwar tut mir Jean Remy von Matt nicht besonders leid, wenn wegen der Werbung für die BILD sein Auto abgefackelt wird, aber es bleibt trotzdem eine Straftat und eine so sinn- und wirkungslose überdies. Man könnte dem Mann ja auch einfach mit Geist und Worten Paroli bieten und das Leben schwer machen. Jede Reputation kann beschädigt werden, wenn der Andersdenkende auch besser denken und argumentieren kann.

    Und zum Schluss noch zur Flora: Es kommt, wie es kommt. Ich wollte die „Floristen“ nach der Sanierung im Übrigen nicht entfernen, aber eine für weitere Interessenten mögliche Nutzung bzw. Widmung der Begegnungsstätte anregen. Ob die Flora irgendwann geräumt wird oder nicht, entscheidest weder du und deine Kumpels, noch ich.

    Welches hohe Ross? Ich habe Angst vor Pferden und stelle mich hier und andernorts laufend infrage und gerne jeder Kritik, nehme mich nicht allzu ernst … und bewundere dich dafür, wie du vor lauter Selbstbewusstsein fast platzend, hier die absolute und einzige Wahrheit von der Kanzel in der Roten Flora herunter verkündest.

    Liebe Grüße

    Daisy

  • Daisydora
    27. Februar 2011 at 10:15

    @buch reader

    Dieser Hoffnung schließe ich mich gerne an!

    Ich bin nicht wahlberechtigt, bin aber mit dem Ergebnis zufrieden 🙂

  • Truffaut
    24. März 2011 at 13:07

    Der Schwachsinn-Kommentator scheint zu übersehen, dass er mit seiner vebitterten Haltung mindestens so spiessig ist, wie das, was bekämpft werden soll. Egal, die Frage ist nicht ob, sondern wann die Flora geräumt wird. Freuen wir uns darauf, dass der dreckige Kasten danach endlich wieder in alten Glanz erstrahlt. 🙂