Allgemein

Foodhunter –vs– das Maggi Kochstudio

Über 7.000 kostenlose Rezepte – von uns entwickelt und erprobt. Dieses Angebot auf der Website des Maggi Kochstudios nennt Daisy eine Drohung mit unabsehbaren Folgen für die menschlichen Geschmacksnerven. Aber obwohl alle das wissen, dass richtiges Essen nicht gefaked werden kann, folgt der Zug der Lemminge trotzdem den Egalisateuren über die Felskante in den geschmacklichen Abgrund. Wer braucht noch den Eigengeschmack von Lebensmitteln, so lange uns die mit Geschmacksverstärkern gepimpten Einheitspulver in bunten Tüten darüber hinwegtrösten wollen, dass wir zwar nicht mehr kochen können oder wollen, aber ohnehin glücklich sind mit all den Tütensuppen und pulverisierten Sedativa für unsere Geschmacksknospen.

Wenn ich mich zwischen einem raffinierten Roastbeef Sandwich von Gunda-Hedi Pfeifer und Porridge von Mark Brownstein entscheiden müsste, mir wäre der Porridge vom Foodhunter zirka zehnmal lieber, als ein nach bunter Tüte schmeckendes Sandwich der sicher sehr rührigen Leiterin des Maggi Kochstudios.
Es sind die handverlesenen Mark Brownsteins dieser Erde, die Innovationen, Exotika und anderen Besonderheiten Bahn brechen und uns davor bewahren, eines nicht allzu fernen Tages nur noch das vorgesetzt zu bekommen, das wahre Horden geklonter Schwestern und Brüder Gunda-Hedi Pfeifer’s aus Tüten in ihre Töpfe tun, um uns auch noch des letzten Bisschens gutem Geschmack zu berauben. Denn so, sind wir einfacher zu berechnen und viel leichter fern zu steuern. Wir werden ja überall als Konsumenten gebraucht. Unsere Spendings sind schon fest eingeplant. Auch in der Mode, um die es hier auf Horstson geht.

Diese Milliarden-Branche kann, wie wir hier ja schon das eine oder andere Mal pro oder contra berichteten, ohne die rasend schnellen Impressionen und Reflektionen auf Modeblogs nicht mehr auskommen. Man will das so gerne glauben, als Schreiber eines Modeblogs… das muss aber doch zumindest in Spurenelementen etwas mit dem zu tun haben, das de facto auf Blogs erlebbar ist.
Und ich wäre nicht Daisy, hätte ich dazu während den Schauen in Berlin nicht erste Eindrücke gesammelt:
Nummer eins in des Bloggers Prioritätenliste ist immer noch das eigene Outfit, das die Modebloggerin oder der Modeblogger geradezu hymnisch bejubelt. Das bringt die meisten Kommentare und macht einen guten Eindruck, sollte mal einer der Werbekunden reinschauen. Expertise qua Mein-Kleiderschrank-ist-der-Nabel-der-Fashionwelt, es wimmelt von beliebig gekleideten Fashionzwergen und Hauptstadt-Geschmacksverirrten. Eigentlich egal, wenn man bedenkt, dass die Leser von Modeblogs der Möglichkeit, sich besser zu kleiden als die Blogger, nicht benommen werden und davon, da bin ich mir sicher, auch reichlich Gebrauch machen. Aber ungerecht finde ich, dass dann, wenn eine kleine Vorstadt-Coiffeuse sich so kleiden würde, wie eine der in sich selbst total verschossenen BloggerInnen, wäre die schlicht eine Tussi und nicht stylish genug für einen Streetstyle-Shot auf demselben Modeblog. Was für eine verrückte Tütensuppen-Welt auf Modeblogs.

Habe ich euch schon erzählt, dass es mir nur auf einem einzigen deutschen Modeblog regelmäßig passiert, dass ich die Qualität der Streetstyles und von den SchreiberInnen für gut befundene Outfits und Kollektionen nicht nur nachvollziehen sondern eins zu eins abnicken kann. Aber ich schweife ab, es geht darum, die Foodhunter der Branche zu identifizieren und zu dokumentieren; um damit die freche Crowd der Gunda-Hedi Pfeifer ModebloggerInnen mit ihren 7.000 kostenlose Outfit-zum Nachstylen-Rezepten und leider-wieder-knapp-daneben-Expertisen zu konterkarieren. Deren eigennützige Methoden aufzuzeigen und Alternativen zu bieten.
Mag ja sein, dass es naiv ist, mit dem Gedanken zu spielen, die zehn Blog übergreifend besten deutschen Modeblogger zu finden und den Lesern vorzustellen. Aber uninteressanter, als das mit heißer Luft aufgeschäumte Kritik-Blabla, das man zur MBFWB reihum geboten bekommt, kann das auch nicht sein. An der Bottomline angelangt, kann es nur noch aufwärts gehen.

Also werde ich mich dranmachen, flott zehn Schreiber zu identifizieren, die immer gute Arbeit abliefern. Deren Berichte so durchgehend originär und gut auf anderen Blogs eben nicht oder nur alle heiligen Zeiten geboten werden. Und am Ende stelle ich euch das Ergebnis meiner Suche vor. Zwei Foodhunter habe ich schon, ganz ohne Zweifel. Mal sehen, wie schwer mir die Wahl am Ende fällt. Aber wirklich wichtig ist, was ihr, liebe Leser, am Ende dazu sagt.
Es gibt ihn, den Unterschied zwischen klebrig süßem Honig von der Flotten Biene und dem, was die Honey Hunters an Seilen und Strickleitern hängend aus nepalesischen Felswänden in den Stöcken der letzten wilden Felsenbienen als Honig ernten…..

Schaut mal hier rein, wenn ihr Lust habt, das verkürzt die Wartezeit auf meine Mark Brownsteins der deutschen Modeblogs, die Fashionhunter Top-Ten.
Der Foodhunter in Vietnam

  • blomquist
    10. Juli 2011 at 20:39

    Oh ja-
    ich habe recht interessante Outfits die letzten Tage in Berlin sehen müssen.
    Zumindest im Zelt am Brandenburger Tor, wo die Bloggerdichte sehr hoch war, wimmelte es von den befürchteten Jungs in Hot-Pants und Röckchen und Mädels mit Polyestherüberschuss von H&M, Monki und Co.

    Eine sehr geschätzte Kollegin hat einen treffenden Vergleich mit den Hofnarren aus dem Mittelalter gezogen.
    : )

  • Daisydora
    11. Juli 2011 at 10:56

    Du hast ja mehr gesehen als ich… meine Favoriten konnte ich aber dennoch küren … darunter die Starbloggerin aus Hamburg im Suzie Wong-Verschnitt-Mäntelchen mit Prada Brogue-Fakes in weiß ….

    Mutter Natur ist wirklich faszinierend, denn sie schützt diese Leute mit einem überschießenden Selbstbewusstsein vor Schamgefühl und Selbsterkenntnis … 🙂

  • siegmarberlin
    11. Juli 2011 at 12:29

    @ sehr guter Artikel, gerade die Parallele Maggi – Foodhunter fand ich klasse. Die Foodhunter-Sendungen mag ich sehr, obwohl ich sicherlich nicht alles probieren würde, sein Engagament ist schon beeindruckend.

    Auf der FW ist das eingetreten was ich im Vorfeld schon feststellte, unsäglich viele schlimme Menschen, die sich ganz toll fanden. Die Bloger/inen in den gruseligsten Outfits fanden nur sich selbst toll und kommentierten dies auf ihren blogs gegenseitig,in geschmacklosesten Fummel in aberwitzigen Kombination konnte mann sehen. Wie ich die vor der FW postete wurde von einem Bloger namens Huo Hase folgendes gepostest:
    Die meisten Blogger haben halt Spaß an Mode und Styling und leben das, im Gegensatz zu wohl 90% aller Berliner (von denen man täglich annehmen muss, dass sie auf dem Weg zu einer Trauerfeier, einer Bad-Taste-Party oder einer Polarexpedition sind) während der Fashion Week ungeniert aus.
    Das Ergebnis dessen als “unsägliche Outfits oder überstylt” abzutun, macht einfach nur deutlich, dass es sich bei Dir um einen waschechten Berliner handelt

    Ich bin immer noch am überlegen ob ich dies als Kompliment betrachte!

  • Daisydora
    11. Juli 2011 at 14:35

    @siegmarberlin

    Ich danke dir 🙂 .. ehrlich gesagt hätte ich auch nicht den Mut, alles zu versuchen, was der Foodhunter entdeckt …aber ich mag die Idee und bin beeindruckt davon, wovon sich Menschen aus der Natur ringsherum ernähren…..

    Ein herrlicher Kommentar zu Hugo Hase, danke, der süße Narziss lässt früßen und liegt ja sowas von daneben … als Mainhattener bist du ja leider modeblogtechnisch unterversorgt, musst dich also wohl oder übel dem Berliner Overflow geschlagen geben….

    Ganz im Ernst: In Berlin gibt es sehr gut und cool gekleidete Menschen aus allen Winkeln der Republik und auch von Außerhalb. Aber das weisst du besser als ich. Und ich finde es auch nicht schlimm, wenn sich jemand der Mode verweigert. Jedenfalls besser, als diese Kernevalshanswurste und H&M BotschafterInnen ehrenhalber, die denken, sie wüssten was guter Geschmack ist.

    Wegen dem Modebloggervölkchen bereue ich es mal wieder schwer, keine Anthropologin zu sein…

  • siegmarberlin
    11. Juli 2011 at 14:44

    @ daisydora

    danke!