Allgemein

Ein Regenmantel namens FRISKIES – Katell Gélébart erhält den KAIROS 2012

Alle Welt wirft alles weg.
Unser Gewissen bettet sich auf ein sanftes Ruhekissen: Bei uns wird korrekt getrennt, das sollte schon sein. Es gibt so viel Müll, dass wir Mülltourismus und Müllverkauf erfinden mussten, um Teile unserer Umweltsünden wieder los zu werden. Und am Ende der Müllverwertungskette wühlen die Ärmsten der Armen im Müll der Reichen nach Brauchbarem.
Das Gegenmodell dazu ist die Bretonin Katell Gélébart.
Begonnen hat das mit der Wiederverwertung schon im Kindesalter, aber seit nunmehr fünfzehn Jahren widmet sich die studierte Kunstgeschichtlerin und Recycling-Designerin mit ihrem Öko-Label der Nutzung vorhandener Materialien und Ressourcen. Dabei sind ihr Leinensäcke der Deutschen Post genauso nützlich, wie Filze aus sowjetischen Armeebeständen, Verpackungen aller Art, Seide aus indischen Produktionsüberschüssen; sie baut Lampen aus Wasserflaschen und Designer-Lampenschirme aus den Lamellen kaputter Jalousien.

Für ihren unermüdlichen und wegweisenden Einsatz im Dienste der Nachhaltigkeit und eines Bewusstseins für Rohstoffe wurde ihr nunmehr vom Kuratorium der Alfred Toepfer Stiftung der KAIROS 2012 zugesprochen. Der Preis ist mit 75.000 Euro dotiert. Mit der Verleihung des KAIROS am 4. März soll Katrell Gélébart als kreative Visionärin gewürdigt werden.
Ihren ersten Shop für Recycling-Mode eröffnete die Öko-Designerin schon 1998 in Amsterdam. Den Laden gibt es nicht mehr, aber sein Name wurde zum Programm: ART D’ECO.
Als Aktivistin vertritt sie ihre Ansichten und Ideen sehr überzeugend und leidenschaftlich …ihre Arbeit ist auch als Kritik an Konsumwahn, Verschwendung und Oberflächlichkeit zu verstehen. Ihr Credo: „The material is the message“.
Der Designerin geht es immer um mehr, als raffinierte Schnitte und herrschende modische Trends, auch der Ressourcen schonende Umgang mit Material sollte stärker im Fokus der Modeschaffenden sein. Etwas Neues zu erschaffen, ohne dabei Ressourcen zu verschwenden oder Abfall zu produzieren, ist für sie Herausforderung und Inspiration zugleich. ART D’ECO ist Mode, bei deren Herstellung die ästhetische um die ethische Dimension erweitert wird.
Besonders schön finde ich den Umstand, dass sie das Leben einer Nomadin führt und an verschiedenen Orten der Welt nah an den ganz normalen Menschen lebt und arbeitet. Sie lehrt die Frauen in indischen Dörfern, wie die von ihnen produzierten Taschen durch ein modernisiertes Design auch für die urbane Kundschaft in Mumbai attraktiv werden. Damit verhilft sie den Frauen zu einem kleinen Einkommen und zu mehr Unabhängigkeit.

Die Einflussnahme auf die traditionellen Muster, die in von den Frauen seit Jahrhunderten gestickt oder gewebt werden, verbietet sich für Katell Gélébart. Sie hilft bei der Verbesserung der Form der genähten Objekte. Mit diesem respektvollen Umgang schafft sie vertrauen und ist überall ein gern gesehener Gast.
Die Preisverleihung findet am 4. März, um 11Uhr, im Deutschen Schauspielhaus, hier in Hamburg, statt. Gleichzeitig beginnt im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg eine Werkschau und Ausstellung ihrer Arbeiten, die bis zum 6. Mail läuft.
Wir gratulieren der Recycling-Designerin zu so viel visionärem Innovationsgeist und zum verdienten KAIROS!
Quelle Kulturzeit, dort könnt ihr auch ein kleines Video des Berichtes ansehen, Bilder Katell Gélébart, ART D’ECO

  • Horst
    5. März 2012 at 08:50

    Die Barilla Jacke sieht aus wie von Dsquared 🙂