Die Rückkehr des Chasuble – Prada Womenswear Fall/Winter 2012

Dass ein jahrzehntelang aus der Mode gekommenes Kleidungsstück, dessen Name ich von meiner Großmutter väterlicherseits kenne, ausgerechnet bei Miucca Prada seine fulminante Rückkehr feiern würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Das Chasuble ist wieder da! Lang und offen vor sich hin flatternd. Praktischerweise für den Winter und ohne Bluse oder Pulli drunter – so ärmellos wie es ist, getragen. Kann kühl werden, aber das kümmert echte Fashion Victims ohnehin nicht.
Was für eine exaltierte Kollektion, die sich aber ganz cool und supermodern verkaufen will. Am besten, ihr schaut erst mal hier rein, bevor ich euch die Bilder der schönsten Looks zeige und ein paar Worte darüber verliere.

Prada Womenswear Show Fall/Winter 2012

Da predigen wir gefühlte Jahre über die Wichtigkeit von guten Proportionen und dann macht uns Miucca mit einem neuen Geniestreich ungesehener Silhouetten und der Totalverweigerung schmeichelnder Proportionen einen Strich durch die Rechnung. Aber erst mal genug davon, man soll ja nicht hat immer gleich danach fragen, wie das alles an einer ganz normalen Frau in Größe 38 oder 40 wirkt, falls 40 zwischenzeitlich nicht ohne mein Wissen zur Moppel-Problemgröße degradiert wurde, die es bei Prada ohnehin nicht gibt.

Was der Designerin mit dieser Kollektion perfekt gelungen ist: Kein einziges Outfit kann irrtümlich für das eines anderen Labels gehalten werden. Dafür sorgen auffallende, im Grunde sehr schöne Wabenprints, die bunt durcheinander gemixt werden, was sehr eloquent vollzogen und auch konsequent durchgehalten wurde. Es sind nur wenige Farben wie Tangerine, Weiß, Fuchsia, Lila ein dunkles Blau und Schwarz, sowohl bei den gemusterten Stoffen, als auch bei den überwiegend uni-schwarz gehaltenen Mänteln, Chasubles, Hosen, Westen und Hosenanzügen, die mit sehr großen Schmucksteinen aus Plexi, zu abstrakten Mustern und stilisierten Blüten gruppiert, bestickt und veredelt wurden.

Man trägt zwar gerne ärmellos, aber dafür mehrere Lagen dicken Wollstoffs übereinander. Nicht selten sind es ein Chasuble und eine Weste, darunter eine ärmellose weiße oder gemusterte Bluse, dazu untenrum ein weiter Rock, auch mal in Wickelform, vorne offen und dann mit Hose drunter … oder eine deutlich verkürzte Hose. Hosen in Normallänge fehlen völlig – das muss dann wohl mit hohen Stiefeln kaschiert werden.

Die Mantelfasson ist weit und wie bei den Jacketts ohne Taille, aber mit nach oben verschobenem Gürtel oder einer Passe. Wäre das nicht die fantasievolle Kollektion von Signora Prada, man würde sagen, da stimmt ja hinten und vorne nichts zusammen. Beine müssen Bleistiftdünn sein, sonst klappt das mit den gemusterten und schmalen Hosen nicht. Zudem brauchen die etwas kastig weiten Jacketts, die es auch als hüftlange doppelreihige Jacken gibt, die schmalen Hosen als Gegenpol.

Zu diesen schrecklich schönen Lackschuhen mit farbigem Minnie Mouse Gummigaloschen-Unterbau, werde ich mich nicht äußern. Ich denke, ihr habt gesehen, wie man darin läuft und wisst, dass es sowas auch in schöner gibt.

Mein Daisy Fazit: Man wird sehen, mit wie vielen Schnittänderungen und Extrateilen wie Pullis und Blusen, die wärmen, diese Kollektion in die Prada-Stores kommt. Und dann kann man ja mal reinschlüpfen und gucken, was gefällt und passt und ob es das auch wert ist. Die Ideen zum Mustermix sind sehr gut. Und, es macht ja Spaß, zu lesen, welch großes Vergnügen Miucca Prada dabei empfindet, die Freiheit zu haben, etwas über vierzig verstörende Modelle über den Laufsteg zu schicken, aber am Ende entscheidet nicht der Showeffekt bei der Schau über den Erfolg. Ich jedenfalls empfinde langsam Langeweile dabei, völlig absent guckende und qualvoll originell frisierte Replikanten ohne Augenbrauen und mit Panda-Eyes und in Klamotten, die exakt so getragen, nicht schöner machen, über die Laufstege huschen zu sehen. Aber es lohnt sich bei Prada immer, mal reinzuschauen, wenn die Kollektion im Store hängt.