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Der große TV-Magermargarinekrimi – Lieschen Müller wird die neue Lätta Frau

Die innere Hobbyökotrophologin in Daisy würde euch nie dazu raten, Margarine von Unilever statt Butter von echten Kühen zu essen. Man weiß ja, dass Fett nur in Maßen und in seinen natürlichsten Formen das Beste für die Gesundheit ist; und, dass der bessere Geschmack von Butter uns davon abhält, das Butterbrot mit viel zu viel vom Guten zu schmieren. Dass multinationale Konzerne wie Unilever das naturgemäß anders sehen, weil man dort mehr Lebensmitteltechnologen als Geschmackstester beschäftigt, ist für mich OK. Aber ihr wisst schon, hier geht es nicht um leckere Butterbrote sondern um Werbung und deren Besetzung mit Darstellern. Ab und zu muss eine der Achillesfersen in Deutschland gemachter Werbung unbedingt auf Horstson thematisiert werden.

Und zwar so: Normalerweise ist es für gute Casting Directors kein großes Ding, einen TV-Spot mit einem guten Model oder einer überdurchschnittlich telegenen Schauspielerin zu besetzen, wenn eine Frau gesucht wird, die als Markenbotschafterin für das Produkt Magermargarine werben soll. Wenn es danach geht, was sinnvoll und zielführend ist, braucht also kein Mensch eine aufwändige Aktion, bei der im Rahmen von zehn verschiedenen Castingterminen, zu denen neben Hinz und Kunz auch jedes Lieschen Müller der Republik kommen kann. Aber danach geht es nicht. Dem Kunden Unilever ist anscheinend ganz und gar nach einer teuren PR-trächtigen Aktion und eine Agentur, die sowas nicht nur gut findet – sondern auch tausend Argumente hat, weshalb Role Models beim Verbraucher ohnehin besser ankommen, findet sich rasch. Und irgendwie ist das ja Trend, normale Menschen in Werbung und Magazinen gut zu finden…
Ihr könnt euch ja sicher noch an den Theaterdonner erinnern, mit dem sich die Brigitte öffentlichkeitswirksam mit Grausen von all den viel zu dünnen Models abgewandt hat, um fortan hauptsächlich mit ganz normalen Frauen zu fotografieren, die rein zufällig ohne Hungern Größe 36 oder 34 tragen. Dichtung, Täuschung, Wahrheit und eine Wirklichkeit, die so wirklich nicht ist, liegen in der Werbung dicht beisammen.

Zurück zu Lätta und der Suche nach der Lätta Frau. Es gab erst einmal eine Lätta Frau, die für Daisy keine verhaltensauffällige Nervensäge war. Kein aufgesetztes Energiebündel, das auf dem Rücken eines Wals reitet und überall runter oder in alles rein springen will, so lange nur das Wort Abenteuer ganz groß auf der Stirn geschrieben steht. Was so viel bedeuten soll, wie: Von unserer Magermargarine wirst du ganz dünn und drahtig, bekommst Superkräfte und kannst dein Leben endlich in vollen Zügen genießen. Kannst den Männern einen vorhüpfen oder zumindest auf gleicher Augenhöhe mit hüpfen und so weiter. In der wundervollen Lätta-Welt, in der diese dauergrinsenden Frauen mit dem Wasserfall nach unten springen, möchte ich wirklich niemand kennen lernen, weil ich mich von Werbung, die mit Leuten gemacht wurde, die den Darstellerberuf und ihr Gesicht nicht beherrschen, in aller Regel belästigt fühle.
Wenn ich dann auch noch unabsichtlich daran denke, welch immensen Aufwand der Konzern und dessen Agentur damit betrieben hatten, um am Ende eine Frau zu finden, die in jeder erdenklichen Hinsicht schlechter geeignet ist, als jedes Model, das ein guter Casting Director für den Magermargarine-Spot empfohlen hätte, bekomme ich diese typische Bauernfänger-Wut im Bauch. Werbekonzepte und Verkaufsförderungs-aktionen, die neben den bezahlten Schaltungen der Wir-suchen-nach-Spots ….mit unbezahlter Werbung durch Kurzbeiträge in den TV-Infotainment-Magazinen rechnen und wirklich keinen möglichen Multiplikator auslassen, überschreiten bei mir jede Schmerzgrenze schon vor der eigentliche Spot-Premiere. Dabei ärgere ich mich Grün und Blau darüber, dass man unendlich viel Geld in den großen Aufwand der Castings und das Rühren der Werbetrommel auf allen Kanälen steckt, um nach einem Zufallserfolg zu suchen, obwohl Role Models meistens eine darstellerische Katastrophe sind. Und zwar egal, ob für Müsliriegel, Kekse oder Magermargarine geworben wird. Schauspieler und Models wissen, wie man zu gucken hat, damit man im Spot nicht sieht, dass etwas nur gespielt wird. Lieschen Müller überlagert mit ihrem Eifer und dem gepose das Produkt und das nervt. Ich bin sicher, wenn ihr in das kurze Castingfilmchen hinein linst, seht ihr sofort, wie schlimm das wieder mal sein könnte, was da als neue Lätta Frau auf uns zurollt.

Auf der eigens online gestellten Website www.werd-die-neue-laetta-frau.de kann man alle in die Ausscheidung gekommenen Kandidatinnen begutachten und für seine Favoritin voten. Auf den Castings mussten die Teilnehmerinnen eine von Lätta vorgegebene Situation kreativ lösen. Wer es nicht zu einem der zehn Castingtermine geschafft hatte, konnte auf der Aktionsplattform Laetta.com ein kurzes Video hochladen. Auch darin mussten die Bewerberinnen die selbe Aufgabe erfüllen wie beim Casting. Um den Aufwand weiter in die Höhe zu schrauben, gibt es eine Jury, die aus der Schauspielerin Wolke Hegenbarth, aus Jochen Rupp, dem Agenturinhaber und Unilever-Partner, sowie der Lätta-Verantwortlichen Jutta Kloep und dem Jolie-Redakteuer Sergio Bongiovanni besteht. Wie geht das mit dem Onlinevoting zusammen, fragt sich der geneigte Butterbrot-Liebhaber verwirrt? Fast ganz einfach: Neben den fünf von der Jury bestimmten Bewerberinnen fahren anschließend auch die fünf beliebtesten Kandidatinnen des Onlinevotings in die Lätta-Heimat Schweden, um sich der letzten Runde des Castings zu stellen. Wer gewinnt, wird wieder online entschieden, die Siegerin dreht noch vor Ort den neuen Spot. Ihr habt ganz richtig gelesen, dieser Pitch um den Job der neuen Lätta Frau zieht sich über mehrere Runden und ist nach diesem globalen Marathon, den Dove veranstaltet, um ganz normale Frauen zu finden, das aufwändigste und teuerste Castingverfahren, das mir in jüngster Zeit zur Kenntnis gelangte. Jeder vernünftige Berater würde seinem Kunden davon abraten, das viele Geld in den Suchvorgang zu stecken, das als Honorar für eine wirklich gute und übernatürlich schöne Darstellerin, die man dafür schon bekommen könnte, wesentlich besser angelegt wäre.
Warum rege ich mich auf, ist ja nur Reklame für Magermargarine und die esse ich sowieso nicht. Aber vielleicht will ja jemand von euch seine hyperaktive Nachbarin wochenlang in jedem Werbeblock dabei beobachten, wie sie als neue Lätta Frau nach dem Sprung von der Klippe steinhartes Dauerbrot in die Lätta stippt, einen Elch küsst und so weiter…..

  • peter kempe
    28. Mai 2011 at 13:07

    daisy wenn ich das lese möchte ich sofort lätta frau werden wie toll!!!!

  • Daisydora
    28. Mai 2011 at 14:08

    @peter kempe

    Du bist aber leider überqualifiziert…. danke 🙂

  • Klaer
    31. Mai 2011 at 15:02

    Ich glaub die haben das casting prinzip verinnerlicht so lange der casting betrieb läuft besteht interessen danach ist es egal wer es geworden ist ! Frei nach dem motto der weg ist das ziel! was jetzt nicht heißen soll dass ich hier deutsche hausmanns werbeagenturen verteidigen möchte wie man es trotz aller guter zutaten (designer, model auto fotograph) versemmeln kann zeigt grad die kampagner für die berliner fashion week !