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Peter’s Cutting’s – Musée de la Chasse et de la Nature

Das Frühjahr naht und somit auch die Lust, wieder einmal ein Wochenende in einer Stadt zu verbringen, oder eine der zahlreichen lockenden Metropolen Europas zu bereisen. Prag, Budapest oder London bieten sich an, oder, na ihr werdet es kaum glauben, Paris ist immer eine Reise wert – Vor allem, weil sich die Hobbys der Horstson-Leser hier auf wunderbare Weise verbinden lassen: Mode, ein bisschen Kultur, gutes Essen und gemütliches Relaxen in Cafés.
Abseits der großen bekannten Museen bieten sich die versteckten, viel intimeren Spezial-Museen an, die ein bisschen „hidden“ sind.

Ein echter Geheimtipp, weil eigentlich gar nicht im klassischen Sinne Museum, sondern eher wie ein großes Herrenhaus, in das man sofort einziehen möchte, ist das Musée de la Chasse et de la Nature in der rue des Archives 62.
Mitten im Marais gelegen, kann man gleich wenn man von der rue Rambuteau zum Museum geht, seinen Hunger auf sämtliche Modezeitungen dieser Welt stillen, weil am Anfang der Straße ein Laden ist, der alle alten „Vogue“ oder „Elle“ Ausgaben des zwanzigsten Jahrhunderts verkauft. Ein Antiquariat der Spitzenklasse, und sucht man nach etwas Speziellem, wird man dort sofort fündig. Egal, ob die New Look Premiere von Dior 1947, oder, dass John Galliano Gianfranco Ferre bei Dior ablöste … weiß man das Jahr, schwupp, legt der Verkäufer einem das passende Heft auf den Tisch.

Weiter vorbei an den einladenden Cafés des Marais-Viertels kommt man zu einem Palais aus dem achtzehnten Jahrhundert, das genau genommen eigentlich aus zwei zusammen gelegten großen Stadthäusern aus der Ära Louis V. besteht.
Wer jetzt denkt, wie langweilig, ein Jagdmuseum, das interessiert doch keinen Menschen, hat sich geschnitten.
Auch, das Vorurteil, dass nur alte Leute ein naturkundliches Museum besuchen, weit gefehlt. Das Musée de la Chasse et de la Nature ist einer der hippsten Plätze, um sich Sonntagnachmittage zu vertreiben. Schon beim Eintreten denkt man, in das Privathaus eines jungen, exzentrischen Adeligen eingeladen zu sein. Die Räume, die eher an Wohnräume erinnern, sind original möbliert und gespickt mit moderner Kunst von Jeff Koons; gemixt mit Christian Liaigre Möbeln. Dazwischen flanieren Gänse oder Fasane. Federwild lugt aus Schränken heraus.

Spielerisch werden nebenbei Themen wie Wildschweine oder auch Jagdhunde thematisiert, in dem eine ganze Wand nur mit Hundegemälden gepflastert ist, oder der Kaminsims mit Hunde-Halsbändern aus dem 18. Jahrhundert dekoriert ist, die wie zufällig dort liegen. Der Fuchs schläft eingerollt auf dem Barockstuhl und ein Wandschrank steht voller Terrinen in Wildschweinform.

Besonders gut gefallen mir die Guckkasten-Automaten, die wie Kabinette aussehen und in die man hinein sehen kann, wie in eine Laterna Magica. Dort sieht man den Fuchs durch den Schnee streifen, oder zieht darunter eine Schublade auf, in der in Bronze gegossen, die verschiedenen Spuren und Hufabdrücke im Wald zu sehen sind.

Es gibt ein Kabinett, das ganz dem Einhorn gewidmet ist. Einem Tier, das immer wieder die Phantasie beflügelt und an dem Ort angeblich schon häufig gesehen worden ist. In Märchen und Sagen vertreten, zeigt das Kabinett alles über dieses wunderbare Wesen.
Das Museum wurde vor ein paar Jahren saniert und hat wunderbare Bronzearbeiten als Geländer, die ganze Wälder zeigen und ein bisschen wie aus einem Cocteau-Film wirken.
Ein Rundgang durch das Museum lohnt sich auch nicht nur einmal. Man kann sich den ganzen Tag darin aufhalten, wie in einem Wochenendhaus und entdeckt immer wieder neue Details.
So gibt es Mäuselöcher in den Fußleisten, die in Trompe-l’oeil-Technik gemalt sind und Fuchsspuren, die sich in die Terrakotta-Fliesen abgedrückt haben. Ein gigantischer Eisbär lädt ein, sich neben ihn zum photographieren auf zu stellen und zwischendurch kann man sich im Café stärken oder den Bookshop aufsuchen.

Eine Märchenhafte und phantasievolle Aura begleiten einen die ganze Zeit. Das Musée de la Chasse et de la Nature lädt ein zum Träumen und man vergisst total Raum und Zeit, verspielt sich auf eine wunderbare Weise den ganzen Nachmittag.

War man einmal dort, möchte man immer wieder hingehen und ganz nebenbei lernt man auch viel über Tiere und die große Jagdtradition Frankreichs.

Auf in die rue des Archives bei eurem nächsten Paris-Besuch.

Bilder: S. Gardner via wikimedia; blog.ciretrudon

  • Martine
    16. Januar 2012 at 09:21

    Lieber Peter,
    zauberhaft geschrieben. Das plane ich für meinen nächsten Besuch in Paris unbedingt ein…!

  • siegmarberlin
    16. Januar 2012 at 12:44

    wunderschöner Bericht, wie immmer von Dir, das kannte ich überhaupt nicht und wird sicherlich bei nächsten Paris-Trip besucht. Das Marais mag ich eh sehr.

  • siegmarberlin
    16. Januar 2012 at 12:47

    Budapest u. Prag ist sicher toll, empfehlen möchte ich den Lesern “ Krakau “ wo ich um November war. Sehr beeindruckend, bin ganz begeistert

  • Daisydora
    16. Januar 2012 at 18:28

    🙂 Sehr schön 🙂 dake 🙂