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A Passage to India – Chanel Paris-Bombay 2012

In den Achtzigerjahren gab es zwei Filme, die die Mode so nachhaltig beeinflusst haben, wie keine anderen: „Jenseits von Afrika“ und „A Passage to India“. Dann kam Bollywood und die Inder werden langsam aber deutlich zu den wichtigsten Kunden für Luxusmode der nächsten Jahre( Horstson berichtete).
Gestern nun zeigte Chanel seine Kollektion aus der Reihe „Metiers d’Art“, die besonders in den Handwerkstechniken und Materialien auf die Zulieferer des Hauses ,Lesage für die Stickerei, Desrues für Schmuck und Knöpfe, Lemarie für Federn und Blumen und Maison Michel für Kopfbedeckungen, eingeht.
Paris -Bombay ein Thema wie aus dem Märchen. Sofort hat man bestimmte Bilder wie das Taj Mahal, das großartige Marmorgrabmal, das ein trauernder Maharadjah für seine große Liebe aus reinem Marmor erbauen ließ, vor Augen.

Die Farben Indiens, die verschwenderischen Edelsteine, die in Agraffen gefasst die Haare der Frauen und die Turbane der Männer zieren. Wir waren gespannt, was Altmeister Karl Lagerfeld daraus macht und wurden nicht enttäuscht.
Da das Grand Palais zur Zeit durch die Jahrhundert-Ausstellung der Geschwister Stein und ihrer Sammelleidenschaft für Picasso, Cezanne und Co. belegt ist, wurde die Show in einem kleineren Saal des Grand Palais gezeigt.

Das Dekor erinnerte an Hinduistische Tempelruinen und war in sandigen Beigetönen gehalten. An langen Tafeln, wie bei einer der legendären mehrtägigen indischen Hochzeiten war unter Baccarat-Lüstern die Opulenz zu Hause. Festlich gedeckt, mit funkelndem Kristall, wähnte man sich, als wenn ein Sohn des Maharadjahs von Partiala heiratete.
Meisterhaft wird in den ersten Durchgängen klar, dass der Chanel-Stil sich auch auf diese Kultur sofort einstellt, die Stehkrägen und die Paspelierungen eigentlich dieser Welt entlehnt sein könnten. Kaskaden von Ketten, Haaragraffen und Nehru-Revers verschmelzen so ganz zu einer indisch-französischen Allianz.

Uniformen der indischen Palastwachen, während der Herrschaft Englands über das Millionenreich, stehen Pate für Karls typische Krawatten-Bluse. In schwarz-weiß wird der bei aller Zartheit doch auch strenge indische Stil ins Bewusstsein gerückt. Das Kastensystem, das einen völligen Gegensatz zwischen Arm und Reich, zwischen Massenbevölkerung und kleiner Elite symbolisiert, wirkt auf die meisten Mitteleuropäer wie ein Schock und bricht erst sehr langsam ein wenig auf.
Chanels kleines Schwarzes kommt mit goldener Pfauenfeder-Stickerei daher. Pfauen paradieren in den indischen Palastgärten und Parks in Scharen umher und gelten als Fruchtbarkeitssymbole.

Als Anleihe aus der Männermode des Kontinents wird die Hose, die oben gewickelt und an den Waden schmal und stramm ist, entliehen und zu Hosenanzügen im Reiterstil mit Westen verwandelt. Das strahlende Weiß der
Inder dominiert. Jodhpurstiefel ergänzen die Outfits.
Die Kollektion hat zwar alle Elemente des Themas, wirkt aber trotzdem tragbar und nicht wie Kostümgeschichte. Moderne Frauen, in etwas abgespeckter Form sind durchaus in den Kostümen und Outfits zeitgemäß angezogen, ohne verkleidet zu wirken.
Prächtige Goldlamé-Saris und wie bestickte Pashmina-Schals wirkende Abendkleider erinnern an die Provinzen Kadhmir und Jodhpur. Feinste Kurbelstickereien auf langen Abendmänteln wechseln sich mit Brokaten ab.

Der Tiger von Eschnapur stand Pate für das Ensemble, das Stella Tennant herausragend präsentierte: Brokat-Hose mit einfachem, weißen Shirt, darüber ein Traummantel in übersticktem Matelassé mit Federn garniert. Sicherlich Teile, die die Wartelisten wieder länger werden lassen und nah an der Couture sind.
Überhaupt hat sich die Art et Metiers Kollektion zu einem Ereignis herauskristallisiert, das einen der Höhepunkte im Kollektionskalender von Chanel darstellt. In keiner Kollektion kann Lagerfeld seiner Phantasie so freien Lauf lassen und langsam werden die Stecknadeln, die die Orte der Destinationen dieser Reise symbolisieren, immer enger auf der Welt.

Wir waren mit ihm schon in Monte Carlo, London, New York, Miami, London, Moskau und Shanghai. Jetzt in Bombay und nächstes Jahr werden wir sicherlich wieder ein lohnendes Ziel ansteuern. Ich freu mich immer besonders auf diese Reisen und bin gespannt, wo das nächste Flugzeug hingeht.
Karl chanelisiert die Welt und wir reisen mit—und trotzdem bleibt Chanel immer Chanel, egal wo hin das Haus Chanel als nächstes reist. Es gibt eben Dinge, die verlässlich sind und einen trotzdem immer wieder in ungeahnte Träume entführen. Chanel beherrscht das par excellence. Eine super Passage nach Indien – ich glaub ich guck mir den Film gleich heute Abend auf DvD an.
Die Kollektion ist ab Mai in den Chanel-Boutiquen und in der Rue Cambon erhältlich und wird zu einer Reise nach Indien einladen … sicherlich werden die Agraffen der absolute Verkaufsschlager werden…

Bilder: CHANEL

  • siegmarberlin
    7. Dezember 2011 at 17:04

    das Dekor ist traumhaft, die Kollektion selbst überzeugt mich nicht so, wie seine letzte.

  • peter kempe
    7. Dezember 2011 at 17:27

    @siegmarberlin
    die byzanz und shanghai waren der unübertreffliche hammer!!!trotzdem gefällt mir diese reise in den köpfen sehr-allein der gedanke ich hoffe du verstehst:-)))

  • Daisydora
    7. Dezember 2011 at 17:42

    Sehr gelungen, die Kollektion und dein Bericht, Peter …. 🙂 … und bombay 10, 11 und 16 gefallen mir am besten …

  • Butchbaby
    7. Dezember 2011 at 19:11

    würde alle teile nehmen… grossartig!

  • Carrie
    8. Dezember 2011 at 10:33

    ich mag die Kollektion sehr, besonders der Mantel bombay 9 und wie Daisy gefallen mir auch bombay 10 und 11 und Dein Bericht sehr gut peterkempe….

  • siegmarberlin
    8. Dezember 2011 at 12:48

    @ Peter kempe

    ich verstehe schon was du meinst und find diese Reise-Idee grossartig und selbstverständlich sind auch hier schöne Teile dabei, es wirkt leider irgenwie angestrengt auf mich. Byzanz war wirklich perfekt.

  • muglerette
    8. Dezember 2011 at 21:30

    sehr hübsch!!!!nur die schuhe sind mal wieder ein alptraum!!!

  • Schönheits-Schnäppchen und Gratis-Glück | styleranking - your fashion community
    9. Dezember 2011 at 15:16

    […] wer lieber in Ruhe im stillen Kämmerlein sein Glück sucht, der findet es vielleicht bei Horstsons Zusammenfassung von einem wahren Chanel-Märchen, einem bunten Einblick in die Tokyo Fashion Week bei Miss Viki […]

  • Jérôme
    13. Dezember 2011 at 01:01

    Ich mein das jetzt ganz ernst: Ich würde unheimlich gerne lesen, wie Du, Peter, zur Mode gekommen bist und wie Du Dir all das Fachwissen angegeignet hast.
    Wie immer, wie eh und je und wie „von Text zu Text“: Eine wunderbare Beschreibung Deiner Eindrücke und Deiner Fachkenntnis! Merci!

  • peter kempe
    13. Dezember 2011 at 13:43

    @ jerome
    ich hab mit 12 jahren karl lagerfeld geschrieben hab darauf ne einladung für chloe bekommen und bin seit dem ind er mode.da ich älter bin hat sich natürlich nen gewisses wissen aufgestaut.ich lebe total ind er welt und die meisten artikel schreib ich ohne recherche aus dem kopf.couture ,stil und meien arbeit sind halt meine welt….das kann man sos chlecht erklären ich leb das halt:-)))

  • Daisydora
    13. Dezember 2011 at 14:03

    @Jérôme

    So tiefenentspannte und nette Blogger wie dich finde ich ultracool und so was von angenehm.

    In unserer Branche gucken ja so viele ganz ängstlich darauf, nur ja niemand offen zu loben …. 🙂 … Ich bin dein Fan und Peters sowieso.