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Hilfe, mein Parfumflacon spricht zu mir! – Bond No. 9 bringt das erste „digitale“ Parfum

Header
Bild: Bond No. 9

Nichts gegen Smart Tags, die ich selbst programmieren kann …

… aber von allen vollkommen überflüssigen Errungenschaften und Segnungen unserer Zeit, zählen die nervigen Zeitfresser, QR (Quick Response Codes) genannt, auf Plakaten, Anzeigen und Produkten für mich zu den Schlimmsten. Selbst wenn ich nur einem Bruchteil aller Aufforderungen, den QR Code mit meinem Smartphone via passender App zu scannen nachgekommen wäre, hätte ich vermutlich seit deren Erfindung keine Zeit mehr gehabt, Bücher, Magazine und Zeitungen zu lesen. Man kann so herrlich viel Zeit damit vergeuden, wenn man nicht bemerkt, dass diese Codes als Bestandteile von Werbung uns in eine Art Endlosschleife beamen, in der die Absender uns mit allem voll sabbeln können, das sie noch dringend über ihr Produkt loswerden wollten.

Bei klassischer Werbung schalten ja viele weg. Oder man blättert drüber. Was lag also näher, als eine Technologie zu erfinden, mit der Smartphone-Nutzer freiwillig außer Rand und Band geraten und all das tun, wovon die emsigen Absender der natürlich für unsere Leben unverzichtbaren Botschaften und Services fantasieren.
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Laurice Rahmé; Bild: Bond No. 9

Als mir Horst nun die Info zu diesem Launch mailte, war mein erster Gedanke: Wozu sollen Düfte denn digital sein?
Beim Lesen der Meldung bekam ich sprichwörtlich die „Motten“. Zusammengefasst findet die Chefin des New Yorker Parfumherstellers Bond, Laurice Rahmé, es wäre immer dasselbe, was die Parfum-Industrie machte. Daher wäre es hoch an der Zeit gewesen, Parfums auf die Höhe unserer vollkommen digitalisierten Zeiten zu hieven. „We wanted to really capture what is going on in the world. Everybody is online. Everybody is mobile. So we have to do a fragrance for that world. It’s a different world.” So weit Mrs. Ramé dazu, dass mit der Erfindung des ersten Parfums in einem digitalisierten Flacon eine Lücke auch in unseren Badezimmern und so hin mitten in unserem Leben – dank der Innovationskraft von Bond No. 9 – endlich geschlossen werden kann.

Der Duft heißt http und erscheint am 30. Juni. Auf dem Zitronengelben Flacon befindet sich dann – wie schon angedeutet und im Header zu sehen – ein Royalblauer übergroßer QR Code, der Smartphone-Nutzer dann direkt auf die Bond No. 9 Website führt. Surprise, surprise, wer hätte das gedacht!

Mit 250$ seid ihr dabei. Ich erspare euch den Teil der News vom New Yorker Parfumhaus, in dem Mrs. Rahme vom Internet als digitale Nachbarschaft spricht, als meinte sie damit die Leute, die nebenan und vis-a-vis wohnen. Nun gut.
Naturgemäß ist hhtp nur online zu haben. Den Duft beschreibt der von Mrs. Rahmé angeheuerte Parfumeur, Michel Almairac, so: „‚fresh, fruity, woody‘ blend of bergamot, pineapple and juniper berry top notes, a heart of apple, blackcurrant and cedarwood and a base of patchouli, moss, musk and amber. I wanted to create a fragrance in tune with the times,“ sagt Almairac über den Duft. „A Fragrance which looks like [a] digital wave which [is] surfing on bright, contemporary and powerful notes.”
Bond No. 9 feiert bald sein 10-jähiges Bestehen. Mit dem Launch von http will man auch dieses Jubiläum gebührend feiern. Wer die Website besucht oder den Duft kauft und mit seinem Smartphone die geheimsten Wünsche der Firmenchefin befolgt, kommt in den Genuß der gross angelegten Social Media Kampagne, die anlässlich des Launch von http geplant ist.
Der Markt wird es zeigen, ob wir (sehr teure) Düfte nicht in erster Linie wegen des Duftes und des Image der Marke kaufen, sondern wegen solcher netter “Spielereien.” Auf Nahtlos findet ihr übrigens ein Interview mit der Selfmade-Women Laurice Rahmé. Der “Laden” hat immerhin schon mehr als sechzig Parfums im Sortiment und glänzt mit sehr innovativem Product-Marketing.
Mich interessiert, wie ihr es mit den QR Codes haltet. Benutzt ihr die nur, wenn Bonusmaterial oder ähnlich Interessantes lockt. Oder begeistern euch die Codes so, dass ihr den mittlerweile auf Werbung obligaten Aufforderungen schon aus purer Neugier und dem Smartphone-App-Spieltrieb regelmäßig folgt?
Bin sehr gespannt, liebe LeserInnen ….

  • Siegmar
    8. April 2013 at 13:31

    ich stimme Dir vollkommen zu, diese QR-codes überall nerven, mittlerweile habe ich einfach die App gelöscht, weil ich dabei ertappte doch mal zu schauen und meist wird man dann massiv mit Werbung zugehauen.
    Geschmackssache ist auch der Duft, in finde das Zeug „stinkt“ für 250 USD

  • Horst
    8. April 2013 at 14:14

    Wenn das so riecht wie es aussieht, dann gute Nacht Marie…
    Könnte auch nen Parfum der FDP sein

  • Monsieur_Didier
    8. April 2013 at 14:24

    …bei solchen Dingen wie Düften geht absolut nichts über eine persönliche Beratung in einer Parfümerie im entsprechenden Ambiente…
    aber weil neue Besen bekanntlich gut kehren wird auch diese Maßnahme ihre Abnehmer bzw. Adressaten finden…

    ansonsten finde ich das Flakon GRAUENHAFT…!

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    14. April 2013 at 12:20

    […] Keine Angst, ich habe Euch nicht vergessen. Mich hat unser vierbeiniger Wochenendbesuch ordentlich auf Trab gehalten. Aber hier ist er jetzt – der allsonntägliche Rückblick auf ausgewählte Horstson-Schmanckerln. 1) Darf man noch Komplimente machen, ohne einen #aufschrei auszulösen? Einen ausführlichen Bericht über das total verkorkste Zeitalter gab es von Daisydora am Mittwoch. 2) Wenn ich groß bin werde ich meine Old-School-Casio-Uhren wegpacken und mir was anständiges fürs Handgelenk besorgen. Zum Beispiel eine tolle Uhr von Zenith – Peter zeigte am letzten Donnerstag einige sehr schöne Stücke. 3) Auf Jan Who ist Verlass. Und so gab es auch letzte Woche wieder einige Musiktipps. Ich mag besonders diesen hier – die Yeah Yeah Yeahs! Mein Fazit: Musik top, Video naja … 4) Eine sehr coole Perlenkette mit geschickt platzierten Farbspritzern gibt es in der kommenden Winter-Kollektion von Chanel. Bilder und einen Bericht kann man hier sehen und nachlesen. 5) In Peter’s Cuttings ging es diesmal um die Mail Art Ausstellung “Correspondences”, die im Zuge der Espace culturel von Louis Vuitton in Paris stattfindet. 6) Daisydora stellte den ersten digitalen Duft aus dem Hause Bond No. 9 vor. Digital? Hilfe, mein Parfumflacon spricht zu mir! […]