Ausstellung

„To Audrey with Love“ – Hubert de Givenchy ehrt Audrey Hepburn

(Hubert de Givenchy und Audrey Hepburn 1982 in Paris; Photo by 1645/Gamma-Rapho via Getty Images, Jacques Scandelari; Courtesy Hubert de Givenchy)

Eine wahre Stilikone zu sein, die es über viele Jahre schafft, als Vorbild für Tausende Frauen zu dienen, ist vermutlich gar nicht so leicht. Heute gibt es die verschiedensten Arten von Frauen und Mädchen, die vermeintlich als Stilikonen dargestellt werden, die aber meistens schnell ihren Glanz durch Instagram und Co. verlieren. Namen tauchen auf und verschwinden wieder. Meist erkennt man gar keine Persönlichkeit oder einen eigenen Geschmack, sondern nur die Abfolge von Dingen, die gerade von der Modeindustrie lanciert werden. Man kann es ‚Austauschbarkeit‘ nennen – die wahren Elemente fehlen, die eben zu einer Stilikone mit Dauerhaftigkeit beitragen: Attitude und Einmaligkeit.
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Hubert de Givenchy, 1960, Foto: Robert Doisneau; Courtesy Hubert de Givenchy

Eine Person, die generationsübergreifend für Stil und Ausstrahlung steht, ist Audrey Hepburn. Noch heute inspirieren die Looks der Schauspielerin, ihre Silhouette und auch ihr Auftritt noch zahlreiche Designer zu immer wieder auftauchenden Adaptionen. Hepburns Erscheinung glich dem eines Rehes. Durch ihre frühe Ausbildung zur Tänzerin bewegte sie sich mit besonderer Eleganz. Noch heute gehören nicht nur Audrey Hepburns Filme zu unvergessenen Klassikern, auch ihre Filmkostüme begeistern uns immer wieder.
Dass Hepburn ihren eigenen Stil entwickelte, verdankt sie der Zusammenarbeit mit einem der ganz großen Couturiers des Zwanzigsten Jahrhunderts: Hubert de Givenchy. Givenchy hatte sich 1952, nachdem er bei Elsa Schiaparelli gearbeitet hatte, mit einer ganz anderen Art von Haute Couture selbstständig gemacht. Er wollte den Stil der ehrwürdigen Maßschneiderei verjüngen. Mit Hilfe einer der berühmtesten Mannequins der Zeit, Bettina Graziani, lancierte Givenchy eine Linie, die sich an wesentlich jüngere Frauen richtete. Seine aufwendige Baumwollbluse „Bettina“ wurde sein erstes Modell, das es auf die Seiten der Vogue schaffte. Sein eleganter und sportlicherer Stil als der seiner Mitstreiter, Cristóbal Balenciaga und Christian Dior, sprach sich schnell in Paris rum.

Schon ein Jahr später, 1953, kam es zur ersten Begegnung der zierlichen Schauspielerin Audrey Hepburn, die gerade mit Gregory Peck „Ein Herz und eine Krone“ abgedreht hatte, mit dem 1,98 m großen, sehr distinguierten und schüchternen Hubert de Givenchy. Givenchy und Hepburn verstanden sich auf Anhieb sehr gut. Hepburn entsprach genau dem Bild der Frauen, die er anziehen wollte. Seine Art und die Sicht auf die Mode faszinierte die sich nach Schönheit sehnende Audrey Hepburn. Für ihre Rolle in „Sabrina“ mit Humphrey Bogart kleidete Givenchy die Schauspielerin das erste Mal exklusiv ein. Das Thema schien wie für ihn gemacht: Eine Chauffeurtochter, die nach Paris an eine Haushaltschule geht, kommt als strahlender Schwan – natürlich komplett in Givenchy gekleidet – zurück, um den Söhnen des Hauses den Kopf zu verdrehen. Die Kleider, die Audrey in dem Film trug, gefielen ihr so gut, dass sie die Stücke auch privat anzog. Givenchy stattete sie von da an für jede Rolle aus – heute würde man es ‚Exklusivvertrag‘ nennen.

Filme wie „How to steal a Million“ oder „Charade“ spielt Audrey Hepburn komplett in extra von Givenchy entworfenen Kleidern, die mit Modellen aus der jeweils aktuellen Kollektion gemischt wurden. Den berühmtesten Entwurf, der zur Legende wurde und zu dem Kleinen Schwarzen der Sechziger Jahre avancierte, zeigte Audrey Hepburn in Truman Capotes „Frühstück bei Tiffany“, in der sie die Paraderolle der Holly Golightly in New York spielte.
Kleid, Film, Musik und das Buch wurden über Nacht zum Erfolg und stilisierten sie endgültig zur Ikone. Givenchy und Hepburn führten aber noch eine Neuigkeit ein, die bis dahin eher ungewöhnlich war. Ihre Zusammenarbeit propagierten sie in Modemagazinen, wie Harper’s Bazaar oder Vogue. Große Modestrecken wurden, vorzugsweise von Meistern ihres Faches, parallel zu den Dreharbeiten geshootet. Die Kostüme, Hüte und Accessoires aus den laufenden Kollektionen erschienen dann in den jeweiligen Ausgaben. Die Frauen strömten reihenweise in die Kinos, um Audrey Hepburn in den Entwürfen zu sehen. Für den Film „Funny Face“ entwarf Hubert de Givenchy eine ganze Kollektion, die dann in dem Film vorgeführt wurde. Richard Avedon komponierte parallel die Motive, die dann von Fred Astaire in der Rolle des Fotografen im Film an den verschiedensten Locations in Paris aufgenommen wurden.
Audrey Hepburn konstatierte in Vogue: „Givenchys Kleidung ist die einzige, in der ich mich wie mich selbst fühle. Er ist mehr wie ein Designer, er formt Persönlichkeiten.“ Eine Liebe und Freundschaft fürs Leben.
Audrey Hepburn und Hubert de Givenchy verband eine enge Freundschaft, die länger als jede der Ehen dauerte. Bis zu ihrem Tod sah man die Schauspielerin nie mehr in etwas anderem als in den Entwürfen des Modedesigners.
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Buchcover zu ‘To Audrey with Love’, Skizze von Hubert de Givenchy, Audrey Hepburn trägt ein Ensemble aus ‘Breakfast at Tiffany’s’ (1961)

Hubert de Givenchy, heute noch lebende Legende, betrieb sein Modehaus bis 1995. Bereits 1988 widmete eine Ausstellung im Gemeentemuseum Den Haag der Freundschaft der Schauspielerin und dem Modedesigner: „Haute Couture von Givenchy – getragen von Audrey Hepburn“.
Viele Retrospektiven folgten für Hubert de Givenchy, zuletzt 2014, kuratiert von Eloy Martínez De La Pera Celada im Thyssen-Bornemisza Museum in Madrid. Mit ihm gemeinsam entstand die Idee für die Ausstellung „To Audrey with Love – Hubert de Givenchy und Audrey Hepburn“, die jetzt im Gemeentemuseum Den Haag den Focus auf die Filmkostüme und deren Entstehung setzt. Skizzen, Samples, viele Originalmodelle und sehr emotionale Exponate zeigen die Liebe, die der Couturier und die Schauspielerin zu Mode und dem Handwerk der Couture empfanden. Jedes Kostüm hat seine eigene Geschichte und die Zeitlosigkeit und Modernität werden dem Besucher bewusst. Viele der Exponate würden heute eins zu eins funktionieren, andere sind ganz auf die Persönlichkeit und auch auf die Rolle zugeschnitten…
Eine Ausstellung, die sich nicht nur an Hepburn Fans oder Modefreaks richtet, sondern an alle, die sich für Filmgeschichte interessieren.

Eines wird durch die Ausstellung klar – zur Stilikone kann man nicht durch Kleidung werden, selbst wenn man den besten Designer an seiner Seite hat. Es liegt an etwas Unsichtbarem; etwas, was man nicht kaufen kann. Und es liegt an der kongenialen Kombination zweier Menschen …

To Audrey with Love – Hubert de Givenchy und Audrey Hepburn
Gemeentemuseum Den Haag
Adresse: Stadhouderslaan 41, 2517 HV Den Haag, Niederlande

Die Ausstellung läuft noch bis zum 26. März 2017

  • Siegmar
    30. November 2016 at 15:02

    Toller Bericht und natürlich eine wirklich Ikone