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Ist Makellosigkeit ein Makel?

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Bilder: & Other Stories

Vor einigen Tagen hatte ich das erste Mal einen flüchtigen Blick auf die neue Kampagne von „& Other Stories“ geworfen. „& Other Stories“, Ableger des Textildiscounters „H&M“ und Bloggers Liebling, bedient sich darin einer Idee, die nicht unbedingt neu ist, die aber allgemein als „politisch korrekt“ angesehen wird: Models, die auf den ersten Blick nicht aussehen wie Models, werden rund um den Globus gecastet und in den Bildern als „reale Frauen von nebenan“ dargestellt: Tattoo hier, Achselhaar da – man könnte meinen, dass sich jede Frau irgendwie mit den Models, die keine Models sind, identifizieren kann.
Ich finde derlei Kampagnen dumm.
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Bild: Esprit

Klar haben die Bilder eine – oberflächlich betrachtet – gute Message. Das erklärte Ziel lt. Pressemitteilung: „etwas in Bezug auf die Betrachtungsweise des weiblichen Körpers zu ändern“. Philosophisch betrachtet mag diese nahezu romantische Sichtweise auf die Menschheit irgendwie auch stimmen, nur trauen sich Firmen wie „Esprit“, „Dove“ und aktuell „& Other Stories“ nicht den letzten Schritt – das wäre dann nämlich wirklich die Durchschnittsfrau mit „richtigen“ Fettpolstern, unreiner Haut und schiefen Zähnen inszenieren. Das Problem ist, dass ein Hallux valgus sich leider nicht so hübsch in Szene setzen lässt, dass Blogs wie Onlinemagazine den Mut einer Textilkette feiern, der kein Mut, sondern Marketingstrategie ist.

Das Problem bei solchen Kampagnen ist auch, dass sie – unbewusst – das Schönheitsideal verlagern: Wenn Frauen wie die Bloggerin Helin Honung, die Cellistin und Model Kelsey Lu McJunkins und Texterin Ida Jagerfelt in der „& Other Stories“-Kampagne exemplarisch dafür stehen, Vielfalt und „Mut zum Makel“ zu propagieren, wie fühlt sich die Frau, die wirkliche Makel hat und das bis zu dieser Kampagne vielleicht gar nicht wusste? Oder ist Makellosigkeit mittlerweile schon ein Makel?

  • Timo
    15. Dezember 2015 at 13:45

    Sehe ich genauso, fand die Esprit-Kampagne aber noch schlimmer

  • Siegmar
    16. Dezember 2015 at 10:35

    daneben und überflüssig