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Haim x „Something To Tell You“

Es ist 5 Jahre her, dass ich über irgendein amerikanisches Musikportal auf die drei Mädels aufmerksam wurde und „Forever“ ging mir, wie vielen anderen, sofort nicht mehr aus dem Ohr. Und auch wenn ich nach einem sehr „Fuck“-lastigen Konzert der Mädels im Grünen Salon kurz etwas ernüchtert war, entwickelte sich „Days Are Gone“ zum zweiten textlich fast auswendig gelernten Album nach „No Angel“ von Dido und ja ich weiß, der Vergleich ist mehr als unwürdig.

Eines der unverständlichen Phänomene und wahrscheinlich zeitgleich auch Geheimnisse dieser Mädels ist die Tatsache, dass es drei Geschwister sind. Zu dritt auf der Bühne und dahinter funktionieren? Anscheinend kein Problem. Ebenso wenig wie ein Musikvideo zu drehen, das im Grunde nur aus Laufen und leicht amateurhafter Performance besteht und trotzdem so cool rüberkommt, wie jedes bis ins Detail durchchoreografierte Protzstück. Vielleicht ist es ja die LA-Coolness, die ihren Teil dazu beiträgt. Wahrscheinlich ist es aber dieses Gesamtpaket aus Down-to-Earth-Mentalität, Chloe-Girl-Attitüde und dann doch Superstar-Aura, denn immerhin sind sie in Taylor Swifts Squad. Dieses Gesamtpaket, bestehend aus Danielle, Alana und Este Haim, hat heute (endlich) ihr zweites Album veröffentlicht. Es heißt „Something To Tell You“ – und zu erzählen haben die Girls nach all den Jahren eine ganze Menge.

Die erste Single „Right Now“ wurde als Studioaufnahme veröffentlicht und man dachte: Verdammt, dieser Song ist wie ein ewiges Vorspiel ohne Orgasmus und das die letztendlich finale Version sicher anders sein wird (Spoiler: Nein). Aber was gibt es manchmal Schöneres als ein ewiges Vorspiel? Dann kam die „richtige“ erste Single „Want You Back“. Was? Man hatte den Eindruck, dass dieser Song jetzt aber schon etwas banal für HAIM klingt. Nach mehrmaligem Hören war aber klar: Vielleicht im ersten Moment banal aber dann doch grandios. Ich kann euch beruhigen, denn das Album ist weder auf den ersten noch zweiten Blick in irgendeiner Weise banal. „Nothing’s Wrong“ geht gleich in den 80er Vibe und führt uns mit der dritten vorab veröffentlichten Single „Little Of Your Love“ zum typischen HAIM-Sound. Grundsätzlich haben viele Songs auf dem Album wie z.B. auch der Titelsong sehr viele 80er Reminiszenzen, ohne sich aber so richtig festlegen zu können/wollen. So kommt dann ein Song wie „You Never Know“ und grooved sich ganz locker zwischen die anderen Songs. „Kept Me Crying“ erinnert vom Beat stark an „The Wire“ aus dem vergangenen Album und „Walking Away“ ist Sound-Neuland für HAIM, klingt es doch fast schon nach coolem R&B, aber eben mit HAIM-Einschlag. Nach noch viel mehr Soundperlen und Summervibes, endet das Album dieses Mal mit einem sphärischen Pling-Plang Song namens „Night So Long“ und zurück bleibt der Wunsch, dass sich wirklich jeder diesen Sommer eben diese Nächte mit diesem Album um die Ohren schlägt!