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Fünf Kontinente – Dior Haute Couture Herbst-Winter 2017-2018

(© Adrien Dirand)

Die Dior-Haute-Couture-Show am 3. Juli 2017 fand an einem Ort mitten in Paris statt, der eng mit der Geschichte Frankreichs verbunden ist: Vor dem Invalidendom, in dem sich das monumentale Grab von Napoleon I. befindet. Ein Platz, den jeder Franzose kennt, den täglich viele Touristen aus aller Welt besuchen und der eines der Wahrzeichen der französischen Hauptstadt ist. Christian Dior besuchte den Dom häufig als Kind, wenn er mit seinem Vater aus Granville kam und dieser geschäftlich in Paris war und sonntags mit den Kindern lange Spaziergänge und Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten machte.
Das Haus Dior feiert nicht nur siebzigsten Geburtstag; Maria Grazia Chiuri liebt die Geschichte des Hauses und vor allem das Stilempfinden und die Geschichten um Christian Dior selbst. Augenscheinlich ist in ihren bisher vorgestellten Kollektionen – besonders in der Haute Couture – dass sie sich an den heutigen Bedürfnissen der emanzipierten und im Leben stehenden Frauen orientiert und eng an die Heritage und den Elementen, die Christian Dior als Grundlage legte, hält.

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Chanel Haute Couture Fall/Winter 2017 – Paris bleibt immer der Eiffelturm

(Chanel Haute Couture Fall/Winter; Dekor; Foto: Olivier Saillant)

Wenn Karl Lagerfeld während der Couture-Woche seine Herbst/Winter-Kollektion für das Haus Chanel zeigt, ist es ein wenig so, als wenn die sonst im rasanten Tempo agierende Modebranche kurz innehält und sich auf das besinnt, was den Kern dessen ausmacht, was man als „Haute Couture“ bzw. „die Wurzeln der Mode“ betiteln könnte.

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Dior Haute Couture Spring/Summer 2017 – Im Zaubergarten der Maria Grazia Chiuri

Mit großer Spannung wurde während der Haute-Couture-Woche der Premierenkollektion bei Christian Dior entgegengesehen, die in vieler Hinsicht bemerkenswert ist. Denn nachdem Maria Grazia Chiuri als neue Designchefin von Valentino zu Dior wechselte und ihre erste Prêt-à-porter für das Frühjahr 2017 in relativ kurzer Zeit kreieren musste, konnte sie sich auf die Haute Couture mit mehr Zeit vorbereiten.
Nicht nur, dass sich alle Welt fragte, wie die erste Frau, die für die Entwürfe des Hauses verantwortlich ist, die Dior-Frau sieht; Maria Grazia Chiuri muss auch den Vergleich mit ihren Vorgängern bestehen, die verschiedene Interpretationen der Philosophie des Begründers ablieferten. John Galliano stand für Opulenz und großes Theater, Raf Simons hingegen für Design, pure Umsetzung der Dior-Heritage und Brüche mit cleaner Linie.

Genau vor 70 Jahren, am 12. Februar 1947, hatte Christian Dior seine berühmte „La Ligne Corolle“ den von der amerikanischen Presse betitelten „New Look“ vorgestellt, der ihn im Handumdrehen zum berühmtesten Modeschöpfer der Nachkriegszeit werden ließ.
Christian Dior träumte nach entbehrungsreichen Zeiten davon, dass Frauen mit schlanker Taille und langen Röcken in einer Art modernisierter Fassung der Garderobe seiner eleganten Mutter wieder die gesellschaftliche Eleganz entdeckten. Sein „Tailleur Bar“, genäht von dem jungen Pierre Cardin, bildet, genau wie die schwarzen Taft-Abendkleider und die Cocktailkleider mit Kuppelsilhouette, bis heute die Codes des Hauses.
Viele Geschichten und Hunderte der Modelle, die Christian Dior bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1957 kreierte, sind Legenden. Jede Saison änderte er die Linie und gab jeder der Kollektionen Namen die um die Welt gingen und die die Mode umkrempelten. Mal gingen die Rocksäume hoch oder runter, mal betonte er die Schultern und die Taille. Mit der A- und H-Linie von 1954 stiftete er große Unruhe, weil er sie binnen kürzester Zeit umwarf. Christian Dior liebte Blumen, sein Glücksbringer waren Maiglöckchen und er verwendete bei seinen Kollektionen leidenschaftlich gern Stickereien, die Kleider zu ganzen Gärten werden ließen.

Dass Christian Dior nicht nur ein Träumer, sondern auch eines der größten Talente des 20. Jahrhunderts war, beeindruckte Maria Grazia Chiuri so sehr, dass sie sich tief mit den Kreationen und den Materialien des Gründers befasste. Ihre Haute Couture ist eine Hommage an viele der besten Entwürfe von Christian Dior. Als Frau geht sie genau darauf zurück, was das Alleinstellungsmerkmal des Hauses ausmacht – der Glamour der Endvierziger und Fünfziger, die großen Abendroben und die Welt der Inspirationen die Dior bei seinen intellektuellen Freunden bekam.

Das Dekor der Schau im Musée Rodin glich einem Zaubergarten, der in französischer Manier wie ein Labyrinth, aber mit der Attitüde eines Feengartens, auf grünen Samtkissen dazu einlud, auf den Hecken Platz zu nehmen. Eine Atmosphäre, die an die großen Bälle, aber auch die Inszenierungen von Diors Freunden, Jean Cocteau und Christian Bérard, erinnerten. Schon mit diesem Setdesign setzt Maria Grazia Chiuri ein Zeichen: Sie will Dior in eine luxuriöse und träumerische Welt zurückbringen – etwas, was die Kunden bei der Haute Couture, die eine wichtige wirtschaftliche Rolle im Haus spielt, erwarten.

Das bei Dior in den letzten Jahren sehr verjüngte Couture-Klientel will auch im Jahr 2017 in dieser von aufwendigsten Handwerk, Material und Verarbeitung Luxus geprägten Kollektion das haben, wo wirklich der Dior-Spirit drin steckt und nicht nur draufsteht. Tagesgarderobe sucht man eher in der Prêt-à-porter, die Ateliers liefern viele Hochzeits- und Anlasskleider aus.
Und dieser Spirit wird vom ersten Modell, der – es sei gleich vorweggenommen – atemberaubend schönen und weiblichen Kollektion sofort sichtbar und spürbar. Fast bei jedem der Durchgänge eine Reminiszenz an die Legenden des Hauses und mit dem unnachahmlichen Stil, den Maria Grazia Chiuri in dem Zeitgeist entsprechende, moderne Haute Couture übersetzt. Obwohl sie selbst emanzipiert ist und italienisch-sportlich erscheint, schafft sie es, in einer Saison alles, was Dior so pariserisch und französisch ausmacht, aus den Handwerkern herauszuholen und ein raffiniertes, aber in keiner Weise lautes Bild zu erzeugen.

Die Kostüme der ersten Durchgänge wirken wie Reinkarnationen der „Tailleurs Bar“ und an die erste Winterkollektion 1948. Sie spielt mit taillierten „Grain de Poudre“-Jacken, die die Hüften betonen und mit züchtigen Revers – wie bei einem Smoking – ausgestattet sind. Schneiderkostüme, die mit Satin oder Samt besetzt sind, als Kleid, mit Cape oder Kapuze zu langen, an die Knöchel reichenden Röcken die Rückkehr der Wurzeln symbolisieren. Obwohl fast sakral-schlicht nur in Schwarz gehalten, repräsentieren sie genau die Eleganz, von der Frauen in der Haute Couture träumen und repräsentieren auf einen Schlag 70 Jahre Dior-Tradition mit ungeheurer Aktualität. Zarte, fast transparente Masken eröffnen den Ball und fast die gesamte Frühlings-Couture, bis auf wenige Ausnahmen, wie einem Hosenanzug mit lässiger Galonhose, besteht aus Cocktail- und Abendkleidern.

Sehenswert waren die schlichten Frisuren, die mit Haarreifen Erinnerungen an die Fontane (eine hohe, über einem Gestell aus Draht aufgebaute Haube) des Hofes wach werden ließen. Der Höhepunkt der Reminiszenz an Christian Dior ist ein Modell, dessen Gesicht von floralen, mit Satinbändern aus Mohn und Sommerblüten umspielt wird. Ein Motiv, das Christian Diors Freund, der Maler Marcel Vértes, genau so zur Befreiung Frankreichs durch die Alliierten zeichnete.

Sehr schön die Plissees, gefertigt in den Ateliers von Lognon, der Chiffon und der dunkelblaue und schwarze Samt. Weitere Highlights waren die kunstvoll drapierten Fächerplissees, die Klatschmohnstickereien und die floralen Bouquets – alles très Dior im Stil von Maria Grazia Chiuri. Auf nachtblauem Samt schwimmt ein großer goldener Pulpo wie bei einer Nixe vorbei, kunstvolle Krakelee-Stickereien überziehen ein messingfarbenes Fin-de-Siècle-Kleid. Das französische Abendcape, ein Liebling von Christian Dior, ersteht neu in schwarzem Samt und in zartem grünem Chiffon und kommt bestickt mit Glücksklee eine Sommerfee daher.

Maria Grazia Chiuri schafft es, Opulenz bemerkenswert schlicht erscheinen und Traumroben auferstehen zu lassen, die nicht prätentiös wirken. Drapierter Chiffon unter einem in vielen Volants gelegtem Dégradé-Cape knüpfen unmittelbar an die große Couture-Zeit der Fünfziger an und werden sicherlich auch von modernen Dior-Prinzessinnen fleißig geordert werden.
Mit der großen 1924 geborenen Künstlerin Claude Lalanne, die gemeinsam mit ihrem Mann François legendäre Designs geschaffen hat und lange mit Yves Saint Laurent zusammenarbeitete, erschuf sie paradiesischen Schmuck, der Schlangen und große Blüten um die Hälse der Models sich winden lässt oder dekorativ die Arme schmückt.

Am Abend nach der Schau veranstaltete Dior einen Maskenball im Musée Rodin, der nicht nur eine Hommage an die gelungene Kollektion von Maria Grazia Chiuri war. Der Ball setzte mit seinen Einhörnern und fantasievollem Treiben das Zeichen, dass mit Maria Grazia Chiuri genau das wieder in das Haus in der Avenue Montaigne eingezogen ist, was die DNA von Dior ausmacht. Den Frauen die romantischen Träume zu geben, die den Alltag ganz weit entrücken lassen und von der jedes kleine Mädchen träumt. Glamour ohne Kitsch – Bravo Maria Grazia Chiuri!

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Chanel Haute Couture Frühjahr/Sommer 2017 – Mirrored Dreams

(Lily-Rose Depp in Chanel Haute Couture Frühjahr/Sommer 2017; Foto: Lucile Perron)

Eine der berühmtesten Treppen der Welt ist die in Hunderten Facetten verspiegelte Treppe, die zu Gabrielle ‚Coco‘ Chanels Haute-Couture-Salons und Ateliers in der Rue Cambon in Paris führt. Als Chanel Anfang der dreißiger Jahre ihr Haus renovierte und gemeinsam mit Paul Iribe und dem Innenarchitekten José Maria Sert ihren bis heute gültigen Stil schuf, galt die Treppe als eine der Sensationen von Paris. Die Schlichtheit und gleichzeitig die Möglichkeit, durch die Spiegelungen das ganze Treiben im Haus beobachten zu können, waren etwas völlig Neues. Bis ins hohe Alter saß Coco Chanel gern auf dem beigefarbenen Teppich der Stufen und achtete bei den Vorführungen genau darauf, wie sich die Models bewegten und wie ihre Kundinnen reagierten. Die Treppe und die Spiegel wurden zu einem der Codes des Hauses, die Karl Lagerfeld jetzt für die Haute Couture Spring 2017 für das Dekor des Grand Palais übersetzte.

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Live Stream: Dior Haute Couture Spring/Summer 2017

Premiere: Heute, 14:30 Uhr, zeigt Maria Grazia Chiuri ihre erste Haute-Couture-Schau für Dior in Paris.
Kein Haus steht bei seinen Designs so für das Bekenntnis zur Weiblichkeit wie Dior. Nach fast siebzig Jahren ist das erste Mal eine Frau für die Entwürfe der Haute Couture verantwortlich – eine Novität, blickt man auf die ehemaligen Designer des Hauses. Christian Dior, Yves Saint Laurent, Marc Bohan. Gianfranco Ferré, später dann John Galliano und Raf Simons – die Fußstapfen, die Maria Grazia Chiuri füllen muss, sind groß. Wir sind uns sicher, dass die Italienerin dieser Aufgabe gewachsen ist.

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Fendi Haute Couture – East of the Sun and West of the Moon

Am 7. Juli 2016 fand in Rom eine der spektakulärsten Haute Couture Schauen statt, die sowohl von der Location als auch von der Kollektion einen traumhaften Höhepunkt der Herbst/Winter-Saison in diesem delikaten Metier, das die Krone der Schneiderkunst darstellt, bildete. Das Haus Fendi hatte mehrere Gründe, um zu diesem, einem Sommermärchen gleichenden Veranstaltung einzuladen: Zum einen das neunzigjährige Jubiläum des Hauses, von denen 51 Jahre Karl Lagerfeld für die künstlerische Leitung und die Kreation zuständig ist, und zum anderen natürlich der frisch renovierte Palazzo Fendi, der nur einen Steinwurf von einer der Touristenattraktionen der Ewigen Stadt gelegen ist, der Fontana de Trevi – dem „Trevi-Brunnen“.

Die Fontana de Trevi gilt als eine der imposantesten Brunnenanlagen der Welt. Sie ist im Barock als eine Art „Weltwunder“ zwischen 1732 bis 1762 von dem Architekten Nicola Salvi errichtet worden. Brunnen spielen gleichermaßen für Rom und Fendi eine große Rolle. Karl Lagerfeld drehte dort bereits in den Siebziger Jahren zusammen mit seinem Lebenspartner Jacques de Bascher einen Film für das Pelzmodehaus und ließ sich immer wieder davon inspirieren.
Fendi finanzierte in den letzten Jahren die Grundsanierung des Denkmals, das spätestens seit dem Film „La Dolce Vita“ mit Marcello Mastroianni und Anita Ekberg, in dem der Brunnen eine zentrale Rolle spielt, jedes Kind kennt. Dass die Ekberg damals in den Brunnen sprang, ist unvergessen und wäre heute sicherlich keinerlei Skandal mehr. Die Gesellschaft der Nachkriegsjahre sah das etwas anders …
Ein Modedefilee eines römischen Couture Hauses hat hingegen noch nie an diesem Ort stattgefunden. Seit dem letzten Jahr zeigt Fendi auf Betreiben Karl Lagerfelds jedes Jahr im Juli eine Haute Fourrure Kollektion, die zwar Pelze enthält, aber eigentlich eine komplette Haute Couture Range bietet. Es handelt sich hierbei um „die Meisterschaft der Handwerker der Pelzateliers des Hauses und das artisanale Handwerk“, wie Karl Lagerfeld erklärt – also „Made in Italy“ mit dem „Made in France“ der Künstler von Stickereien von Lesage oder Blumen- und Federkreationen von Lemarié vereinigt.

Die „Legends and Fairytale Haute Fourrure Collection“ wurde auf einem Plexiglas-Runway präsentiert, der über das erleuchtete Becken der Riesenfontäne im Licht des Sonnenuntergangs führt. Als wenn das noch nicht genug Romantik ist, zeigte Karl Lagerfeld eine märchenhafte Kollektion, die an Details nicht zu überbieten ist. Topmodels, wie Kendall Jenner oder Bella Hadid, schwebten wie Feen über den Laufsteg und zeigten das, wofür Karl Lagerfeld steht: nicht „nur“ Mode, sondern eine ganzheitliche literarische und kunstgeschichtliche Interpretation.

Jugendstil und deren Illustratoren haben es in dieser Saison Karl Lagerfeld besonders angetan. Dabei greift er in die Tiefe der Kiste seiner Lieblingsbücher. Schon als Kind liebte er zwei Bücher besonders. Er verwahrt sie bis heute: Das Buch „Der kleine König“ von Fritz von Ostini mit den Illustrationen von Hanns Pellar und dann natürlich die berühmte Sammlung skandinavischer Märchen „Östlich von der Sonne und westlich vom Mond“, aufgeschrieben von Peter Christen Asbjoernsen und illustriert von Kay Nielsen aus dem Jahre 1914. Genau diese Zeichnungen durchziehen in ihrer Opulenz die Fendi-Kollektion und erzählen von unglücklichen Liebenden, edlen Prinzen, magischen Winden, unterirdischen Palästen, hohen Burgen und abscheulichen Trollen. Lagerfeld lässt die Prinzessinnen in den Kreationen erwachen und in einer magischen Welt, übersetzt in Mode und komplizierteste Techniken und Materialien, schmücken sie sich mit kostbaren Pelzen und elfenhaften Kleidern. Wie tief er im Thema drin ist, zeigt, dass er nur kurz zuvor Haute Couture Stickereien zeigte, die von Kay Nielsens Vorbild, dem englischen Illustrator Aubrey Beardsley, angeregt waren. Es gibt nur Perfektion bei Karl Lagerfeld – eine Herangehensweise, die ihn zu einem Ausnahmekünstler werden lässt.
Das Buch ist übrigens auch Nicht-Modefreaks zu empfehlen und glücklicherweise in der Originalversion im TASCHEN Verlag wieder aufgelegt.

Was dann auf dem Laufsteg zu sehen war, erfordert im Durchschnitt 200-600 Stunden Arbeit in den Ateliers und setzt die Vision von Lagerfelds Entwürfen und der erfahrenen Umsetzung der Fendi-Codes durch Silvia Venturini Fendi, die seit vielen Jahren an seiner Seite weilt und die Accessoires entwirft und koordiniert, voraus. Die Ergebnisse kann man nur als „Coutureträume“ und als ein Feuerwerk der Ideen bezeichnen. Die Passage der Looks markierte genau den Übergang vom Tag zur Nacht.

Das Farbspiel reichte von Tageslicht Pastellen wie zartem Pink und Weiß in Organza und transparentem Tüll. Dazu handgemalte Stoffe, bestickte Spitze und leichte samtige Jacquards.
Wenn die Sonne untergeht, kommt der Wald näher und dunkelblaue Töne kommen hinzu. Die leichten Materialien werden mit Kaschmir und Pelz gemischt und bekommen so mehr Gewicht. Die aus- und eingelassenen Pelze (so nennt man die Technik der Verarbeitung) sind eine Spezialität der Ateliers und sind in dieser Kollektion sogar bemalt oder zu „Patchwork“ verarbeitet.

Die Nacht wird symbolisiert durch das vermehrte Aufkommen von Schwarz, das die Verzierungen und Ornamente in Schichten wie Scherenschnitte in Reliefs erscheinen. Samt, gecuttetes Leder und Kaschmir dominieren auch hier. Blumengärten als Motive vor dem Nachthimmel lassen die nordischen Märchen auf der Fontana de Trevi zur Couturelegende werden.

Opulenz und eine märchenhafte Reizüberflutung mit unendlichen Details, die Traumwelten auferstehen lassen und uns zeigen, dass in der Couture so viel möglich ist und das sicherlich auch von der Klientel, die so viel Geld für ihre Maßkreationen bezahlt, erwartet wird. Fast alle Kreationen sind lang und voluminös. Die Kleider romantisch linear und es finden sich nur wenige kurze Mäntel und Kleider bei den Layerlooks. Feen tragen eben nicht kurz, das gibt es in keinem Märchen …

Eine weiche, wie ein Halbmond geschnittene Eidechsenleder Pochette, entworfen von Silvia Venturini Fendi, erscheint bestickt mit den Hauptmotiven der Märchen oder barocken Elementen. Prinzessinnen, Bäume und Insekten tummeln sich auf den Taschen. Die Schuhe erinnern an viktorianische Schnürstiefel, die, ebenfalls mit ihren Motiven bestickt, wie einer fantasievollen Mary Poppins gestohlen wirken.

Eine Kollektion zum Träumen und mit dem Hinblick darauf, dass die Ateliers von Fendi beweisen möchten, dass sie in ihrer Nische das Unmögliche können und seit nunmehr 90 Jahren auch dafür stehen, das Rom das Zentrum für die Alta Moda, dem italienischen Gegenstück zur Haute Couture, ist. Während Mailand für das Prêt-à-porter steht und auch Fendi dort seine Kollektionen zeigt, gewinnt Rom auch durch die Rückkehr der Valentino-Couture an Bedeutung. Früher wurden unter dem Motto „Donna sotto le stelle“, was so viel wie „Frauen unter den Sternen“ heißt, von mehr als 15 Couturiers, wie Pino Lancetti, Valentino oder Rocco Barocco auf der Spanischen Treppe gezeigt, wie die italienische Sicht auf das Metier war …

Die Fendi-Modenschau auf dem transparenten Laufsteg, der die Models über das Wasser gehen und ein Stoff gewordenes Märchenbuch auferstehen ließ, werden die meisten Gäste bestimmt nicht vergessen, so beeindruckend und romantisch war es …

Karl Lagerfeld und Silvia Venturini Fendi arbeiten kongenial und zeigen, dass die konsequente Individualität und das Bekenntnis zu Handwerk und Qualität die Zukunft der nächsten 90 Jahre ist und ihre Accessoires und ihr Prêt-à-porter durch die Alta Moda eine noch stärkere Strahlkraft bekommen …

Ein römisches Sommermärchen auf der Fontana de Trevi – Fendissime!

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Chanel Haute Couture Winter 2016/17 – Inside Couture Ateliers

(Bild: Olivier Saillant)

Was macht Haute Couture aus und was unterscheidet sie von der von unglaublicher Perfektion besessenem Prêt-à-porter? Eine Frage, die wir immer wieder auf Horstson zu erklären versuchen. Am besten lässt sie sich natürlich beantworten, wenn man die vier Couture Ateliers in der Rue Cambon Nummer 31 in Paris besucht. Die vielen Handwerker der Paraffections Ateliers arbeiten der anspruchsvollsten Gattung von Kleidung zu, die zwar auf Modellen vorgeführt wird, die aber nach den individuellen Maßen, den Bedürfnissen und der Vorstellung der Kundin angefertigt wird. Teilweise benötigt ein Kleid, inklusive Stickereien und Hunderten Arbeitsschritten bis zu 1.500 Stunden. Dabei sind bei den Vorbereitungen mehrere der, wie der Franzose sie nennt, „Petit Mains“ beschäftigt. Das Nähen liegt aber bei einer Kraft mit langjähriger Erfahrung, der sogenannten „Premier Main“. Dazu gibt es in den vier Ateliers zwei „Flou“-Ateliers für fließende Stoffe, Kleider, Abendroben und den Brautkleidern und den zwei „Tailleur“-Ateliers jeweils die Direktrice, die Karl Lagerfelds Zeichnungen lesen und sie in die Schnitte technisch umsetzen kann. Sie ist die Schnittstelle zwischen der Fantasie des Entwurfs und der dreidimensionalen Umsetzung in die Stoffe.

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Fendi präsentiert Haute Fourrure in Rom

(Bild: Courtesy of Fendi)

Die erste Haute Fourrure wurde im vergangenen Jahr noch in Paris gezeigt, doch Fendi zieht es wieder nach Rom. Doch schon damals war das Pariser Théâtre des Champs-Élysées, also der Ort, an dem die Kollektion präsentiert wurde, so italienisch wie noch nie: Das Bühnenbild, eine Hommage an Giorgio de Chiricos Gemälde Piazza d’Italia con Arianna, verlegte die Schau kurzerhand von Paris nach Rom – zumindest im übertragenen Sinne und natürlich nicht ohne Grund: „Es sieht aus wie Fendis neuer Hauptsitz im Palazzo della Civiltà Italiana,“ wie Karl Lagerfeld damals der Harper’s Bazaar das Bühnenbild erklärte. „Der Palazzo ist das berühmteste Bauwerk jener Epoche. Ich fand ihn etwas übertrieben, habe mich aber daran gewöhnt. Außerdem liegt er in der Nähe des Privatflughafens, also ist das für mich in Ordnung.“

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Wahre Werte – CHANEL Haute Couture Frühling-Sommer 2016

Bild: Olivier Saillant

Karl Lagerfeld präsentierte am Dienstag im Grand Palais eine der schönsten CHANEL Haute Couture-Schauen der letzten Jahre. Es war seine Reaktion auf eine Welt, die sich immer schneller dreht. Gleichzeitig lieferte Lagerfeld seine Antwort auf die politischen Krisen: Die Entschleunigung und die Rückbesinnung auf die nordische Klarheit – immer unter Berücksichtigung der Codes des Hauses.
Das Dekor der Show, ein großer Schrein aus Naturholz, gab erst zum Ende der Show sein Geheimnis preis: Ein zur Entspannung einladender Grasgarten, der einen mit Wegen aus Naturholz abschalten und die Hektik vergessen ließ.
Was viele der jüngeren asiatischen Besucher, die eine neue Generation der Couture-Kundinnen bilden, für einen japanischen Zengarten hielten, war eine Hommage an den Norden mit seinem endlos blauen Himmel und die große Liebe von Karl Lagerfeld zu Dichtern wie August Strindberg und Henrik Ibsen.

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Yves Saint Laurent Couture – Neustart 24, Rue de l’Université

Bild: Hedi Slimane; Saint Laurent Paris

Es liegt auf der Hand, was Saint Laurent jetzt bekanntgegeben hat: Auf ganz eigene Art und ganz im Sinne des eigenwilligen Hedi Slimane belebt das Haus seine Haute Couture neu. Das Potenzial lag, nach der letzten Schau von Yves Saint Laurent im Jahre 2002, im Grunde genommen brach, und das, obwohl es, wie die Umsätze aus den Couture-Abteilungen von Dior, Chanel und Valentino deutlich machen, weltweit immer mehr Couture-Kundinnen gibt. Die Couture-Kollektionen sind zu einem wirklichen Umsatzfaktor geworden und tragen nicht nur, wie häufig niedlich heruntergespielt, zum Image des Hauses bei …

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